Wirtschaft

Was bedeutet die Mega-Fusion? Der Bier-Markt wird sich verändern

Darum lieb ich, alles was so grün ist: AB Inbev will den Konkurrenten SABMiller übernehmen.

Darum lieb ich, alles was so grün ist: AB Inbev will den Konkurrenten SABMiller übernehmen.

(Foto: dpa)

Beck's, Bud und Pilsner Urquell: Jedes dritte gezapfte Bier könnte demnächst aus einem Konzern kommen. Wenn die Fusion von Inbev und SABMiller durchkommt. Doch es geht nicht nur um die Schwellenländer, sondern auch um den hiesigen Biermarkt.

Ob man mit Pilsner Urquell anstößt oder Beck's, mit Grolsch oder Corona, Stella Artois, Budweiser oder auch Hasseröder: Bald könnten sie alle aus den Braukesseln eines einzigen Konzerns kommen. Die Brauriesen AB Inbev und SABMiller, Nummer Eins und Zwei der Branche, sind sich nach langem Hin und Her "grundsätzlich" einig über eine Fusion.

Und was für eine: 92 Milliarden Euro ist das Angebot des belgischen Konzerns Anheuser-Busch Inbev an den britischen Konkurrenten schwer. Spätestens am 28. Oktober sollen die Details feststehen. Dem neuen Mega-Brauer würde fast jedes dritte gezapfte Bier Geld in die Kassen spülen - falls die Wettbewerbshüter den Daumen heben.

Heineken, derzeit noch drittgrößter Brauer mit Marken wie Paulaner und Desperados, kommt auf etwa zehn Prozent. Die Niederländer hatten vergangenes Jahr ihrerseits eine Übernahme durch SABMiller verhindert. Auch die Briten zierten sich nun lange, was Experten allerdings früh für nicht ganz glaubwürdig hielten. Das Angebot von 44 britischen Pfund je Aktie war nun endlich gut genug.

Profitieren könnten beide Brauriesen, denn sie stehen vor denselben Problemen: Im Westen greifen nicht nur hippe Großstädter immer öfter zu Craft-Bieren aus kleinen, handwerklich arbeitenden Brauereien, die sich oft über Crowdfunding finanzieren, experimentierfreudig sind und Bier zum individuellen Gourmetgetränk für Feinschmecker stilisieren. Ihr Marktanteil in dem Milliardengeschäft liegt laut Branchenstudien bereits bei knapp unter zehn Prozent. Tendenz steigend.

Die Welt aufgeteilt

Die Großen versuchen, auf diesen Zug aufzuspringen - AB Inbev etwa übernahm zuletzt kleine US-Brauereien in New York, Oregon und Washington. SABMiller versucht, etwa durch die Übernahme der Londoner Meantime Brewery vom Craft-Bier-Trend zu profitieren. Experten rechnen damit, dass weitere Übernahmen folgen werden.

Parallel dazu tobt vor allem in Westeuropa ein Preiskampf, denn um auf dem gesättigten Markt zu wachsen, müssen die Konzerne sich gegenseitig unterbieten. Auch in Deutschland ist der Bierausstoß seit Jahren rückläufig. Kurz: Um weiterhin gute Geschäfte zu machen, müssen die Konzerne die Biertrinker in Schwellenländern überzeugen, wo die Mittelschicht nach und nach auf Markenprodukte umsteigt.

Was ihre regionalen Schwerpunkte angeht, passen die beiden Konzerne wunderbar zusammen: Während SABMiller etwa in Indien, Kasachstan, großen Teilen Osteuropas und vor allem den afrikanischen Staaten stärker ist, dominiert AB Inbev auf dem südamerikanischen Markt. Afrika sei ein "Schlüsselteil" des Deals, hat AB-Inbev-Chef Carlos Brito klar gemacht. SABMiller hat dort rund 40 Marken in den Geschäften.

Einschnitt für den deutschen Biermarkt

Über die Hälfte des weltweit abgefüllten Biers kommt - bisher - aus fünf Konzernen: Neben SABMiller und AB Inbev sind das noch Heineken, Carlsberg aus Dänemark und die chinesische CRB-Gruppe. Im Vergleich dazu sind die deutschen Brauereien abgeschlagen. Unter den größten Bierkonzernen der Welt tauchte Ende 2014 gemessen am Ausstoß der erste deutsche Vertreter auf Rang 21 auf: die Radeberger-Gruppe. Auf Platz 25 folgte Oettinger, an 32. Stelle die Bitburger-Gruppe.

Die anstehende Konzernhochzeit dürfte hierzulande deutlich spürbare Auswirkungen haben. "Die Fusion wird einen Einschnitt in der Geschichte des deutschen Biermarktes bedeuten", urteilt Boris Planer vom Marktanalyse-Unternehmen Planet Retail. "Es entsteht ein neuer Biergigant, der in einer sehr starken Verhandlungsposition gegenüber den führenden Lebensmittelhändlern ist und andere Lieferanten an den Rand drücken kann."

Außerdem könnte der Zusammenschluss die Listung von Markenbieren beim deutschen Discount-Marktführer Aldi vorantreiben, glaubt der Handelsexperte. Denn nur Anbieter, die schon sehr stark seien, könnten diesen Schritt wagen, ohne Abstrafungen der anderen Lebensmittelhändler fürchten zu müssen. Für die Konsumenten wären das wohl gute Nachrichten. Denn zuletzt hat der Billiganbieter neue Markenartikel stets zu Kampfpreisen in die Regale genommen.

Quelle: ntv.de, Teresa Dapp und Erich Reimann, dpa

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