Wirtschaft

Nachholpotential aufdecken Die drei günstigsten Dax-Werte im Check

Immer hilfreich: Genau hinsehen.

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(Foto: imago stock&people)

Eine erfolgreiche Börsenstrategie ist: Auf Aktien mit Nachholpotenzial setzen, vor allem, wenn sie günstig bewertet sind. Wer sind die Nachzügler im Dax, mit denen sich Anleger für die Jahresendrally positionieren können?

Die Verunsicherung bei Dax-Investoren weicht zurück: Der Index lebt von der Aussicht, dass EZB-Chef Mario Draghi im Dezember die ohnehin sehr lockere Geldpolitik weiter lockern wird. Das schwächt den Euro und drückt die Zinsen nach unten, womit der Dax Rückenwind bekommt. Denn durch den schwächeren Euro können die exportstarken Dax-Unternehmen ihre Produkte außerhalb des Euro-Raums günstiger anbieten. Bei immer niedrigeren Zinsen greifen Investoren zudem verstärkt zu Aktien, da sie noch einigermaßen Dividendenrenditen abwerfen. Die Geldflut der EZB dürfte also viele Boote im Dax-Hafen heben. Welches sind die günstigsten, die auch fundamental überzeugen?

Sofort dürfte einem VW einfallen. Das Umfeld für den Autohersteller ist aber noch so unsicher, dass Anleger zwischen Schadensersatzforderungen und unentdeckten Skandalen aufgerieben werden könnten. Es gibt außerdem preiswertere Alternativen mit besseren Aussichten. Ein Blick auf die Fundamentaldaten hilft dabei, beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) und die Dividendenrendite.

Boersengefluester.de hat diese drei fundamentalen Kriterien für alle Dax-Aktien bewertet und eine Rangliste aufgestellt. Dabei wurde wie folgt vorgegangen: Je niedriger das KGV oder das KBV ist, umso mehr Punkte bekommen die einzelnen Aktien. Bei der Dividendenrendite punkten die höchsten Renditen am stärksten. Zur Erinnerung: Das KGV wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den 2016er-Gewinn je Aktie dividiert. Beim KBV wird der Börsenwert des Unternehmens durch das Eigenkapital dividiert und bei der Dividendenrendite die Dividende je Aktie durch den Aktienkurs.

Versorger sind ganz vorne

Auch wenn VW durch den Abgas-Skandal schwer gebeutelt wurde, belegt die Aktie gemessen an den obigen drei Kennzahlen nur einen Mittelfeldplatz. Der Buchwert ist zwar sehr günstig. Allerdings sorgt die niedrige Gewinnschätzung für 2016 für weniger Punkte. Gleichzeitig könnte die Dividende für 2015 ganz oder teilweise gestrichen werden, entsprechend fehlen auch hier Punkte.

Die zwei günstigsten Dax-Aktien sind Eon und RWE. Die beiden Versorger leiden erheblich unter der Energiewende in Deutschland, die zu deutlich sinkenden Großhandelspreisen führt. Eon reagiert darauf und spaltet zum Jahresanfang 2016 die Kohle- und Gaskraftwerke sowie den Energiehandel in die neue Gesellschaft Uniper ab. Bei Eon bleiben das Ökostromgeschäft, die Strom- und Gasnetze und entgegen den ursprünglichen Planungen auch die Atomkraftwerke. Investoren hoffen aber, dass sich die beiden Unternehmen im nächsten Jahr erholen und sich eigenständig besser schlagen werden als gemeinsam. Da sehen die Anleger darüber hinweg, dass Eon vor der Abspaltung hohe Abschreibungen verbucht hat, weshalb nach neun Monaten ein Rekordverlust von 6,1 Milliarden Euro zu Buche stand. Schon im Gesamtjahr 2014 hatte Eon einen Rekordverlust von 3,2 Milliarden Euro gemeldet. Trotz des schwierigen Umfelds will Eon die Dividende je Aktie für 2015 mit 0,50 Euro stabil halten, was beim aktuellen Aktienkurs einer Dividendenrendite von 5,7 Prozent entspricht. Damit punktet der Konzern bei der Dividendenrendite ebenso kräftig, wie mit einem KGV von 10,6 und einem KBV von 1,04.

Dagegen waren Anleger von RWE enttäuscht. Der kleinere Konkurrent hat nach den Neunmonatszahlen hinter die ohnehin schon wenig optimistische Prognose für das Gesamtjahr ein dickes Fragezeichen gemacht. Eine konkrete Aussage zur Dividende gab es auch nicht. Vielmehr denkt Finanzchef Bernhard Günther angesichts des zunehmenden Drucks darüber nach, RWE nach dem Vorbild von Eon aufzuspalten. Enttäuscht hat Investoren zudem das schwache Geschäft in Großbritannien, wo RWE in den ersten neun Monaten 200.000 Kunden verloren hatte. Entsprechend wird RWE mit einem KGV von 10,2 und einem KBV von 0,8 jeweils mit einem Abschlag zu Eon gehandelt. Die erwartete Dividendenrendite ist mit 4,5 Prozent ebenfalls niedriger.

K+S kappt Prognose

Herausfordernd ist derzeit auch das Umfeld für K+S. Nach der schwachen Kursentwicklung ist das Papier des Düngerherstellers die drittgünstigste Aktie im Dax. Wegen der schwächeren Nachfrage nach Kali-Dünger hat der Konzern zuletzt die Prognose für 2015 gesenkt. Aufgrund der fallenden Preise für Agrarrohstoffe, wie Mais und Weizen, rechnet es sich für weniger Landwirte als früher Agrarrohstoffe anzubauen. Das drückt die Nachfrage nach Kalidünger, weshalb die Preise unter Druck sind. Obwohl die Konkurrenten reihenweise die Produktion kürzen, sind die bisher angekündigten Reduktionen viel zu gering, um für eine baldige Trendwende beim Kalipreis nach oben zu sorgen. Vorstandschef Norbert Steiner will dennoch die Dividende erhöhen. Er wirbt nach der erfolgreichen Abwehr der Übernahme durch den kanadischen Konkurrenten Potash um das Vertrauen der Investoren. "Der gesamt K+S-Vorstand ist sich bewusst, dass wir "liefern" müssen – das werden wir auch tun", sagte Steiner beim Kapitalmarkttag nach der Vorlage der Neunmonatszahlen. Die Skepsis der Investoren drücken sich in folgenden Kennzahlen aus: KGV 9,5 bei einem KGV von 1,15 und einer Dividendenrendite von 4,6 Prozent.

Aus diesem günstig bewerteten Trio hat Eon die meisten Fortschritte gemacht. Dennoch könnten bei der anstehenden Geldflut durch die EZB auch die Nachzügler-Aktien im Dax profitieren, insbesondere wenn sich das Umfeld in den jeweiligen Branchen in den nächsten Jahren verbessert.

Quelle: ntv.de

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