Wirtschaft

Keine Panik! Die Deutsche Bank ist nicht Lehman Brothers

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(Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bank steckt in einer Existenzkrise. Vor dem unmittelbaren Zusammenbruch steht sie nicht. Denn das Finanzsystem ist viel sicherer als vor dem großen Crash von 2008.

Vergleiche hinken bekanntlich, sorgen aber häufig für jede Menge Aufmerksamkeit. So ist es derzeit auch mit dem Vergleich von Deutscher Bank und Lehman Brothers, der derzeit gerne gezogen wird. So verlockend das auch sein mag, und so mies es der Deutschen Bank derzeit auch geht: Der Zusammenbruch übers Wochenende steht nicht vor der Tür.

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Das liegt allein schon daran, dass die Bundesregierung eine unkontrollierte Pleite der größten deutschen Bank sicherlich verhindern und notfalls zur Rettung eilen wird – allen Dementis zum Trotz. Denn gerade der Fall von Lehman hat gezeigt, was der Kollaps einer Bank anrichten kann. Die Deutsche Bank ist durch ihre billionenschweren Derivategeschäfte weltweit so eng vernetzt, dass ihr Ende nicht nur für die Finanzmärkte ein Horrorszenario wäre.

Für eine Rettung besteht unmittelbar jedoch kein Anlass. Das Institut erfüllt alle regulatorischen Vorgaben und kommt seinen Zahlungsverpflichtungen nach.

Hinzu kommt: Lehman brach deshalb zusammen, weil die Bank sich über kurzfristige Geschäfte finanziert hatte und Investoren über Nacht den Stecker zogen. Bei der Deutschen Bank deutet derzeit nichts darauf hin.

Das hindert Analysten, Blogger oder Börsianer nicht daran, über einen Kollaps der größten deutschen Bank zu spekulieren und sich die fatalen Konsequenzen lebhaft vorzustellen. Das Geraune vermischt sich mit Verschwörungstheorien. Kaum verdonnert die EU-Kommission Apple zu einer Strafe von umgerechnet 13 Milliarden Euro, fordert das US-Justizministerium von der Deutschen Bank plötzlich 14 Milliarden Dollar. Kann das Zufall sein?

Natürlich. Die US-Regierung schont auch einheimische Konzerne nicht. Außerdem schrumpfen die Forderungen bei Vergleichen den Banken oft deutlich. Goldman Sachs etwa soll die Behörden von 15 auf gut 5 Milliarden Dollar heruntergehandelt haben. Die Deutsche Bank hat für Streitfälle rund 5 Milliarden Euro zurückgelegt.

Cryan will es alleine schaffen

Ob der Deutschen Bank das Runterhandeln auch gelingt, ist aber nicht ausgemachte Sache. Die Bank hat in den USA eine dicke Strafakte und einen ganz miesen Ruf. Den hat sie sich lange erarbeitet, das Institut war unter Josef Ackermann und Anshu Jain gefühlt bei jedem Skandal vorne dabei.

Es sieht trotzdem nicht danach aus, dass die Bank vor dem Zusammenbruch steht. Nicht nur, dass die Bank beteuert, über ausreichend Liquidität zu verfügen. Sie kann sich auch frisches Geld besorgen.

Da wäre beispielsweise eine Kapitalerhöhung. Die scheut Bank-Chef John Cryan zwar wie der Teufel das Weihwasser. Und er wird nicht müde zu betonen, dass sie nicht nötig ist. Bei dem Rekordtief des Aktienkurses wäre sie auch schwierig. Doch unmöglich ist sie nicht – schon gar nicht, wenn der Staat Sicherheiten stellt.

Die Deutsche Bank könnte auch Tafelsilber verscherbeln und beispielsweise Teile ihrer Vermögensverwaltung verkaufen. Die Sparte liefert stabile Erträge, sie wird von Analysten auf rund acht Milliarden Euro beziffert. Cryan wird aber nur dann verkaufen, wenn es lichterloh brennt.

Bei allen Unterschieden haben Deutsche Bank und Lehman durchaus eine Gemeinsamkeit – sie sind im Größenwahn viel zu schnell und viel zu weit gewachsen. Doch im Gegensatz zu Lehman hat die Deutsche Bank eine Zukunft. Sie muss dafür aber kräftig schrumpfen – und sich von dem Anspruch verabschieden, ein Global Player zu sein.

Quelle: ntv.de

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