Wirtschaft

Wie viel Einfluss kriegt der Scheich? Deutsche-Bank-Anleger in Sorge

Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani ist auch für viele Dax-Vorstände ein geschätzter Geschäftspartner.

Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani ist auch für viele Dax-Vorstände ein geschätzter Geschäftspartner.

(Foto: REUTERS)

Mit acht Milliarden Euro polstert die Deutsche Bank ihre Kapitaldecke auf, ein Teil des Geldes kommt aus dem Emirat Katar. Ein Detail, das für Aufregung sorgt: Ist die Deutsche Bank nicht mehr Herr im Hause?

Die Deutsche Bank sorgt für Wirbel an den Märkten. Schneller als erwartet stockt sie ihr Kapital auf und reagiert damit auf den zunehmenden Druck der Finanzmärkte, die die Ausstattung des Geldhauses schon seit längerem als unzureichend bemängelt hatten.

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Die Deutsche Bank beschafft sich jedoch nicht nur mittels einer Kapitalerhöhung Geld am Markt, sondern holt sich mit Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani einen neuen Großinvestor an Bord. Er übernimmt Aktien im Volumen von 1,75 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil von zunächst knapp sechs Prozent. Und das sorgt bei Anlegern und Kunden der Deutschen Bank für Unbehagen: "Ist die Deutsche Bank jetzt überhaupt noch Herr im Hause?", heißt es etwa in verschiedenen Varianten auch auf der Facebook-Seite von n-tv.de.

Bisher war die US-Vermögensverwaltung Blackrock mit gut fünf Prozent die einzige Großaktionärin der Deutschen Bank, deren Anteil die gesetzliche Meldeschwelle von drei Prozent überschritt. Blackrock ist als Anbieter von Indexfonds jedoch an fast allen Dax-Konzernen beteiligt und nimmt keinen Einfluss auf die Unternehmensstrategie. Der Scheich aus Katar soll hingegen "Ankerinvestor" des Instituts werden, betonte die Deutsche Bank in ihrer Mitteilung. Aber was bedeutet das?

"Angst ist Unsinn"

Als "Anker-Investoren" werden Aktionäre bezeichnet, die langfristig mindestens fünf Prozent an Unternehmen halten und eher zurückhaltend agieren. Solche loyalen, langfristigen Großaktionäre sind begehrt, besonders bei den großen Aktiengesellschaften. Denn die langfristigen Investments sind nicht nur ein Vertrauensbeweis, sondern können etwa auch feindliche Übernahmen verhindern.

Mit Scheich Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani hat die Deutsche Bank nach Ansicht von Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, eine gute Wahl getroffen: "Das ist ein guter Ankeraktionär, der den anderen Anlegern Halt geben wird, deshalb bewerte ich den Einstieg positiv."

Ängste, dass die Deutsche Bank künftig nicht mehr Herr im eigenen Haus ist, sind für Nieding dagegen Unsinn: "Bei sechs Prozent kann davon nicht die Rede sein. Da ist gar nicht die Möglichkeit eines großen Einflusses gegeben. Hier ist ja nicht mal die Sperrminorität von 25 Prozent erreicht."

Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani ist kein Unbekannter in der deutschen Unternehmenswelt. Der Scheich, der lange der Regierung des Golf-Emirats angehörte, war bis 2013 auch Verwalter der staatlichen Investmentgesellschaft Katars, die unter anderem Großaktionärin beim Volkswagen-Konzern ist. Weitere Beteiligungen hält die Qatar Holding unter anderem an der Londoner Börse (ca. 20 Prozent), an dem Luxus-Kaufhaus Harrods (100 Prozent) und Hochtief (9 Prozent).

Der Scheich selbst beteiligt sich auch privat an Unternehmen. Bei der Deutschen Bank läuft sein Engagement etwa über seine Investmentgesellschaft Paramount Services Holdings. Das Privatvermögen des Scheichs wird auf 70 Milliarden Dollar geschätzt.

Quelle: ntv.de

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