Wirtschaft

"Jedes Wort ist wichtig" Deutsche-Bank-Chef Jain gesteht Fehler ein

Die Deutsche Bank wirbt nach vielen Rückschlägen um Vertrauen. Co-Chef Jain räumt ein, Renditeziele verfehlt zu haben. Gleichzeitig verteidigt er den Kurs. Das Management habe "eine klare Strategie". Der wachsende Druck ist der Führungsspitze anzumerken.

Der Co-Vorstandschef der Deutschen Bank, Anshu Jain, hat bei der Hauptversammlung in Frankfurt eingeräumt, dass das Management der Bank in den vergangenen Jahren einige Ziele verfehlt hat, gleichzeitig verteidigte er aber den Kurs vor den Aktionären. 

"Ihre Rendite ist nicht zufriedenstellend", sagte Jain. "Wir wissen, dass Sie enttäuscht sind, mir und Jürgen geht es genauso." Er ergänzte: "Doch wir sind sicher: Wir steuern die Deutsche Bank in die richtige Richtung." Jain stand als zweiter Redner nach Aufsichtsratschef Paul Achleitner am Rednerpult, noch vor seinem Partner an der Bankspitze Jürgen Fitschen.

Jain räumte zudem ein, dass sich die Beilegung der unzähligen Rechtsstreitigkeiten als langwieriger und viel kostspieliger erweise als erwartet. Auch die bisherigen Sparbemühungen reichten nicht aus. sagte er. "Wir sind mit den erreichten Kostensenkungen nicht zufrieden. Das Thema steht in den nächsten Jahren ganz oben auf unserer Agenda", fügte er hinzu.

Jain, der anfangs deutsch sprach, wechselte danach ins Englische. "An diesem Tag ist jedes Wort wichtig. Deshalb erlaube ich mir, in meiner Muttersprache weiterzumachen", sagte der Vorstandschef. Sein Mikrofon war allerdings abgeschaltet, so dass die Aktionäre im Saal nur die deutsche Simultan-Übersetzung hören konnten. Achleitner hatte zuvor angekündigt: "Der deutsche Wortlaut gilt."

Achleitner: Image ist stark beschädigt

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Der mächtige Aufsichtsratschef des Konzerns war in seiner Rede ebenfalls auf den Aktienkurs und den Imageschaden eingegangen. Die größte deutsche Bank habe bei der Bewältigung der Vergangenheit noch einen weiten Weg vor sich, sagte er. "Keine Frage: Das öffentliche Bild der Deutschen Bank ist derzeit stark angeschlagen und beschädigt", so Achleitner. "Niemand kann mit dem äußeren Erscheinungsbild sowie mit der Entwicklung des Aktienkurses zufrieden sein." Es sei klar, dass die Branche im Allgemeinen und die Deutsche Bank im Besonderen "diese unrühmliche Vergangenheit konsequent aufzuarbeiten" habe.

Achleitner war die Aufregung vor dem mit Spannung erwarteten Aktionärstreffen anzumerken. Er verhedderte sich mehrfach. Dass die Deutsche Bank mehr als eine Milliarde Aktien ausgegeben hat, wollte ihm offenbar auch nicht in den Kopf. "Ich musste nochmal schnell nachrechnen", entschuldigt er sich lächelnd.

Die Bankspitze steht zunehmend unter Druck. Einige Großinvestoren hatten im Vorfeld des Aktionärstreffens offen ihre Unzufriedenheit mit dem bislang Erreichten zum Ausdruck gebracht. Die Doppelspitze war im Juni 2012 angetreten und legte wenige Monate später ihre "Strategie 2015+" vor. Vor allem das Renditeziel blieb in weiter Ferne. Also besserten Jain und Fitschen in diesem Jahr nach und präsentierten die neue "Strategie 2020".

Schrumpfen - die neue Strategie

Jain und Fitschen haben einen schweren Stand.

Jain und Fitschen haben einen schweren Stand.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wichtigster Punkt ist dabei die Trennung von der Postbank, um die riesige Bilanzsumme der Deutschen Bank zu kürzen. Das verbleibende Privatkundengeschäft im Konzern wird zusammengestrichen. Unterm Strich gewinnen die Investmentbanker damit wieder an Macht. Also der Bereich, für den Jain steht. Die Umsetzung der neuen Strategie wird jetzt Jain persönlich überwachen - am Vorabend der Hauptversammlung hatte die Deutsche Bank einen Vorstandsumbau bekannt gegeben, der den gebürtigen Inder noch einmal deutlich stärkt. Der langjährige Privatkunden-Chef Rainer Neske geht.

Im Vorfeld der Hauptversammlung hatten große Investoren sowie Aktionärsberater ihre Unzufriedenheit mit dem Vorstand der Bank laut kundgetan. Sie kündigten an, den Vorstand nicht entlasten zu wollen.

Kritik der Aktionäre

Auf die Gründe dafür geht bei der Versammlung auch Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment ein, einer der größten Aktionäre der Bank. "Die Rechtsstreitigkeiten beschädigen nicht nur die Reputation des Unternehmens, sondern fressen inzwischen mehr als die Hälfte des Betriebsergebnisses auf", sagte Speich. Die Bank habe in den vergangenen drei Jahren 8,7 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten und Strafzahlungen ausgegeben. "Das ist bereits mehr, als die große Kapitalerhöhung im Mai 2014 eingebracht hatte", so Speich. Damals hatte die Bank 8,5 Milliarden Euro eingesammelt.

"Wir fragen uns langsam, ob das Management der Deutschen Bank noch in der Lage ist, das Unternehmen adäquat zu führen", sagte Speich. Auch bei der neuen Strategie sei nicht erkennbar, welchen Mehrwert sie den Aktionären bringen soll. Für die Umsetzung der neuen Marschrichtung ist künftig Jain verantwortlich, wie die Bank am Mittwochabend im Rahmen mehrere Änderungen im Vorstand bekannt gab. "Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Sie müssen jetzt liefern", gab Speich ihm dafür mit auf den Weg.

Die Präsenz auf der Hauptversammlung der Bank ist etwas höher als im vergangenen Jahr. 33,3 Prozent der Aktien sind in Frankfurt vertreten; 2014 waren es nur 29 Prozent. Um entlastet zu werden, reicht dem Deutsche-Bank-Vorstand demnach ein Sechstel aller Aktionärsstimmen.

Quelle: ntv.de, ddi/rts

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