Wirtschaft

Verliert der TecDax an Bedeutung? Dialog flirtet mit Österreichern

Vorbereitungen für den Massenstart ins Internet der Dinge? "Damit würde der TecDax um ein weiteres großes Unternehmen ärmer."

Vorbereitungen für den Massenstart ins Internet der Dinge? "Damit würde der TecDax um ein weiteres großes Unternehmen ärmer."

(Foto: picture alliance / dpa)

Kurssprünge an der Börse: Im TecDax sorgen Spekulationen über eine Verbindung auf Augenhöhe für Aufsehen. Zwei Chip-Spezialisten arbeiten an einer milliardenschweren Fusion. Die Nachricht treibt nicht nur die Dialog-Aktien kräftig an.

Die Halbleiter-Hersteller AMS und Dialog Semiconductor sprechen über einen mehr als drei Milliarden Euro schweren Zusammenschluss. Die österreichische AMS hat entsprechende Gerüchte über eine "Fusion unter Gleichen" mit dem schwäbisch-britischen Hightech-Unternehmen Dialog Semiconductor mittlerweile bestätigt. Die Gespräche seien aber noch in einem sehr frühen Stadium, hieß es. Es sei unsicher, ob ein Deal zustande komme. Auch Dialog bestätigte Vorverhandlungen über ein "mögliches" Zusammengehen.

Der Wert der beiden Unternehmen bewegt sich in einer ähnlichen Größenordnung: Die an der Schweizer Börse gelistete AMS ist ebenso wie das im TecDax notierte Unternehmen Dialog Semiconductor rund 1,7 Milliarden Euro wert. Sitz von Dialog Semiconductor ist Kirchheim unter Teck, eine Kleinstadt bei Stuttgart. Das Unternehmen firmiert nach britischem Recht als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Public Limited Company, plc).

Einem Bericht der "Financial Times" zufolge soll AMS künftig den Aufsichtsratschef stellen und Dialog den Vorstandschef. Nach der Fusion soll das neu geformte Unternehmen künftig nur noch in Zürich börsennotiert sein. Umstritten sei noch der Preis der Übernahme.

Nach britischen Börsenregeln müsste spätestens in einem Monat eine verbindliche Übernahmeofferte für Dialog vorliegen oder die Fusion abgesagt werden, erklärte AMS am Firmensitz im steirischen Unterpremstätten. Nach britischem Recht unterliegt Dialog den in London geltenden Übernahmevorschriften.

Glänzende Wachstumsaussichten

Erste Gerüchte über einen möglichen Zusammenschluss hatten zuvor bereits für erhebliche Bewegungen im europäischen Aktienhandel gesorgt. Im vorbörslichen Handel zogen die Kurse der beiden beteiligten Unternehmen um bis zu 8,4 Prozent an. Beobachter messen der Fusion eine Bedeutung bei, die weit über den Chip-Sektor hinausgeht: "Damit würde die globale M&A-Welle endlich auch nach Kern-Europa überschwappen", meinte ein Börsenhändler mit Blick auf die Fusionsgespräche.

Ausgangspunkt der Gespräche zwischen den beiden Chip-Herstellern sei der Wunsch nach Größenwachstum, um für den Massenstart des "Internets der Dinge" gerüstet zu sein, berichtete die "Financial Times". Die Verhandlungen würden schon seit Monaten laufen, hieß es.

Dialog Semiconductor stellt unter anderem Chips für Smartphones und Tablets her, die auch in Produkten von Apple wie etwa iPhone oder iPad zum Einsatz kommen. Dialog erwirtschaftet rund drei Viertel des Umsatzes mit Apple. Im Februar hieß es, Dialog weite die Zusammenarbeit mit Intel und Samsung aus. Weitere wichtige Kunden sitzen in der Automobilbranche, im Bereich Mobilfunk, LED-Steuerung und der Audiotechnik.

Tiefschlag für den TecDax?

AMS, die aus der früheren Austriamicrosystems hervorgegangen ist, produziert ebenfalls Chips für die Automobil- oder die Telekommunikationsbranche. Mit Sensoren und Sensorschnittstellen erwirtschaftet das Unternehmen etwa 70 Prozent der Gesamterlöse.

Eine erfolgreiche Fusion könnte erhebliche Nebenwirkungen für das deutsche Börsengeschehen haben. Sollte es zu einem Zusammenschluss kommen, würde die Dialog-Aktie aus dem TecDax verschwinden. Dies seien schlechte Nachrichten für das Kursbarometer, erklärte ein Börsianer. "Damit würde der TecDax um ein weiteres großes Unternehmen ärmer." Die Relevanz des Index würde dadurch immer geringer.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

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