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8 Milliarden per Kapitalerhöhung Deutsche Bank behält die Postbank

Gerüchte bestätigt: Die Deutsche Bank fasst das Tabuthema Kapitalerhöhung an.

Gerüchte bestätigt: Die Deutsche Bank fasst das Tabuthema Kapitalerhöhung an.

(Foto: dpa)

Jetzt ist es offiziell: Die Deutsche Bank bereitet eine Kapitalerhöhung im Umfang von acht Milliarden Euro vor. Deutschlands größtes Geldhaus bestätigt nach einer Aufsichtsrats-Sitzung entsprechende Pläne. Wie wird der Aktienkurs reagieren?

Grünes Licht aus dem Aufsichtsrat: Weniger als drei Jahre nach der letzten großen Kapitalerhöhung wendet sich die Deutsche Bank abermals an die Investitionsbereitschaft der Anleger. Rund acht Milliarden Euro will sich Deutschlands größtes Geldhaus über den Verkauf neuer Aktien besorgen, wie es nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung heißt.

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Der Schritt geht mit "verschiedenen strategischen Maßnahmen" einher: Die unverkäufliche Postbank soll wieder in den Konzern integriert werden, dafür soll ein Minderheitsanteil an der Vermögensverwaltung an die Börse gebracht werden. Der Teilbörsengang der Vermögensverwaltung soll innerhalb der nächsten zwei Jahre über die Bühne gehen. Zusammen mit verschiedenen Veräußerungen soll das weitere zwei Milliarden Euro auf der Kapitalseite einbringen. Das Investmentbanking - der Handel sowie das Beratungs- und Finanzierungsgeschäft - will die Bank wieder in eine Sparte zusammenlegen.

"Der Vorstand hat beschlossen, die Strategie vom Herbst 2015 an mehreren Stellen grundlegend anzupassen und ein entscheidendes Stück weiterzuentwickeln", erklärte Deutsche-Bank-Chef John Cryan die Maßnahmen in einer Nachricht an die Mitarbeiter. Aus seiner Sicht stehen bei dem Umbau demnach drei große Themen im Mittelpunkt:

  1. Die Deutsche Bank will demnach ihre Position auf dem Heimatmarkt stärken, "indem wir die Postbank und unser Privat- und Firmenkundengeschäft zusammenführen und so den klaren Marktführer in Deutschland schaffen".
  2. Die Bank setzt laut Cryan "Wachstumskräfte in unserer Vermögensverwaltung Deutsche Asset Management frei, indem wir einen Minderheitsanteil an die Börse bringen".
  3. Durch den Aufbau einer "integrierten Unternehmens- und Investmentbank" stärke die Bank zudem ihr Geschäft mit international agierenden Unternehmen. "Das ist es, was die Deutsche Bank seit ihrer Gründung ausmacht", wie Cryan betont.

Die neuerliche Maßnahmen zur Stärkung der Kapitalausstattung bezeichnet er in dem Schreiben als eine "entscheidende Voraussetzung für den Erfolg unserer Strategie". Die Deutsche Bank will demnach bis zu 687,5 Millionen neue Aktien ausgeben, die rund acht Milliarden Euro einbringen sollen. Damit dürfte die Bank, so Cryan weiter, nach den zukünftig geltenden Kapitalregeln eine Kernkapitalquote von etwa 14 Prozent erreichen. Auf diese Weise hofft der Vorstand "einen großen Unsicherheitsfaktor" zu beseitigen. "Das dürfte uns weitaus attraktiver für unsere Kunden machen."

Schenck und Sewing steigen auf

Von den neuen Weichenstellungen betroffen ist auch die Führungsetage: Die Deutsche Bank baut abermals ihren Vorstand um und befördert zwei Top-Manager. Finanzchef Marcus Schenck und Privatkundenvorstand Christian Sewing werden mit sofortiger Wirkung zu stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands ernannt, teilte die Bank mit. Damit steigen Beobachtern zufolge zwei Vorstände auf, die schon länger als Kronprinzen für Bankchef Cryan gehandelt werden.

Schenck soll im Laufe des Jahres eine andere Aufgabe übernehmen: Er wird nach Konzernangaben zusammen mit Garth Ritchie die Leitung der neuen - mit dem Handel wieder zusammengeführten - Unternehmens- und Investmentbank übernehmen.

Jeffrey Urwin nimmt seinen Hut

Dafür geht Investmentbankchef Jeffrey Urwin von Bord. Über einen Nachfolger als Finanzchef ist noch nicht entschieden. Postbank-Chef Frank Strauß soll im Zuge der Re-Integration der Postbank zusammen mit Sewing das Privat- und Firmenkundengeschäft leiten und dann auch in den Vorstand der Deutschen Bank einziehen.

Bereits vor dem Wochenende hatte die Deutsche Bank "vorbereitende Schritte für eine potenzielle Kapitalerhöhung in Höhe von rund 8 Milliarden Euro" bestätigt, wie es in einer am Freitagabend veröffentlichten Mitteilung an Analysten, Aufseher und Aktionäre hieß. Zusätzlich war davon die Rede, die Postbank in das deutsche Privat- und Firmenkundengeschäft zu integrieren.

Tabuthema Kapitalerhöhung

Mit der Mitteilung reagierte die Bank auf entsprechende Spekulationen am Markt. Diese hatten den Kurs der im Leitindex Dax gelisteten Deutsche-Bank-Anteile im Handel vor dem Wochenende unvermittelt von einem moderaten Plus in die Verlustzone gedrückt.

Händler hatten auf einen Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg verwiesen, in der unter Berufung auf nicht näher genannte Insider über die anstehenden Maßnahmen spekuliert worden war. Die Gerüchte über eine bevorstehende Kapitalmaßnahme reichten aus, um die Aktien der Deutschen Bank kurz vor dem Wochenende zum größten Dax-Verlierer zu machen.

Aktienkurs in Bewegung

Aus dem Umfeld des Geldhauses hieß es daraufhin, der Aufsichtsrat der Deutschen Bank wolle noch am Sonntag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, um über das Thema Kapitalerhöhung zu beraten. Vorstandschef John Cryan hatte Pläne für einen solchen Schritt monatelang von sich gewiesen. Die Deutsche Bank steckt seit Jahren in der Krise. Hohe Rechnungen für Altlasten werfen das Institut in seiner Sanierung immer wieder zurück.

Bis zum späten Freitagabend war die Aktie auf der Handelsplattform Tradegate bis auf 18,20 Euro gefallen. Vor ersten Medienberichten über eine mögliche Kapitalerhöhung hatte das Papier am Nachmittag noch 19,59 Euro gekostet - ein Absturz um rund sieben Prozent. Zum Handelsstart am Montag ist mit weiteren Kursreaktionen zu rechnen.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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