Wirtschaft

Comeback-Kandidaten 2016 Drei Aktien für sehr Mutige

Es gibt Dinge, die Ängstliche nicht machen sollten.

Es gibt Dinge, die Ängstliche nicht machen sollten.

(Foto: imago/Westend61)

Die Aktien der Deutschen Bank, von RWE und Barrick Gold sind 2015 auf Talfahrt. Trotz der niedrigen Kurse tun sich viele Anleger enorm schwer, zuzugreifen. Was muss passieren, damit die Papiere ein Comeback feiern?

Harte Zeiten für die Aktionäre der Deutschen Bank: Im vergangenen Jahr hat das Papier um knapp zehn Prozent nachgegeben, während der Dax um zehn Prozent gestiegen ist. Ungezählte Rechtstreitigkeiten, aber vor allem die immer noch starke Abhängigkeit vom Investmentbanking, hat die größte deutsche Bank in schwieriges Fahrwasser gebracht. Der hiesige Branchenprimus ist einer der weltgrößten Anleihenhändler und bekommt daher die Kurskapriolen am Rentenmarkt ausgelöst durch die Zinswende in den USA und den Kursrückgang der Anleihen aus den Emerging Markets deutlich zu spüren.

Die Kurse von US-Ramschanleihen sind eingebrochen und haben damit zusehends den Bondmarkt insgesamt infiziert. Daher sind die Zinsen für Investment Grade-Anleihen aus den USA mit einem BBB-Rating, also einer Stufe oberhalb des Ramschniveaus, mit 4,4 Prozent auf das höchste Niveau seit Januar 2012 geklettert. Steigende Zinsen beeinträchtigen aber das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen erheblich und führen zu deutlich niedriger Liquidität am Markt – ein schwieriges Umfeld für den Handel der Bank.

"Nach dem Kursrutsch sollten aber schon viele schlechte Nachrichten in der Aktie der Deutschen Bank eingepreist sein", meint allerdings Christian Henke, Analyst beim CFD- und Aktienbroker IG. Die Bewertung gibt ihm recht. Der Kurs von rund 22 Euro beläuft sich nämlich auf lediglich rund 48 Prozent des Eigenkapitals je Aktie. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von etwa 0,48 ist die Deutsche Bank damit die am zweitniedrigsten bewertete Aktie im Dax, hinter der Commerzbank, was jedoch anzeigt, wie skeptisch Investoren die Perspektiven der Deutschen Bank einschätzen.

Co-Vorstandschef John Cryan hat Investoren zwar gesagt, dass der Umbau etliche Jahre dauern wird und die Kosten für Rechtsstreitigkeiten und regulatorische Aufwendungen die Ergebnisse weiter belasten werden. So soll erst 2017 das erste "sauberere" Jahr werden. Sollte sich die Lage am Finanzmarkt aber beruhigen und die Zinsen am Anleihenmarkt wieder sinken, würden sich die Perspektiven für die Deutsche Bank merklich aufhellen. Dann könnten sich die Ergebnisse schneller verbessern als viele Investoren derzeit erwarten, zumal Cryan den Konzernumbau energisch vorantreibt und die Kosten kräftig senkt. 2018 soll die Kostenbasis mit weniger als 22 Milliarden Euro deutlich unter dem aktuellen Niveau von 23,8 Milliarden liegen.

Abspaltung sorgt bei RWE für Fantasie

Ebenso wie bei der Deutschen Bank ist auch das Umfeld für RWE sehr herausfordernd. Der starke Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa dämpft die Nachfrage nach Strom und Gas des zweitgrößten deutschen Versorgers. Vorstandschef Peter Peter Terium folgt daher überraschend dem Vorbild des Konkurrenten Eon und spaltet den Konzern auf.

RWE will die erneuerbaren Energien, die Netze und den Vertrieb in einer neuen Tochterfirma bündeln und sie Ende 2016 an die Börse bringen. Dabei sollen rund zehn Prozent der neuen Firma im Zuge einer Kapitalerhöhung platziert werden. Der Vorteil: Durch die Abspaltung der aussichtsreichen Bereiche sollen später über Kapitalerhöhungen Geld für das Wachstum des Geschäfts eingesammelt werden. Dieses Kapital braucht RWE, weil der Ausbau der erneuerbaren Energien teuer ist. Anleger hoffen, dass nach dem erwarteten Gewinneinbruch 2016 der Gewinn im Folgejahr wieder steigen wird.

Anfang nächsten Jahres werden die Investoren allmählich beginnen, auf die 2017er-Gewinnschätzungen von RWE zu schauen. Das KGV von neun zeigt, wie groß die Skepsis der Investoren ist. Sollte sich die Konjunktur in Europa aber weiterhin gut entwickeln und es nach der jahrelangen Talfahrt der Strom- und Gaspreise zu einer Trendwende kommen, dürfte die RWE-Aktie im nächsten Jahr deutlich nach oben drehen.

Barrick Gold im Bann des Goldpreises

Auf eine Wende zum Besseren hoffen auch die Investoren von Barrick Gold. Der Verfall des Goldpreises hat das Papier des gemessen am Fördervolumen größten Goldförderers der Welt erheblich belastet. Firmenlenker Kelvin Dushnisky senkt im laufenden Jahr die Schulden um drei Milliarden Dollar auf 10,1 Milliarden Dollar. Gleichzeitig drückt er die Kosten kräftig, weshalb die Vollkosten bei lediglich 830 bis 870 Dollar je Unze liegen sollen. Damit verdient der Konzern selbst bei Goldpreisen um die 1050 Dollar ordentlich Geld.

Im dritten Quartal hatten die Kanadier das zweite Quartal in Folge einen positiven Free-Cashflow erwirtschaftet. Das ist der Geldfluss aus der laufenden Geschäftstätigkeit minus die Ausgaben für Investitionen. Das honorieren Investoren, weshalb die Aktie seit Mitte Juli seitwärts tendiert. Dushnisky will auch im nächsten Jahr weiter kräftig sparen, soll doch der Cashflow im Zeitraum 2015 bis 2016 um insgesamt zwei Milliarden Dollar verbessert werden. Drei Viertel davon sollen 2016 realisiert werden. Für Rückenwind bei der Aktie würde eine Erholung des Goldpreises sorgen. Anleger setzen mit Barrick Gold indirekt auch auf einen Kursanstieg des Edelmetalls.

Nach dem Kursrückgang der vergangenen Jahre notieren die Aktien des Trios auf dem Niveau der 1990er-Jahre oder sogar noch tiefer. Das zeigt, wie skeptisch Investoren die Geschäftsperspektiven einschätzen. Nur wenige positive Nachrichten könnten daher genügen, damit die Papiere im nächsten Jahr ein ordentliches Comeback feiern.

Dieser Text ist keinerlei Empfehlung, die genannten Aktien zu kaufen oder zu verkaufen.

Quelle: ntv.de

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