Wirtschaft

Cashcow oder Rohrkrepierer? Die Apple Watch ist da

Apple zielt mit der neuen Smartwatch auf den Massenmarkt.

Apple zielt mit der neuen Smartwatch auf den Massenmarkt.

(Foto: REUTERS)

Für Apple ist es ein überaus ungewöhnliches Bild: Ein neues Produkt kommt in den Handel - und wird den Verkäufern nicht aus den Händen gerissen. Der Konzern dürfte dennoch richtig zufrieden sein.

Ab heute ist ein neues Apple-Produkt im Handel und es ist ganz anders als sonst: keine lange Schlangen vor den Läden, keine Verkäufer, die jubelnd endlich die Türen öffnen. Und keine euphorisierten Kunden, die stolz ihr neues Gadget in die Höhe recken. Was ist bloß passiert?

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Die Apple Watch ist da. Dass keine Kunden in die Läden stürmen, um eine der Uhren zu ergattern, ist für Apple kein Grund zur Beunruhigung. Es ist Absicht. Denn der Hoffnungsträger des Technik-Giganten ist zunächst nur über das Internet zu haben. Seit zwei Wochen kann die Smartwatch bestellt werden, nun werden die ersten ausgeliefert.

Und die Zahl der Vorbestellungen kann sich sehen lassen. Die Marktforscher von Slice Intelligence gehen davon aus, dass alleine in den USA am Starttag eine Million Uhren bestellt wurden. Das Angebot sei je nach Modell in den ersten 10 bis 30 Minuten ausverkauft gewesen, so die Investmentbank Piper Jaffray. Zum Vergleich: Smartwatches mit dem Google-Betriebssystem Android Wear wurden der Marktforschungsfirma Canalys zufolge im vergangenen Jahr 720.000 Mal verkauft.

Apple kommt mit der Produktion kaum nach. Sie liegt offensichtlich im vergleichbaren Rahmen für andere neue Produkte aus dem Hause Apple. Das iPad verkaufte sich nach seiner Markteinführung im April 2010 in den ersten sechs Monaten rund 7,5 Millionen Mal.

Einige Kunden werden ihre Uhr wohl erst im August bekommen. Analyst Gene Munster von Piper Jaffray sagt voraus, dass Apple in diesem Jahr rund 8 Millionen Smartwatches verkaufen wird. Im Vergleich zu einigen Kollegen ist das eine konservative Prognose. Strategy Analytics rechnet mit mehr als 15 Millionen verkauften Apple Watches. Global Securities Research spricht sogar von 40 Millionen Geräten. Dem Branchenverband Bitkom zufolge wollen14 Prozent der Deutschen aktuell auf jeden Fall eine Smartwatch nutzen, jeder Vierte kann es sich vorstellen.

Wette auf die Zukunft

Die Apple-Watch wird in mehreren Produktfamilien angeboten. Das günstigste Modell ist für 399 Euro zu haben, das teuerste für 18.000 Euro. Die letztere Variante wird sicher nicht über den Erfolg der Smartwatch entscheiden. Wegen des extremen Kreises seien nur bescheidene Verkaufszahlen zu erwarten, so Goldman Sachs. Apple ziele mit den weniger teuren Produkten auf den Massenmarkt.

Ob das Konzept aufgeht? Die Apple Watch muss sich in der Nähe eines iPhones befinden, um mit diesem drahtlos verbunden zu sein. Damit ist die Uhr Zubehör eines Gerätes, das die meisten Funktionen selbst hat. Doch Apple positioniert das neue Produkt zwischen Schmuckstück, Statussymbol und Verbraucherelektronik. Nicht nur deshalb spricht trotz der für Apple-Verhältnisse durchwachsenen Urteile von Testern einiges für einen Erfolg.

Neben den Vorbestellungen sind das vor allem die vielen Apps, die gegenwärtig für die Uhr entwickelt werden. Denn sie entscheiden darüber, wie nützlich die Uhr im Alltag sein wird. Es ist wie beim iPhone. Das Smartphone wurde vor allem deshalb zum Verkaufsschlager, weil die zahllosen Apps es außerordentlich praktisch machten. iPhone-Nutzer merken derzeit an den Updates vieler ihrer installierten Apps, dass deren Kompatibilität zur Apple Watch hergestellt wird. Auch die App von n-tv unterstützt das neue Gerät.

Viele Analysten trauen der Uhr zu, dass sie für Apple zum nächsten Wachstumstreiber wird. Für Konzernchef Tim Cook ist sie aber vor allem Chance und Risiko zugleich. Er kann beweisen, dass Apple noch immer bahnbrechende Produkte herstellen kann wie unter seinem Vorgänger Steve Jobs. Er kann jedoch auch das Gegenteil unter Beweis stellen.

Quelle: ntv.de

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