Wirtschaft

Noch vor den Quartalszahlen Deutsche Bank wildert bei Goldman Sachs

Er arbeitete in turbulenten Zeiten bei der Deutschen Bank als Finanzvorstand: Stefan Krause.

Er arbeitete in turbulenten Zeiten bei der Deutschen Bank als Finanzvorstand: Stefan Krause.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor den frischen Quartalszahlen dürfte die Deutsche Bank mindestens eine Personalie bekanntgeben. Der langjährige Finanzvorstand Krause wird durch einen Goldman-Sachs-Partner ersetzt. Der Neue war auch bereits für Eon tätig.

Die Deutsche Bank ersetzt ihren langjährigen Finanzchef Stefan Krause. Sein Nachfolger soll Marcus Schenck werden, Partner bei Goldman Sachs, wie informierte Personen sagten. Schenck ist seit dem vergangenen Jahr bei der Investmentbank tätig und war zuvor von 2006 bis 2013 Finanzchef beim Energiekonzern Eon. Krause soll bei dem Geldhaus künftig ein neu geschaffenes Ressort übernehmen, sagte ein Informant. Zu den neuen Verantwortlichkeiten zählten unter anderem Strategie und Kostensenkungsmaßnahmen.

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Wie das "Wall Street Journal" weiter erfuhr, schafft die Bank auch einen neuen Vorstandsposten für Digitales. Chief Operating Officer Henry Ritchotte wird diese Aufgabe neben seiner bisherigen Tätigkeit übernehmen. Zudem steigt der bisher für die Buchprüfung zuständige Christian Sewing in den Vorstand auf. Er soll dort für juristische Aufgaben zuständig sein und dabei helfen, die Altlasten der Bank abzubauen. Dazu gehören den Informationen nach auch die laufenden Ermittlungen internationaler Aufsichtsbehörden zu möglichen Manipulationen von Leitzinssätzen und Edelmetallkursen.

Zunehmend Kritik an Krauses Arbeit

Finanzvorstand Krause kam vor sechs Jahren vom Autobauer BMW zur Deutschen Bank und verantwortete die Finanzen des Frankfurter Instituts während einer turbulenten Zeit. Seitdem Krause bei der Bank Finanzchef ist, hat die Aktie der Deutschen Bank 39 Prozent an Wert verloren.

Zuletzt hatte es zunehmend Kritik an seiner Arbeit gegeben und Investoren sorgten sich über die Kapitalausstattung der Bank. Das Institut hatte in den vergangenen zwei Jahren bei Investoren mehrfach Geld eingesammelt, zuletzt wurden mit einer Kapitalerhöhung 8,5 Milliarden Euro erlöst.

Diese Maßnahmen haben sich letztlich anscheinend aber ausgezahlt. Die Deutsche Bank hat den Stresstest der Europäischen Zentralbank bestanden und einige Investoren mit den starken Ergebnissen sogar überrascht. Einige Beobachter hatten befürchtet, dass die Bank den Bilanzcheck nur knapp bestehen könnte.

Veränderung und Kontinuität

Die Entscheidung, Krause letztlich zu ersetzen, sei teilweise von Aufsichtsratschef Paul Achleitner eingeleitet worden. Achleitner habe dieses Jahr hinter den Kulissen Ausschau nach Finanzmanagern gehalten, die Interesse daran haben könnten, den Job von Krause zu übernehmen, sagten Informanten.

"Obwohl die Deutsche Bank dieses Jahr mit der Kapitalerhöhung und dem bestandenen Stresstest viel erreicht hat, liegen noch viele regulatorische Herausforderungen vor Investmentbanken", meint Nomura-Analyst Jon Peace. Aus diesem Grund würden Investoren natürlich eine Stabilität im Management begrüßen. Sollte Krause nun intern eine wichtige Rolle übernehmen, so Peace, würde das Investoren beruhigen, die sich über die Gründe der Veränderung sorgten.

Trotz des erfreulichen Abschneidens beim Stresstest muss sich die Deutsche Bank mit einer ganzen Reihe an Problemen auseinandersetzen. Die US-Notenbank hatte vor einiger Zeit eine unsaubere Bilanzierung des US-Geschäfts und mangelhafte technische Systeme angeprangert. Die Untersuchung der New Yorker Fed brachte dabei ans Licht, dass die Bank seit Jahren von den Bilanzproblemen des US-Geschäfts wusste, ohne sie zu beheben, wie aus einem Brief hervor geht, in den das "Wall Street Journal" Einblick hatte. Im Sommer hieß es von Informanten, dass auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin am Kontrollsystem der Bank zweifelt.

Krause hatte die Qualitätsverbesserung der Berichterstattung der Bank zu einer der Hauptaufgaben seiner bisher sechsjährigen Amtstätigkeit erklärt. Das Projekt wurde allerdings von der New York Fed als ungenügend kritisiert. Wegen des langsamen Fortschritts bei dem gesamten Projekt hatte die Deutsche Bank die Vergütung von Krause im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2012 gesenkt, sagten Informanten.

Deutsche-Bank-Zahlen am Mittwoch

Zusätzlich zu Schenck verstärkt sich die Deutsche Bank offenbar auch mit einem weiteren Manager. Der frühere Partner von Goldman Sachs Sam Wisnia werde nächsten Monat eine wichtige Stelle im Geschäft mit festverzinslichen Papieren übernehmen, sagten eingeweihte Personen. Nachdem Wisnia vor einigen Jahren Goldman verlassen habe, arbeitete er beim Start der Beteiligungsgesellschaft DMC Partners in London mit.

Die Deutsche Bank legt am Mittwochmorgen ihre Zahlen für das dritte Quartal vor.

Quelle: ntv.de, bad/DJ

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