Wirtschaft

Schuldenabbau bei Bank of America Drillisch macht bei Freenet Kasse

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Mobilfunkanbieter Drillisch geht überraschend auf Distanz zu Freenet. Die Hälfte des Anteils an dem Rivalen wird zu Geld gemacht. Mit dem Paket werden zum großen Teil Schulden bei der Bank of America getilgt.

Der Mobilfunk-Anbieter Drillisch verkauft mit Gewinn überraschend die Hälfte seiner Anteile am Konkurrenten Freenet. Sah es bisher so aus, als würden Drillisch und Freenet zusammenrücken oder gar fusionieren, gibt Drillisch nun 10,40 Prozent des Freenet-Kapitals an die Bank of America ab. Drillisch bleibt noch mit weiteren rund 10,44 Prozent an Freenet beteiligt.

Wie das im TecDax notierte Unternehmen in Maintal mitteilte, tilgt es mit dem Erlös bei der Bank Schulden in Höhe von 136 Mio. Euro und weitere Verbindlichkeiten aus Kurssicherungsgeschäften, die es beim Kauf der Freenet-Aktien eingegangen war. Als Gewinn vor Steuern verbucht Drillisch 151 Mio. Euro. Die Bank of America bezahlte im Schnitt 18,51 Euro je Freenet-Aktie.

Bei Freenet stellt dieser Schritt die Welt nicht auf den Kopf. Denn bei den Büdelsdorfern stand trotz der hohen Beteiligung von Drillisch eine engere Verzahnung der beiden Unternehmen nicht auf dem Programm. "Wir haben ein starkes operatives Geschäft und konzentrieren uns darauf", sagte Finanzvorstand Joachim Preisig jüngst.

Übernahme ist Geschichte

Die beiden Unternehmen verbindet einiges: Beide sind Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz, die ihre Mobilfunkkapazitäten von der Deutschen Telekom, Vodafone, Telefonica und E-Plus einkaufen. Drillisch hatte vor einigen Jahren gemeinsam mit United Inernet versucht, Freenet zu übernehmen und auszuschlachten. United Internet sollte das DSL-Geschäft bekommen, Drillisch die Mobilfunkkunden. Doch Freenet wehrte sich und lehnte die Zusammenarbeit ab.

Später kaufte Drillisch weitere Aktien auf und stockte den Anteil auf mehr als 20 Prozent auf. Der Aufsichtsrat von Freenet versuchte, Drillisch auf Abstand zu halten. Doch auf der Hauptversammlung kam es zum Eklat. Drillisch gelang in einem spektulären Coup, Freenet-Chefaufseher Maarten Henderson zu stürzen. Seitdem stellen die Maintaler mit zwei Vertretern ein Drittel der Anteilseignerseite, einschließlich des Vorsitzenden. Alle Zeichen standen eigentlich auf Fusion und nicht auf Trennung.

Drillisch-Aktie im Aufwind

An der Börse wurde die Nachricht mit Kursaufschlägen honoriert. Nicht alle Marktteilnehmer reagierten auf den Deal überrascht. Der Verkauf zeige, "dass Drillisch die Beteiligung zuletzt doch eher als Finanzinvestment denn als strategische Beteiligung betrachtet hat - kein Wunder angesichts der guten Kursentwicklung von Freenet", bemerkte ein Marktteilnehmer.

Der Gewinn aus dem Verkauf dürfte sich "Pi mal Daumen" auf 2,80 Euro je Aktie belaufen. Allerdings dürfte der Kurssprung von Freenet von 14 auf über 18 Euro seit Jahresbeginn großteils bereits im Drillisch-Kurs eingepreist sein.

Die Platzierung einer Wandelschuldverschreibung auf Freenet durch Drillisch im März vergangenen Jahres habe bereits darauf hingedeutet, dass Drillisch sich zumindest von einem Teil seiner Freenet-Aktien trennen könnte, ergänzte der Marktteilnehmer. "Die Wandelschuld dürfte auch der Grund sein, dass Drillisch einen Anteil von 10,44 Prozent an Freenet behält, welcher zur Deckung der 2015 fällig werdenden Schuldverschreibung benötigt wird." Freenet-Papiere notieren knapp im Minus.

Quelle: ntv.de, dpa

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