Wirtschaft

Verluste bei Banken und Euro Die Ohrfeige von Moody's sitzt

Es geht ums Geld: Moody's senkt Portugals Rating. Der Spardruck wird für das Land damit noch größer.

Es geht ums Geld: Moody's senkt Portugals Rating. Der Spardruck wird für das Land damit noch größer.

(Foto: REUTERS)

Verluste ja, Panik nein? Die drastische Herabstufung Portugals durch die Ratingagentur Moody's sorgt für Wirbel an den Finanzmärkten: Bankenkurse sinken, der Euro fällt. Und auch in politischen Kreisen ist das Vorgehen der Agentur heftig umstritten. Bundesfinanzminister Schäuble fordert rasche Konsequenzen.

Mit ihrer drastischen Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals hat die US-Ratingagentur Moody's vor allem der Bewertung europäischer Großbanken und des Euro zugesetzt. "Das ist eine harsche Erinnerung daran, dass die Probleme noch da sind", sagte ein Händler. "Nun droht mit Portugal der nächste Stein zu kippen. Die Leute sind nervös." Aus der Politik kam heftige Kritik am Vorgehen von Moody's. Die EU-Kommission bezeichnete die Herabstufung als fragwürdig.

Die Angst vor einem Flächenbrand, der auch auf Italien und Spanien übergreifen könnte, drückte neben der Börse in Lissabon vor allem Bankenaktien in Mailand und Madrid. Der Euro verlor rund einen US-Cent auf 1,4350 Dollar.

Ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn nannte den Zeitpunkt der Moody-Entscheidung unglücklich. Die schlechtere Bewertung sei zudem nicht gerechtfertigt. "Wir sollten der neuen Regierung die Chance geben, das Programm überhaupt erst mal umzusetzen." Auch der deutsche Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen kritisierte die Herabstufung in einem Interview mit Reuters Insider TV als voreilig.

Schäuble fordert Konsequenzen

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kritisierte das Vorgehen scharf und forderte Konsequenzen. Die Herabstufung des hoch verschuldeten Landes sei sachlich nicht begründet, sagte Schäuble und fügte hinzu: "Wir müssen den Einfluss der Rating-Agenturen begrenzen." Das Oligopol von Moody's, Fitch und Standard & Poor's müsse gebrochen werden.

Die Bundesregierung sei von der Herabstufung genauso überrascht worden wie viele andere Akteure auch, sagte Schäuble. Portugal sei bei der Umsetzung des von der EU und dem Internationalen Währungsfonds gefordertem Sparpakets auf Kurs und sei dem Zeitplan sogar voraus.

Zweites Hilfspaket für Portugal?

Ratingagenturen haben's derzeit nicht leicht.

Ratingagenturen haben's derzeit nicht leicht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Moody's begründete die Entscheidung mit dem ihrer Ansicht nach hohen Risiko eines zweiten Hilfspaketes für Portugal. Nur dann könnte das Land wieder an den Kapitalmärkten frische Gelder aufnehmen. Die Agentur stufte die Kreditwürdigkeit des Landes auf "Ba2" um vier Stufen herunter und setzte den Ausblick auf "negativ". Griechenland - derzeit wird für das Land ein weiteres Hilfspaket inklusiver einer freiwilligen Beteiligung von Banken diskutiert - ist bei Moody's mit "Caa1" - der fünftschlechtesten Note - bewertet.

Bei einem zweiten Hilfspaket für Portugal besteht laut Moody's ebenfalls das Risiko, dass private Gläubiger als Vorbedingung mit zur Kasse gebeten würden.

Regierung gegen Moody's

Portugal ist im Frühjahr unter den Rettungsschirm geschlüpft, den die Europäischen Union (EU) und der Internationale Währungsfonds (IWF) aufgespannt haben. Das Land bekommt 78 Mrd. Euro über drei Jahre. Längerfristige Kredite braucht Portugal bis 2013 nicht. Moody's bezweifelt, dass die Regierung in Lissabon danach aber an die Kapitalmärkte zurückkehren kann.

Portugals neue Mitte-Rechts-Regierung bemängelte, die Ratingagentur habe den starken Rückhalt in Portugal für die Sparmaßnahmen seit den Wahlen vom 5. Juni nicht berücksichtigt. Auch eine Sondersteuer sei ignoriert worden. Anders als die griechische Regierung wird die Koalition in Lissabon in ihrem Sparkurs von den kürzlich abgewählten Sozialdemokraten unterstützt.

Verluste ja, Panik nein

An den Märkten lösten die Aussagen Moody's vor allem bei den Bankenwerten einen Ausverkauf aus. Allen voran standen die Aktien portugiesischer Kreditinstitute auf den Verkaufszetteln: Die Aktienkurse der Banco BPI, Millennium BCP und Banco Espirito Santo stürzten um fünf bis sieben Prozent ab. Die Lissaboner Börse verzeichnete unter den größeren europäischen Börsen mit einem Minus von 2,5 Prozent im Standardwerte-Index den größten Verlust.

In Mailand traf es die Titel der in Deutschland durch die HVB in München vertretenen italienischen Großbank Unicredit, die mehr als fünf Prozent einbüßten. Auch Aktien von Frankreichs und Deutschlands Banken wollte niemand haben: ob Societe Generale oder Deutsche Bank oder Commerzbank - sie alle standen auf den Verliererlisten mit Abschlägen von zwei bis drei Prozent ganz oben. Von Panik mochten Händler in Frankfurt aber nichts wissen. Der deutsche Leitindex Dax verlor kaum, und auch in Paris und London waren die Verluste gering.

Was macht die EZB?

Besonders negativ stieß die Entscheidung Moody's den Devisenanlegern auf: Denn dort sind die Marktteilnehmer in dieser Woche eher auf einen steigenden Euro eingestellt. Schließlich wird mit der für Donnerstag erwarteten Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) auf dann 1,5 Prozent die Gemeinschaftswährung attraktiver, da die US-Zinsen nahe null Prozent liegen.

Am Rentenmarkt flohen die Anleger wieder in die als sicher geltenden deutschen Bundesanleihen. Die Zinsen für zweijährige portugiesische Staatsanleihen schnellten dagegen um rund zwei Prozentpunkte auf 15 Prozent in die Höhe.

Quelle: ntv.de, rts

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