Wirtschaft

Teure Skandale Deutsche Bank bittet Ex-Manager zur Kasse

John Cryan (l.), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und Aufsichtsratschef Paul Achleitner.

John Cryan (l.), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und Aufsichtsratschef Paul Achleitner.

(Foto: picture alliance / Boris Roessle)

Ehemalige Vorstände der Deutschen Bank sollen für Sünden der Vergangenheit zahlen. Derweil versichert Vorstandschef Cryan: Das Geldinstitut habe das Schlimmste überstanden.

Die Deutsche Bank will einen Schlussstrich unter ihre skandalbehaftete Vergangenheit ziehen - aber nicht, ohne frühere Top-Manager für Altlasten zur Kasse zu bitten. Aufsichtsratschef Paul Achleitner sagte während der Hauptversammlung in Frankfurt, es gebe fortgeschrittene Gespräche mit einstigen Vorständen. Er erwarte in den nächsten Monaten eine Regelung, "die einen wesentlichen finanziellen Beitrag der Betroffenen sicherstellt". Seit längerem sei zusammen mit externen Juristen die Frage einer persönlichen oder kollektiven Verantwortung geprüft worden. Namen nannte Achleitner allerdings nicht.

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Deutschlands größtes Geldhaus hatte allein seit 2012 fast 15 Milliarden Euro für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten ausgegeben. Einer der teuersten Skandale war der US-Hypothekenstreit, der mit sieben Milliarden Dollar zu Buche schlug. Zunächst hatte sogar eine doppelt so hohe Strafe im Raum gestanden, was im vergangenen Herbst diesseits des Atlantiks große Sorgen um die Widerstandskraft der Bank und eine öffentliche Debatte um Staatshilfe auslöste. Es folgte ein dramatischer Absturz an der Börse.

Achleitner räumte ein, dass 2016 ein schwieriges Jahr gewesen sei. Mitarbeiter, Eigentümer und Kunden hätten einiges aushalten müssen. "Doch es hat sich gelohnt und es wird sich weiter lohnen. Die Deutsche Bank steht heute eindeutig besser da als noch vor zwölf Monaten", betonte der Österreicher, der sich zur Wiederwahl für weitere fünf Jahre stellt. Die Deutsche Bank habe mit ihrer neuen Strategie eine klare Perspektive, sie habe acht Milliarden Euro frisches Kapital eingesammelt und die größten Rechtsstreitigkeiten seien abgearbeitet.

Vorstandschef John Cryan, der im Sommer 2015 die Nachfolge des glücklosen Anshu Jain antrat, warb vor den Aktionären in der Festhalle ebenfalls um Vertrauen: "Auch wenn es weitere offene Fälle gibt: Wir gehen davon aus, dass wir das Schlimmste hinter uns haben."

"Verlorene Dekade"

Cryan bemühte sich auf der Hauptversammlung darum, Zuversicht zu verbreiten. 2017 werde "ein weiteres Jahr des Umbaus, aber unter besseren Vorzeichen", sagte er. Bei den Aktionären verfing die Aufbruchsrhetorik nur bedingt. Angesichts der negativen Erfahrungen, die sie in den vergangenen Jahren gemacht haben, schlug Management und Aufsichtsrat eine gehörige Portion Skepsis entgegen. Es gab aber auch aufmunternde Worte.

Die Aktionäre der Deutschen Bank blickten "auf eine verlorene Dekade zurück", sagte Portfoliomanager Ingo Speich von Union Investment. Nur mit einem halben Dutzend Kapitalerhöhungen im Gesamtvolumen von über 30 Milliarden Euro sei es gelungen, die Löcher in der Bilanz zu stopfen, zudem schneide die Aktie der Bank weit schlechter ab als die Papiere der Wettbewerber. "Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft bei der Deutschen Bank eine riesige Lücke."

Den jüngsten Strategieschwenk sieht Speich hingegen positiv und findet anerkennende Worte für Cryan. "Wir wissen Ihren Pragmatismus sehr zu schätzen. Sie versuchen, aus den Hinterlassenschaften Ihrer Vorgänger das Beste zu machen", sagte Speich. Er lobte die "fokussiertere Aufstellung mit der integrierten Unternehmens- und Investmentbank als erster Säule, der Privat- und Firmenkundenbank als zweiter Säule und dem Asset Management als dritter Säule".

Um wieder in die Wachstumsspur zurückzufinden und ihre Kapitaldecke aufzupolstern, hatte die Deutsche Bank Anfang März ein ganzes Bündel von Maßnahmen eingeleitet. Das umfasst neben der mittlerweile abgeschlossenen Kapitalerhöhung über acht Milliarden Euro einen Börsengang der Vermögensverwaltung sowie einen neuen Zuschnitt der Kundensegmente. Dabei soll auch die Postbank reintegriert werden, die schon zum Verkauf stand. Am Vermögensverwalter Deutsche Asset Management will die Bank aber mehrheitlich beteiligt bleiben. Cryan bekräftigte das Ziel, sich für den Börsengang zwei Jahre Zeit zu lassen. Da schreite die Bank bereits "zügig voran".

Aus Sicht der Aktionäre sei der Teilbörsengang "eine bittere Pille", sagte Portfoliomanager Speich. Ein stabiler Ertragsbringer werde künftig teilweise fehlen. Außerdem hegt er Zweifel, ob die Integration der Postbank, die sich die Deutsche Bank in einer 180-Grad-Wende nun vorgenommen hat, dieses Mal funktionieren wird. "Wir haben den Eindruck, die neue Strategie ist an manchen Stellen mit heißer Nadel gestrickt und beruht auf allzu optimistischen Annahmen", kritisiert Speich.

Die Bank verdient wieder Geld

Cryan bescheinigte seiner Bank unterdessen bessere Ertragschancen, dank der leichten wirtschaftlichen Erholung in Europa und einer robusten US-Wirtschaft. Auf der anderen Seite seien die niedrigen Zinsen weiterhin ein Belastungsfaktor für die gesamte Branche.

Nach dem ersten Quartal sieht der Vorstandschef den Aufwärtstrend bestätigt. Dem Konzern flössen wieder Kundengelder zu. "Auf zahlreichen Feldern läuft das Geschäft vielversprechend", so Cryan. Im ersten Vierteljahr hat die Bank nach Steuern 575 Millionen Euro verdient, nach einem Verlust von 1,4 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2016.

"Doch so turbulent 2016 für uns und für Sie als Aktionäre war - so stehe ich heute doch mit weitaus mehr Zuversicht vor Ihnen als vor einem Jahr", fügte Cryan hinzu.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

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