Wirtschaft

Vom Vertreter zum Burgerkönig Der Mann, der McDonald's groß machte

Die McDonald's-Filiale in Chicago, wo Ray Krocs Karriere begann, als Filmkulisse für den Film "The Founder".

Die McDonald's-Filiale in Chicago, wo Ray Krocs Karriere begann, als Filmkulisse für den Film "The Founder".

(Foto: REUTERS)

Von Pappbechern über Burger zu Immobilien - Ray Kroc steigt in den USA der 1950er-Jahre vom Vertreter zum Großunternehmer auf. Die fesselnde Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichte ist der Ursprung des Milliardenkonzerns McDonald's.

Bill Gates und Steve Jobs waren gerade mal 20, als sie ihre Firmen Microsoft und Apple gründeten. Der Mann, der McDonald's groß machte, war bereits 52, als endlich seine große Chance kam. Seinen Elan schmälerte das nicht, auch wenn die Voraussetzungen vielleicht nicht ganz so günstig waren: "Ich hatte Diabetes und eine beginnende Arthritis. Ich hatte eine Gallen- und eine Schilddrüsenoperation hinter mir. Aber ich war immer noch davon überzeugt, dass das Beste noch vor mir lag. Ich war immer noch grün und auf Wachstum gepolt und flog innerlich auf einer Höhe, die leicht über der Reisehöhe des Flugzeugs lag", schreibt der Sohn böhmischer Einwanderer in seiner Autobiografie "McDonald's. Die wahre Geschichte des Gründers Ray Kroc", die jetzt nach 40 Jahren endlich auf Deutsch veröffentlicht wird.

Ray Kroc als junger Mann.

Ray Kroc als junger Mann.

McDonald's ist eine der größten Erfolgsgeschichten der USA. Heute gibt es kaum einen Winkel der Welt, in den die Burger-Kette mit ihren rund 34.000 Filialen nicht vorgedrungen ist. Trotzdem kennt heute kaum jemand den Namen des Mannes hinter diesem gigantischen Erfolg. Ray Kroc war Vollblut-Unternehmer, immer auf der Suche nach einem guten Geschäft. Was er anpackte, machte er 100-prozentig - mal mit etwas mehr, mal mit etwas weniger Erfolg. Mit McDonald's traf er ins Schwarze.

Kroc war, wie man schnell begreift, immer etwas schneller und beharrlicher als andere. Er schmiss die Schule, heiratete früh und arbeitete hart - ob als Milch-Shake-Mixer-Vertreter oder Klavierspieler. Manchmal hatte er zwei Jobs zugleich und schuftete 19 Stunden am Tag. Wenn er schlief, dann effektiv, so tief wie möglich, schreibt er. Stress kontrollierte er durch "Selbst-Hypnose", indem er sich immer nur um eine Sache sorgte. Das Intellektuelle überließ er anderen. Was er wollte, war anpacken.

McDonald's Number 1 in San Bernadino

Ray Krocs Schicksalstag kam, als er Anfang der 50er Jahre den Brüdern Dick und Mac McDonald's begegnete. Sie hatten in San Bernadino, in der Nähe von Los Angeles in der kalifornischen Wüste einen erfolgreichen Burgerladen. Ihr Auto-Restaurant brummte. Aber sie erkannten, dass sie mit dem damals typischen Konzept, den Kunden Essen auf Geschirr und Tablett im Auto zu servieren, nicht so viel verdienen konnten, wie sie wollten. Deshalb konzentrierten sie sich auf Burger, Pommes und Getränke - womit sie vorher sowieso schon annähernd 90 Prozent ihres Umsatzes gemacht hatten. Wer Hunger hatte, musste aussteigen und das Essen selbst abholen.

Bei McDonald's wurde alles in Papier gewickelt und in Tüten gepackt statt auf Geschirr gelegt. Die Küche war so gebaut, dass ein Burger in 30 Sekunden alle Stationen durchlaufen hatte und verkaufsfertig war. Der sparsame Hochgeschwindigkeits-Ablauf, der alles auf das Wesentliche reduzierte, war eine Revolution. Kroc, der die Brüder kennenlernte, weil sie Milch-Shake-Mixer bei ihm bestellt hatten, wittert das Geschäft seines Lebens. Er überzeugt sie, ihr Konzept als Franchise-System in großem Stil aufzuziehen.

Das Original-Restauraunt der McDonald's-Brüder in San Bernadino, Kalifornien.

Das Original-Restauraunt der McDonald's-Brüder in San Bernadino, Kalifornien.

Kroc übernimmt von da an die Koordination der Expansion und leitet den Feldzug der goldenen Bögen durch Amerika. Alles hätte harmonisch laufen können, doch die Brüder knebeln Kroc mit einem Vertrag, der ihn mit mageren 1,9 Prozent Umsatzbeteilung abspeist und keinerlei Freiraum beim Franchise-Konzept lässt. Er treibt ihn an den Rand des Ruins. Unter hohem finanziellen Druck entschließt sich Kroc zum Gegenangriff. Die Brüder hatten ihn unterschätzt.

