Wirtschaft

Abgas-Betrug geplant? Autoindustrie soll sich abgesprochen haben

Droht der deutschen Wirtschaft einer der größten Kartellfälle? Einem Bericht zufolge haben sich mit VW, Audi, Porsche, BMW und Daimler beinahe alle großen deutschen Autohersteller in geheimen Arbeitskreisen abgesprochen. Dabei sei die Basis für den Dieselskandal gelegt worden.

Die deutschen Autohersteller Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler haben sich einem Medienbericht zufolge in geheimen Arbeitskreisen abgesprochen. Bei den Treffen in den 90er-Jahren sei es um Fragen zur Technik, zu Kosten und um Zulieferer gegangen, berichtet der "Spiegel". Selbst die Abgasreinigung sei behandelt worden. Das Magazin beruft sich auf eine Selbstanzeige des VW-Konzerns bei den Wettbewerbsbehörden. An der Börse gaben die Papiere der betroffenen Hersteller zwischen 2 und 3,3 Prozent nach.

Bei Daimler hieß es zu dem Bericht, Spekulationen kommentiere der Autobauer nicht. Ebenso äußerte sich ein BMW-Sprecher. Das Bundeskartellamt wollte sich nicht äußern. Man "gebe grundsätzlich zu laufenden Kartellverfahren keine Auskünfte", sagte ein Sprecher. Auch die EU-Kommission - immerhin oberste Wettbewerbsbehörde im europäischen Binnenmarkt - sagte: "Zu diesem Thema geben wir keine Stellungnahme ab." Ein Audi-Sprecher verwies auf Volkswagen.

Wie es weiter heißt, hätten die Hersteller etwa über die Größe der Tanks für AdBlue beraten. Mithilfe des Harnstoffgemischs werden Stickoxide in Wasser und Stickstoff zerlegt. Weil die Entscheidung zugunsten kleinerer Behälter ausgefallen sein soll, hätten die Hersteller ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch tricksen können, um die Grenzwerte einzuhalten.

Absprachen auf Vorstandsebene?

Auch das "Handelsblatt" meldete entsprechende Absprachen. Demnach findet sich unter den von der Staatsanwaltschaft München II bei Durchsuchungen im VW-Konzern, in Wohnungen und bei der US-Kanzlei Jones Day beschlagnahmten Unterlagen eine Audi-Präsentation namens "Clean Diesel Strategie" von April 2010. Darin sei von einem «Commitment der deutschen Automobilhersteller auf Vorstandsebene» die Rede. Dieses betreffe den Einbau kleinerer AdBlue-Tanks.

In der VW-Selbstanzeige heiße es, dass es zu "kartellrechtswidrigem Verhalten" gekommen sei. Auch Daimler habe eine Art Selbstanzeige eingereicht, berichtet das Magazin weiter.

Die Kartellbehörden hätten Hinweise auf die Absprachen bereits im Sommer vergangenen Jahres gefunden. Damals hätten sie im Rahmen von Ermittlungen über eine mögliche Absprache von Stahlpreisen auch Räume der Volkswagen AG durchsucht. Als eine Art Beifang hätten sie Hinweise auf möglicherweise illegale Absprachen in der Autoindustrie gefunden. Nur zwei Wochen später habe VW die Selbstanzeige beim Bundeskartellamt eingereicht. Auch Daimler habe ein solches Dokument bei den Wettbewerbshütern hinterlegt. Dadurch wollten die Unternehmen offenbar mögliche Strafzahlungen mindern.

Quelle: ntv.de, jwu/jga/DJ

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