Wirtschaft

Aktien stürzen ab Deutsche Großbanken vor Panikmoment?

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(Foto: AP)

Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank kennen derzeit vor allem eine Richtung: nach unten. Ein Ende der Probleme der Kreditinstitute ist nicht in Sicht.

Wann endet der Kursverfall der Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank? Das fragen sich viele leidgeplagte Anleger. Erst einmal müssen sie aber einen weiteren Tiefschlag wegstecken. Nach einem schwachen ersten Halbjahr hat die Commerzbank die Jahresprognose kassiert, woraufhin die Aktie eingebrochen ist. Wie sehr das Institut unter dem von der EZB verursachten Niedrig- und Strafzinsumfeld leidet, zeigen die Zahlen zum zweiten Quartal unmissverständlich.

Obwohl die Privatkunden-Sparte das Kreditvolumen um acht Prozent gesteigert hat, musste sie eine Belastung von 45 Millionen Euro wegen des Negativzinsumfelds verkraften, weshalb der Zinsüberschuss der Sparte auf 430 Millionen Euro gesunken ist. Das ist eine Menge Holz.

Nicht ganz so schlimm sieht es im Bereich Mittelstandsbank, also dem Firmenkundengeschäft, aus, wenngleich sie eine Belastung von 26 Millionen Euro wegstecken musste. Eine Besserung ist längst nicht in Sicht, vielmehr wächst wegen der niedrigen Zinsen der Druck auf das Institut, denn höher verzinsliche Kredite laufen aus und werden durch niedrigverzinsliche ersetzt.

"Der Druck des aktuellen Zinsumfelds auf das Zinsergebnis wird anhalten, was ab 2017 zu einem Zinsergebnisrückgang von rund 100 Millionen Euro führen wird", steht in der Präsentation zu den Halbjahreszahlen. "Es ist wichtig zu verstehen, dass das Zinsumfeld für eine anhaltende Belastung sorgen wird", sagte Finanzchef Stephan Engels während der Analystenkonferenz. "Wir werden unser Bestes tun, um das soweit wie möglich abzufedern."

"Sollte die EZB in den nächsten Monaten die Strafzinsen noch weiter senken, würde der Druck auf die Commerzbank noch größer werden", sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst beim Broker CMC Markets. Verschärft würden die Probleme, falls es zu erneuten Turbulenzen am Finanzmarkt kommen sollte, woraufhin sich Kunden beim Wertpapierhandel zurückhalten würden. Im zweiten Quartal mussten das Privatkundengeschäft und die Mittelstandsbank deswegen bereits eine Belastung von insgesamt 39 Millionen Euro verkraften.

Reicht die Kapitalausstattung der Deutschen Bank?

Ebenso wie die Commerzbank-Aktie ist auch jene der Deutschen Bank auf Rekordtiefs gesunken - der Börsenwert liegt bei lediglich 15,5 Milliarden Euro. Sorgen bereitet Investoren, dass das Institut die größte Restrukturierung der Unternehmensgeschichte in einem Umfeld durchführen muss, in dem der Konzernumsatz der Deutschen Bank kräftig sinkt. Im zweiten Quartal waren die Erträge im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen um 19 Prozent eingebrochen, während die US-Konkurrenten im Schnitt einen Anstieg um 22 Prozent verbucht hatten.

Gleichzeitig hatte das Handelsgeschäft der Deutschen Bank mit Aktien einen Rückgang der Einnahmen um 31 Prozent verbucht. Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sich Investoren Sorgen um die Kapitalausstattung der Bank machen, zumal die harte Kernkapitalquote bei nur 10,8 Prozent liegt. Dass Vorstandschef John Cryan zuletzt offen eingeräumt hat, dass sich etliche Kunden wegen "unberechtigter Sorgen" über die Kapitalausstattung der Deutschen Bank mit Geschäften zurückgehalten hätten, hat etliche Investoren aber doch ziemlich verunsichert.

Umso mehr schauen sie auf den Aktienkurs, der auf knapp über 11 Euro abgerutscht ist. "Wenn die Aktie der Deutschen Bank in den einstelligen Bereich fällt, wird es eine Panik geben", hatte Jeff Gundlach, der "Anleihen-König" aus den USA, bereits Anfang Juli gewarnt.

Die Analysten von Morgan Stanley prognostizieren, dass die Deutsche Bank bis 2018 eine Kapitallücke von neun Milliarden Euro schließen müsse – die Belastungen durch zusätzliche Rechtsstreitigkeiten seien dabei noch gar nicht eingerechnet. Die Talfahrt der Aktie hat Konsequenzen. Stoxx, der Indexanbieter der Deutschen Börse, hat entschieden, dass die Deutsche Bank - ebenso wie die Credit Suisse - am 8. August aus dem Stoxx Europe 50 Index, der die Schwergewichte Europas enthält, absteigen wird.

Für zusätzlichen Druck auf die hiesigen Bankaktien sorgen die anhaltend schlechten Nachrichten von den italienischen Konkurrenten, sitzen sie doch auf faulen Krediten von 360 Milliarden Euro. Zuletzt gab es daher Spekulationen, dass die UniCredit eine Kapitalerhöhung von bis zu acht Milliarden Euro planen könnte. Dabei liegt der Börsenwert bei lediglich 11,2 Milliarden Euro. Bei einer derart großen Kapitalerhöhung würden die Altaktionäre enorm verwässert.

Die Talfahrt der Bankaktien könnte weitergehen. Bleibt nur die Frage, wann die EZB eingreifen und die von ihr mitverursachten Probleme der Banken "lösen" wird. Immerhin kann Italien die heimischen Banken angesichts einer Staatsverschuldung von 2,2 Billionen Euro kaum selbst retten. Als Kreditgeber der letzten Instanz könnte einmal mehr die EZB einspringen und möglicherweise nach Staats- und Unternehmensanleihen schon bald Bankanleihen kaufen. Zumindest bis das passiert, könnten die Bankaktien unter Druck bleiben.

Quelle: ntv.de

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