Wirtschaft

Bafin durchleuchtet Vorstand Deutsche Bank hat neuen Ärger

Die Affäre um den manipulierten Libor-Zinssatz weitet sich für die Deutsche Bank aus. Einem Medienbericht zufolge überprüft die Finanzaufsicht den kompletten Vorstand des Geldinstituts.

In der Affäre um manipulierte Zinssätze verschärft die Finanzaufsicht Bafin offenbar ihre Untersuchungen bei der Deutschen Bank. Der gesamte erweiterte Vorstand sowie weitere Führungskräfte von Deutschlands größtem Bankhaus sollen unter die Lupe genommen werden, um zu klären, ob und wie weit Manager von der Manipulation des Interbanken-Zinses Libor wussten, berichtete der "Spiegel".Das Magazin beruft sich auf eine aktuelle Auftragsbeschreibung der Bafin für die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, die im Auftrag der Behörde die Rolle der Deutschen Bank in der Libor-Affäre untersucht.

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Laut "Spiegel" macht das Papier deutlich, dass aus Sicht der Ermittler noch immer nicht ausreichend geklärt ist, wann Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain von möglichen Libor-Manipulationen in der Branche im Allgemeinen und in seiner Bank erfahren hat. So seien bei der Bank of England mögliche Libor-Manipulationen schon Mitte 2008 ein Thema gewesen. Der damalige Investmentbank-Chef Jain habe am 10. Juni ein Treffen mit den Notenbankern gehabt. Dafür hätten ihn seine Mitarbeiter präpariert mit dem Hinweis, dass auch das Thema Libor zur Sprache kommen könnte, was dann aber offenbar nicht der Fall war, heißt es in dem Bericht. Jain führte bis zum Frühjahr 2012 das Investmentbanking, in dem die Manipulationen passierten.

Tonbänder zerstört

Auch sollen im April 2012 entgegen der Anweisung der Rechtsabteilung digitale Tonbänder, die für die Libor-Untersuchung relevant waren, durch einen externen Dienstleister zerstört worden sein, so der "Spiegel" unter Verweis auf das Dokument von Ernst & Young. Die Bafin gehe der Frage nach, wann das Management davon wusste. Die Aufsicht wolle außerdem wissen, warum mehrere elektronische Kommunikationssysteme der Deutschen Bank intern im Zusammenhang mit der Libor-Affäre zunächst nicht untersucht worden seien.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wollte sich zu dem Magazinbericht nicht äußern. Auch die Deutsche Bank lehnte einen Kommentar ab. Ein Sprecher wies darauf hin, dass die Bank mit den verschiedenen Behörden in den USA und Europa hinsichtlich der Libor-Untersuchungen kooperiere.

Zugleich untersucht die Deutsche Bank intern mögliche Verwicklungen ihrer Top-Manager in die Libor-Affäre. "Nach aktuellem Stand der Untersuchungen war kein amtierendes oder früheres Mitglied des Vorstands in irgendeiner unangemessenen Weise in die untersuchten Vorgänge um Referenz-Zinssätze verwickelt", bekräftigte der Bank-Sprecher frühere Aussagen.

Lloyds zahlt

In den Skandal um die Manipulation von Referenz-Zinssätzen sind weltweit zahlreiche Großbanken verwickelt. Allein von dem in London berechneten Libor-Zinssatz hängen weltweit Finanzgeschäfte im Volumen von 450 Billionen Dollar ab. An dem Zins orientieren sich beispielsweise die Konditionen vieler Hypothekenkredite. Behörden rund um den Globus untersuchen schon seit mehreren Jahren, ob Händler an internationalen Referenz-Zinssätzen wie Libor und Euribor geschraubt haben, um sich Handelsgewinne zu verschaffen. Dabei wurden Tausende E-Mails und Chatbeiträge nach verdächtigen Absprachen durchforstet. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob es um Verfehlungen Einzelner geht oder ob es Druck von oben gab und die Tricksereien System hatten.

Erst vor wenigen Tagen hatte sich die britische Bank Lloyds in der Libor-Affäre mit den Aufsichtsbehörden in den USA und in Großbritannien in einem Vergleich auf die Zahlung von 218 Millionen Pfund geeinigt. Lloyds ist die elfte Bank weltweit, die eine Geldbuße wegen der Manipulation des Libor-Zinses oder anderer Zinssätze zahlen muss. Als nächste könnten die Aufseher in Großbritannien und den USA sich die Deutsche Bank vorknöpfen. Die EU-Kommission hatte im Dezember wegen der Absprachen beim Euribor Kartellstrafen verhängt - so musste die Deutsche Bank damals 725 Millionen Euro zahlen.

Quelle: ntv.de, jga/rts

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