Wirtschaft

Studie adelt Apple und Co. Deutsche Konzerne sind innovationsmüde

Bayer-Werk in Leverkusen: Auf Platz 11 des Rankings das innovativste deutsche Unternehmen.

Bayer-Werk in Leverkusen: Auf Platz 11 des Rankings das innovativste deutsche Unternehmen.

(Foto: REUTERS)

Deutsche Konzerne sind aus der Top Ten der 50 innovativsten Unternehmen herausgefallen. Das Ranking zeigt: Genau zwei Bereiche geben den Ton für die Zukunft an.

Deutsche Unternehmen haben an Innovationskraft verloren und sind im Wettbewerb um die besten Ideen hinter Asien und die USA zurückgefallen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Boston Consulting Group unter 1500 Topmanagern weltweit. Gleichzeitig kürt BCG die 50 innovativsten Unternehmen der Welt – in den Top Ten finden sich keine Deutschen mehr.

Spitzenreiter des Rankings sind die Technologieriesen Apple und Google sowie der Autohersteller Tesla. Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer behauptet sich immerhin auf Platz elf – abgestürzt aus der Top ten. "Das Ergebnis sollte ein Weckruf für deutsche Unternehmen sein", sagt BCG-Deutschlandchef Carsten Kratz.

"Viele von ihnen sind zwar nach wie vor innovativ, werden im globalen Wettbewerb aber nicht unbedingt als innovativ wahrgenommen. Das ist gefährlich." Denn, so der Experte: Innovation sei mehr als Produktweiterentwicklungen durch klassisches Ingenieurwissen, für das deutsche Unternehmen bekannt seien. Innovation müsse facettenreich sein und Dienstleistungen, Kundenschnittstellen und Kooperationen mit einbeziehen. "Facettenreiche Innovation entscheidet darüber, wer im globalen Wettbewerb als fortschrittlich angesehen wird", unterstreicht Kratz.

Netflix macht das größte Plus

Die Top Ten bestimmen – wie bereits im vorigen Ranking – hauptsächlich amerikanische Technologieunternehmen. Ausnahmen sind der südkoreanische Technologieriese Samsung (Platz 6) und Automobilproduzent Toyota (Platz 7). Den stärksten Aufstieg verzeichnen die Medienunternehmen Netflix (Platz 6, zuvor 27) und Facebook (Platz 9, zuvor 28) sowie der amerikanische Chemiekonzern Dupont (Platz 18, zuvor 37).

Die deutschen Unternehmen büßen mehrheitlich Ränge ein: Die Autohersteller BMW (Platz 14, zuvor 7) und Daimler (Platz 16, zuvor 10) – im Ranking von 2015 noch Top-Ten-Namen – sind deutlich zurückgefallen. Ebenfalls abgestiegen: Versicherer Allianz (Platz 33, zuvor 25) und Industriekonzern Siemens (Platz 45, zuvor 30). Einen Sprung nach vorn auf Rang 20 macht das Chemieunternehmen BASF (zuvor Platz 29). Der Autokonzern Volkswagen ist nicht mehr im Ranking vertreten.

Daten und neue Technologien bestimmen alle Branchen Der Einsatz neuer Technologien und der Umgang mit großen Datenmengen entscheiden nicht mehr nur in Tech-Unternehmen über Innovation oder Stagnation. Vier von fünf der befragten Topmanager geben an, zur Ideengewinnung umfassend Daten auszuwerten (unter anderem Unternehmens-, Kunden-, Patentdaten).

Under Armour geht den richtigen Weg

Zugleich zählen in den meisten Branchen inzwischen Unternehmen mit digitalen Angeboten zu den Innovationsführern: Airbnb (Platz 21), Netflix, Uber (Platz 17) oder Facebook. Produzierende Unternehmen sind wiederum dann besonders innovativ, wenn sie ihr Profil entsprechend erweitern: "Etablierte Firmen, die auch in Zukunft auf dem Markt mitspielen wollen, denken über die Weiterentwicklung ihres Kerngeschäfts hinaus und suchen nach digitalen Angeboten", erläutert Kratz. Das gelte etwa für Automobilhersteller, die sich immer öfter als umfassende Mobilitätsanbieter verstünden. Aber auch Modefirmen wie Under Armour (Platz 22) oder Nike (Platz 31) ihrerseits wandelten sich mit smarten Wearables und Sport-Apps zu digitalen Fitnessunternehmen.

Erfolgsfaktoren: Offenheit nach außen, Einfachheit nach innen Ebenfalls vier von fünf der Befragten schätzen den eigenen Unternehmenskosmos als zentrale Innovationsquelle. "Diversity ist ein wichtiger Treiber für Innovation. Gute Ideen entstehen durch neue Perspektiven. Um diese Ideen zu heben, braucht es eine Kultur der Einfachheit: schlanke Strukturen und agile Prozesse sowie eine funktionierende Kommunikation über alle Ebenen hinweg", so Kratz.

Erfolgreich machen auch Impulse von außen: 44 Prozent der Top-30-Unternehmen fördern in Projekten Gründer. 40 Prozent beteiligen sich mit Wagniskapital an neuen Geschäftsideen.

Quelle: ntv.de, cas

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