Wirtschaft

Valentinstag für den Online-Handel Shopping-Orgie im Reich der Mitte

"Ich kauf' mir was/Kaufen macht soviel Spaß/könnte ständig kaufen gehen/ Kaufen ist wunderschön": Ob Jack Ma den Grönemeyer-Song kennt ist eher unwahrscheinlich. Mögen würde er ihn wohl aber.

"Ich kauf' mir was/Kaufen macht soviel Spaß/könnte ständig kaufen gehen/ Kaufen ist wunderschön": Ob Jack Ma den Grönemeyer-Song kennt ist eher unwahrscheinlich. Mögen würde er ihn wohl aber.

(Foto: REUTERS)

Einmal im Jahr brechen bei chinesischen Verbrauchern alle Dämme: Am sogenannten Single Day stürmt ein Land die Online-Warenhäuser. Dabei purzeln die Preise und die Unternehmen überschlagen sich mit Jubelmeldungen.

Die Konjunkturabkühlung in China bereitet den Volkswirtschaften und Unternehmen außerhalb des Landes Kopfzerbrechen. Die Regierung in Peking nimmt seit einiger Zeit auch geringe Wachstumsraten in Kauf. Ziel ist es, die Binnennachfrage zu steigern. Und zumindest der Einzelhandel wächst kräftig. Seinen Festtag hat die Branche im November. Den Anlass dafür hat der Online-Riese Alibaba mal eben selbst erfunden: Der Single Day. Das ist sechs Jahre her. Und inzwischen ist der Tag ein mindestens nationales Ereignis.

Denn an diesem Tag klingeln die Kassen. Millionen Chinesen stürmen die Online-Shops und klicken sich die Finger wund. Die digitalen Einkaufskörbe bersten und wer Pakete ausliefert, sollte in den kommenden Tagen bei stabiler Gesundheit sein.

Platzhirsch Alibaba hat nach eigenem Angaben innerhalb von 24 Stunden insgesamt 14,3 Milliarden Dollar eingenommen. Bereits zur Mittagszeit war Alibaba klar, dass der Vorjahreswert von zehn Milliarden Dollar geknackt werden würde.  Am Ende waren das Vorjahresergebnis um satte 54 Prozent übertroffen. Das konzerneigene Bezahlsystem Alipay registrierte 710 Millionen Zahlungsvorgänge und mitunter 86.000 pro Sekunde.

Doch es ist fraglich, wie viel letztlich beim Online-Riesen hängen bleibt. Denn Alibaba lockt die Kunden an diesem Tag mit hohen Preisnachlässen. Und so ist der Tag tatsächlich eine einzige Rabatt-Schlacht. Inzwischen folgen viele Unternehmen dem Vorbild Alibabas und locken die Kunden.

14 Millionen Kleidungsstücke

So vermeldete denn auch JD.com, ein anderer großer Internethändler, einen neuen Verkaufsrekord. Auf seiner Seite warb das Unternehmen damit, 200.000 Produkte für lediglich jeweils fünf Cent anzubieten. Hinzu kommen auch hier kräftige Rabatte. Obendrein wird der Single Day mal eben zu einem "Single Day Festival" verlängert - auf immerhin vier Tag.

Allein am 11. November hätten die JD.com-Erlöse nun 130 Prozent über dem des Vorjahres gelegen. Weitere Zahlen machen deutlich, welche Bedeutung der Tag in den vergangenen Jahren für den Handel gewonnen hat. Das Ordervolumen des Single Days von 2010 war laut dem Versender in schmalen zwei Minuten erreicht. Für die 2011er-Bestellungen brauchte es dann immerhin eine Viertelstunde. Am frühen Abend übertraf die Zahl der Bestellungen die der vergangenen Fünf-Aktionstage - und zwar zusammengerechnet.

Letztlich, so heißt es in der Jubelmeldung weiter, wurden am gestrigen Tag 14 Millionen Kleidungsstücke und Schuhpaare verkauft. Am gefragtesten waren mit Computern, Fernsehern, Handys und Fotoapparaten aber Technikartikel. Vervollständigt wird die Top 5 von Luxus-Produkten.

Counter protzt mit Einnahmen

Nicht viel anders sieht es bei Alibaba aus, die von einem "Global Shopping Festival" sprechen. Dort hatten nach eigenen Angaben bereits bis zum Nachmittag Millionen Kunden vorbeigeschaut - allein 70 Millionen drückten online das Kauf-Knöpfchen. Und das dies so kam, hat Alibaba-Chef Jack Ma nicht dem Zufall überlassen. In diesem Jahr ließ er Schauspieler Kevin Spacey, James-Bond-Darsteller Daniel Craig und viele andere Stars auf einer vierstündigen Fernseh-Gala für den Verkaufstag trommeln. Überhaupt lässt es Ma an diesem Tag krachen: In der Firmenzentrale werden auf einem gewaltigen Monitor die Erlöse zusammengerechnet - und zwar sekundengenau. Am Ende stoppt der Counter bei 91.217.017615 Yuan, umgerechnet knapp 14,3 Milliarden Dollar.

Inzwischen schieben viele chinesische Kunden ihre geplante Großkäufe auf und schlagen am Tag der Einsen zu. Zudem wird der Tag, der nicht die Alleinlebenden feiert, sondern seinen Namen wegen der vielen Einsen - 11.11. - trägt, zunehmend als zweiter Valentinstag begangen. Wer dabei aber glücklicher gemacht wird - der Beschenkte oder doch der Online-Handel - kann inzwischen kaum noch beantwortet werden.

Quelle: ntv.de, mit dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen