Wirtschaft

Sünden der Vergangenheit Deutsche Bank muss wohl kräftig bluten

Die Deutsche Bank muss Milliarden berappen.

Die Deutsche Bank muss Milliarden berappen.

(Foto: dpa)

Ein Ende des Schreckens ist besser als ein Schrecken ohne Ende: Für Zinsskandal muss die Deutsche Bank mit einer Rekordstrafe rechnen. Allerdings kann der Dax-Konzern dann seine größte Altlast zu den Akten legen.

Die Deutsche Bank steuert im Zinsskandal auf eine Rekordstrafe zu. Der lange erwartete Vergleich mit den angelsächsischen Regulierern werde wohl mehr als zwei Milliarden Dollar kosten, hieß es aus Finanzkreisen. Die Einigung sollte noch im Tagesverlauf bekanntgegeben werden.

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Dann könnte das in unzählige Rechtsstreitigkeiten verwickelte Geldhaus seine größte Altlast zu den Akten legen. Börsianer atmeten deshalb auf - obwohl die Strafe aller Voraussicht nach höher ausfällt als erwartet. Die Deutsche-Bank-Aktie startete am Morgen mit einem deutlichen Plus in den Handel, bröckelte aber später mit dem Gesamtmarkt wieder ab.

Deutschlands größtes Geldhaus wollte den Stand der Verhandlungen in der Zinsaffäre nicht kommentieren, sondern bekräftigte lediglich, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Hohe Rückstellungen sind Finanzkreisen zufolge schon länger dafür gebildet worden. Sie reichten aber anscheinend nicht aus. Jedenfalls gab die Bank nun bekannt, weiteres Geld für Rechtsstreitigkeiten einzuplanen.

Die Belastungen dafür summieren sich nun im ersten Quartal auf 1,5 Milliarden Euro, wie die Bank mitteilte. Welche Altlasten dabei genau zu Buche schlagen, wurde nicht aufgeschlüsselt. Nach Einschätzung von Analysten dürfte der bevorstehende Zins-Vergleich aber eine große Rolle spielen. Was die Experten positiv stimmt, ist die Ankündigung der Bank, im Auftaktquartal trotzdem einen Gewinn geschafft zu haben. Der ausführliche Zwischenbericht wird in der kommenden Woche erwartet - in etwa zeitgleich mit der Bekanntgabe der neuen Strategie.

In der Warteschleife

In den Zinsskandal sind Banken weltweit verstrickt. Nach Erkenntnissen von Aufsehern hatten sich einzelne Händler bei wichtigen Referenzzinsen wie Libor und Euribor abgesprochen, um Handelsgewinne einzustreichen. An solchen Zinssätzen hängen Geschäfte in einem Volumen von vielen hundert Billionen Dollar. Etliche Institute haben schon Vergleiche mit verschiedenen Instanzen geschlossen. Als bisherige Rekordstrafe in der Affäre galten die 1,5 Milliarden Dollar, die die Schweizer Großbank UBS 2012 bezahlen musste.

Die Deutsche Bank war von der EU-Kommission bereits Ende 2013 zu einer Strafe von 725 Millionen Euro verdonnert worden. Bei den nun vor dem Abschluss stehenden Verhandlungen mit den Aufsehern in Großbritannien und den USA ist der hiesige Branchenprimus aber vergleichsweise spät dran. Eigentlich hatte die Bank Finanzkreisen zufolge gehofft, die Gespräche noch Ende 2014 abschließen zu können. Doch weil so viele verschiedene Behörden mit am Tisch saßen, ging die Rechnung nicht auf. Eingebunden sind das US-Justizministerium, die US-Derivate-Aufsicht CFTC, die New Yorker Finanzaufsicht DFS von "Bankenschreck" Benjamin Lawsky sowie die britische Aufsichtsbehörde FCA.

Offen ist, ob die Behörden ein Schuldbekenntnis der Bank durchboxen und ob Mitarbeiter gehen müssen. Etliche Leute hatte die Bank bereits von ihren Aufgaben entbunden. Auch die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat sich die Zinstricksereien bei der Deutschen Bank genauer angeschaut. Sie ging vor allem der Frage nach, ob Manager - etwa der langjährige Chef-Investmentbanker und heutige Co-Chef Anshu Jain – davon wussten und diese womöglich duldeten. Dieser Verdacht erhärtete sich bislang nicht, wie die Ermittler wiederholt durchblicken ließen. Der Abschlussbericht der BaFin steht aber noch aus, er wird im Mai oder Juni erwartet.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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