Wirtschaft

"Unakzeptable Kostenstruktur" Deutsche Bank will normal werden

Marcus Schenck.

Marcus Schenck.

(Foto: REUTERS)

Die Deutsche Bank hat viel vor. Doch bis sie ihre Ziele erreicht, muss sie einen weiten Weg zurücklegen. "Wir sind in einer Phase, wo wir einfach mal unsere Arbeit machen müssen", sagt Finanzvorstand Schenck.

Die Deutsche Bank will künftig wieder mehr auf Stabilität und Geschäfte mit Privat- und Firmenkunden setzen. Das bekräftigte Marcus Schenck, Finanzvorstand der Deutschen Bank, auf der Konferenz "On the record" der TU Dortmund.

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Seit der frühere Vorstandschef Anshu Jain nach dem vernichtenden Votum der Anleger bei der Hauptversammlung im Mai gehen musste, steckt das Unternehmen im Umbruch. Ihre neue Strategie hatte die Bank Ende Oktober preisgegeben, nach fast sechs Monaten der Funkstille.

John Cryan, der neue und künftig alleinige Vorstandschef, stellte sich erstmals der Öffentlichkeit – kurz nachdem er einen radikalen Umbau der Konzernspitze initiiert hatte. Zunächst sollte es lediglich eine Telefonkonferenz geben. Doch dann trug Cryan den Rekordverlust von sechs Milliarden Euro im dritten Quartal und die neue Unternehmensstrategie inklusive massiver Stellenkürzungen doch persönlich vor.

Immerhin, er sprach auf der Pressekonferenz Klartext, nannte die Performance seines Hauses "ein absolut enttäuschendes Ergebnis" und wollte dann auf die neue Strategie 2020, also nach vorne blicken. Es werde hart, sagte Finanzvorstand Schenck damals. Doch wenn alles gut laufe, könne die Deutsche Bank in einigen Jahren eine "normalere Bank" sein.

Was heißt das? "Normale Bank bedeutet, dass wir nicht mehr dauernd Kosten in Milliardenhöhe für Rechtsstreitigkeiten haben und keine hohen Rückstellungen mehr für Restrukturierungsmaßnahmen brauchen", sagte Schenck nun. Und auch das werde nicht einfach, denn die Bank habe viele künftige Herausforderungen unterschätzt. So seien etwa IT-Investititonen zur Erfüllung von Regulierungsvorgaben nötig.

Nach den Plänen Cryans soll die Bank vor allem einfacher, schlanker und damit effizienter werden. Während sie im September für einen Euro Gewinn 1,10 Euro aufwenden musste, sollen es bis 2018 zunächst 70 und bis 2020 nur noch 65 Cent sein. Oder wie es Schenck ausdrückte: "Wir haben eine Kostenstruktur, die im Wettbewerbsvergleich nicht akzeptabel ist."

Insgesamt will die Bank pro Jahr 3,8 Milliarden Euro einsparen. Das will die Bank unter anderem damit erreichen, indem sie 200 Filialen und brutto 9000 Stellen abbaut, aus dem Geschäft in Ländern wie Argentinien oder Mexiko aussteigt, ihre IT-Systeme wieder eingliedert und erneuert und auf hochriskante Investmentgeschäfte verzichtet. Außerdem soll die Eigenkapitalquote von 3,5 auf 5 Prozent steigen. Bis 2017 soll es keine Dividende geben.

Cryan kündigte bei der Strategievorstellung im Oktober an, er werde sich auf Vorhaben fokussieren, die dann auch umgesetzt werden. "In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind zahlreiche Strategien und Ziele verkündet worden, aber selten wurden sie konsequent realisiert", sagte er.

Ist die Minimal-Kommunikation, wie Cryan sie momentan betreibt, der bessere Weg? "Wir sind in einer Phase, wo wir einfach mal unsere Arbeit machen müssen", sagte Schenck nun dazu. "Natürlich sind wir so etwas wie eine Institution in Deutschland, da schulden wir auch Kommunikation mit der Öffentlichkeit, das ist auch John Cryan bewusst." Es gehe darum, Vertrauen wieder herzustellen.

Das ist keine triviale Maßnahme. Zuletzt lief zwar das Alltagsgeschäft stabil, doch dem Bankhaus fielen diverse Skandale auf die Füße. "Nicht alles in diesem Haus ist schlecht. Wir haben hohe Kosten für Rechtsstreitigkeiten, aber auf der Umsatzseite sind wir nach wie vor eines der stärksten Häuser", sagte Schenck klar. "Wir sind auf Kundenseite gut unterwegs. Das Problem ist, was auf der Umsatzseite reinkommt

Quelle: ntv.de

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