"Ich habe viele sehr befriedigende Verträge auf Basis eines Handschlags besiegelt. Auf der anderen Seite bin ich oft genug hereingelegt worden, um zu einem handfesten Zyniker zu werden", schreibt Kroc in seinem Buch. Im Kampf mit den Brüdern McDonald's geht er als Sieger vom Platz, und Dick und Mac bleibt am Ende nicht einmal ihr Name.

Kroc revolutioniert das Franchise-System

Eine Zufallsbekanntschaft entpuppt sich für Kroc als Retter: das Finanzgenie Harry Sonneborn, den Kroc später zum Chef seiner Firma machte. Noch später verließ dieser den Konzern zwar im Streit mit Kroc und gelobte, nie wieder in einem McDonald's-Restaurant zu essen. Damals aber war er es, der Kroc den entscheidenden Tipp gab: Er riet ihm aus der Burger-Kette ein Immobilienimperium zu machen. Nicht die Burger oder das Fast-Food-Konzept der McDonald's-Brüder machten die Kette groß, sondern dieses neue Franchise-System. Die von Kroc neu gegründete McDonald's Corporation begann, den Grund und Boden für die Filialen selbst zu kaufen. Die Franchise-Nehmer mussten nun Pacht an Kroc zahlen.

Statt der mageren Umsatzbeteiligung von 1,9 Prozent hatte Kroc plötzlich ein großes regelmäßiges Einkommen - es wurde die Kriegskasse für die Entscheidungsschlacht mit den McDonald's-Brüdern. Kroc stellte sie vor die Wahl: Entweder sie akzeptierten sein Konzept oder er zahlte sie aus. Die Brüder entschieden sich für das Geld. Jeder bekam 1,3 Millionen Dollar. Und Kroc durfte ihren Namen behalten. Außerdem hatte er mit den Immobilien ein zusätzliches Druckmittel, um sicherzustellen, dass seine Pächter alle Standards bei Essen und Service einhielten.

"Die wahre Geschichte von McDonald's: Erzählt von Gründer Ray Kroc" erscheint im Finanzbuch Verlag und kostet 14,99 Euro.

"Die wahre Geschichte von McDonald's: Erzählt von Gründer Ray Kroc" erscheint im Finanzbuch Verlag und kostet 14,99 Euro.

Kroc lernte aus dem Knebelvertrag mit den McDonald's-Brüdern die wichtigste Lektion seines Lebens: Ohne Risiko geht es nicht. Es muss allerdings auch wohl kalkuliert sein. Bis zu seinem Tod 1984 gab er sie jungen Unternehmern immer wieder mit auf den Weg. So schlecht die Erfahrungen mit Dick und Mac McDonald's waren, so gut war Krocs Riecher bei anderen Menschen. Viele einfache Arbeiter stellte er aus reinem Bauchgefühl ein.

Einige begleiteten ihn ein Leben lang - und übernahmen die wichtigsten Posten in seinem Imperium. June Martino zum Beispiel war ohne Vorkenntnisse in der Gastronomie zu ihm gekommen. Sie stieg von seiner Assistentin zur Schatzmeisterin des Konzerns auf. Sie wurde die erste Frau, die an der New Yorker Börse handelte.

Kroc wirbt mit seiner Geschichte nicht nur um Beharrlichkeit und Begeisterung bei Jungunternehmern, seine Autobiographie ist auch ein Appell, immer seinen Prinzipien treu zu bleiben. Integrität war für Kroc immer wichtig. Er wollte seinen Kunden nicht nur etwas verkaufen, sondern ihnen auch helfen. Er verstand sich immer auch als Problemlöser. Wer würde seine Mixer kaufen, wenn er keine Verwendung dafür hätte? Vielen Geschäftspartnern gab er wertvollen Input. Seinen Angestellten forderte er viel ab, aber er zollte ihnen auch viel Respekt. Waren sie loyal, war er loyal. Sie waren seine Familie und sollten am Erfolg teilhaben.

Krocs Autobiografie ist naturgemäß seine Sicht auf die Dinge, nicht die der McDonald's-Brüder. Aber sie ist einfach und amüsant zusammengefasst. Auf Selbstbeweihräucherung verzichtete er komplett. Richtig verstehen lässt sie sich allerdings nur im Kontext von Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit in den USA der 1930er-Jahre. Die Entbehrungen trieben Kroc an und machten ihn beharrlich. Als Kroc 1984 starb, hatte er ein Vermögen von 500 Millionen Dollar angehäuft.

Dick und Mac McDonald's aus San Bernadino gebührt Respekt und Anerkennung - allein wegen ihres Pommes-Rezeptes, das Kroc im Buch im Detail verrät. Sie gingen am Ende Pleite. Der wahre "Hamburgerkönig" wurde Kroc. Ehrlicher wäre es, die Kette hieße McKroc und nicht McDonald's.

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Quelle: ntv.de

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