Wirtschaft

"Müssen schlicht besser werden" Deutsche-Bank-Belegschaft schiebt Frust

Die zahlreichen Rechtsprobleme kosten die Deutsche Bank nicht nur viel Geld, sondern drücken auch die Motivation ihrer Mitarbeiter.

Die zahlreichen Rechtsprobleme kosten die Deutsche Bank nicht nur viel Geld, sondern drücken auch die Motivation ihrer Mitarbeiter.

(Foto: dpa)

Jahr für Jahr befragt die Deutsche Bank ihre Mitarbeiter. In den vergangenen Jahren ist deren Identifikation mit dem Konzern eingebrochen. Dabei waren manche schlechten Nachrichten zum Zeitpunkt der jüngsten Befragung noch gar nicht bekannt.

Vor nicht allzu langer Zeit zählte Deutsche Bank zu den prestigeträchtigsten Arbeitgebern der Finanzbranche. Schon in den vergangenen Jahren litt zwar das Ansehen der Banker in der Öffentlichkeit und damit auch ihr Stolz auf ihren Job. 2014 aber ist die Stimmung unter den Mitarbeitern noch einmal dramatisch eingebrochen, wie eine aktuelle Mitarbeiterbefragung des Konzerns zeigt.

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Nur noch 53 Prozent der Deutsche-Bank-Angestellten identifizierten sich noch mit dem Konzern, berichtet das "Handelsblatt", dem die Ergebnisse der Befragung nach eigenen Angaben vorliegen. Vor einem Jahr lag dieses sogenannte "Commitment" noch bei 62 Prozent. Zum Amtsantritt der inzwischen wieder abgetretenen Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen vor zwei Jahren waren es sogar 72 Prozent gewesen.

Dem Bericht zufolge nahmen 53.000 der derzeit rund 98.000 Bankangestellten an der repräsentativen Befragung teil. Sie fand statt, nachdem im Mai auf der Hauptversammlung ein Sturm der Kritik über Fitschen und Jain hereingebrochen war, vor allem weil sie die ausufernden Rechtskosten nicht in den Griff bekamen. Mitten im Befragungszeitraum vom 1. bis 19. Juni trat Jain zurück und wurde durch John Cryan ersetzt, der im kommenden Jahr die alleinige Führung übernehmen soll.

"Keine offene Kommunikation"

Noch nicht bekannt waren den Mitarbeitern zum Zeitpunkt der Befragung die radikalen Umbaupläne Cryans, die er Mitte September dem Aufsichtsrat vorstellte. Demnach sollen rund 23.000 Stellen im Konzern wegfallen, vor allem durch den Verkauf der Postbank.

Als Hauptgrund für die schlechte Stimmung hat der Betriebsrat laut "Handelsblatt" die zahlreichen Rechtsprobleme und dem Umgang der Unternehmensführung damit ausgemacht. Zudem finde keine "offene Kommunikation" zwischen Konzernspitze und Mitarbeitern statt.

Überrascht sind die Mitarbeitervertreter von der schlechten Stimmung nicht: "Die Grundtendenz überrascht mich überhaupt nicht. Die Mitarbeiter sind frustriert. Sie geben alles. Aber ein paar hohe Tiere machen Fehler, und alle müssen dafür büßen", zitiert die Zeitung den Betriebsrat.

Der Vorstand räumt die Probleme offenen ein. In der "Umsetzung der Werte in die Praxis", sei die Bank "noch nicht weit genug", schrieb Personalvorstand Stephan Leitner in einem Brief an seine Managerkollegen im Konzern. "Wir müssen schlicht besser werden", resümiert er.

Quelle: ntv.de, mbo

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