Wirtschaft

Airbus stellt den A380 in Frage "Die Ära der Großraumflieger geht zu Ende"

Er ist das Prestigeprojekt von Airbus: der A380. Dennoch werden die Großraumflugzeuge bald wohl nicht mehr gebaut. Für Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler wäre das ein konsequenter Schritt. Schließlich verdiene Airbus mit dem Flieger kaum Geld.

Jürgen Pieper ist Head of Research im Bereich Capital Markets beim Bankhaus Metzler.

Jürgen Pieper ist Head of Research im Bereich Capital Markets beim Bankhaus Metzler.

(Foto: Bankhaus Metzler)

n-tv.de: Dass sich der A380 nicht so gut verkauft wie von Airbus erwartet, ist schon länger bekannt. Doch nun wird die Produktion des Großraumflugzeugs wohl bald eingestellt. Wieso hat sich Airbus so verkalkuliert?

Jürgen Pieper: Das Projekt ist vor mehr als 20 Jahren angelaufen. Das erste Flugzeug wurde vor sieben Jahren in Dienst gestellt. Das ist ein sehr langer Zeitraum, in dem Planungen erstellt und immer wieder korrigiert werden müssen. Bei einem solch riesigen Projekt ändern sich während der Jahre viele Dinge. Und jetzt ist der Bedarf an diesen großen Flugzeugen kleiner als ursprünglich angenommen.

Die Fluggesellschaften fordern sparsamere Triebwerke. Kann eine solche Modernisierung den A380 retten?

Es ist wahrscheinlicher, dass das Projekt innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre ausläuft. Daran werden selbst Nachbesserungen wohl nichts ändern. Ein Problem des A380 ist zwar, dass die Betriebskosten höher sind als gedacht. Doch die Schwierigkeiten haben eine tiefere Ursache: Der Markt für diese ganz großen Flugzeuge ist kleiner als früher kalkuliert.

Airbus
Airbus 40,40

Das Ende der Großraumfliegerei ist also unausweichlich?

Im Moment sieht es wirklich so aus, als wenn die Ära der gigantischen Flugzeuge mit mehr als 500 Sitzplätzen zu Ende geht. Das ist nicht ungewöhnlich, auch der Bau von Überschallflugzeugen wurde eingestellt. Es gibt immer wieder technische Entwicklungen, die sich später als nicht mehr lukrativ erweisen.

Was würde das A380-Aus für Airbus bedeuten?

Unter dem Strich hat das Projekt für ein dickes Minus gesorgt. Die Entwicklungskosten liegen bei etwa zehn Milliarden Euro, und die Zahl der verkauften Flugzeuge lag unter den Erwartungen. Die laufende Produktion ist nicht so rentabel wie erhofft, wahrscheinlich macht Airbus mit den geringen Stückzahlen keine Gewinne. Wenn sich etwas nicht rechnet, muss man das Ganze einstellen. Beim A380 kommt hinzu, dass es keine signifikanten Folgekosten gibt. Das Großraumflieger-Projekt ist ja kein Kernkraftwerk, das selbst nach Stilllegung hohe Kosten verursacht. Von daher ist es richtig, wenn der Vorstand die Vergangenheit abhakt und nach vorne blickt.

Welche Projekte von Airbus haben das größte Potenzial?

Das Brot-und-Butter-Produkt bleibt der A320 mit seinen verschiedenen Varianten. Diese Flieger im Kurz- und Mittelstreckenverkehr sind die Maschinen, die auch in Zukunft am stärksten nachgefragt werden. Hier wird Airbus weiterhin den Großteil der Umsätze und Erträge erwirtschaften. Außerdem ist der A350 ist ein sehr gutes Produkt. Dass es jetzt in der  Anfangsphase der Vermarktung zu Problemen kommt, ist bei solchen Großprojekten normal. Der A350 wird sehr viel erfolgreicher als der A380.

Mit Jürgen Pieper sprach Jan Gänger

Quelle: ntv.de

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