Marktberichte

Kleines Plus an der Wall Street Dax gibt nach Griechenland-Drama weiter ab

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(Foto: picture alliance / dpa)

Nach einem wechselhaften Börsentag geht der Dax auch heute mit Verlusten aus dem Handel. Die Nachwehen des griechischen Schulden-Eklats belasten noch immer. Allerdings dürfte aus Sicht von Händlern das Gröbste nun eingepreist sein.

Auf und nieder ging es heute am deutschen Aktienmarkt. Im frühen Handel hatten das Auslaufen des internationalen Hilfsprogramms für Griechenland und massive Kursverluste an der Wall Street am Vorabend für Abgaben beim Dax gesorgt. Vorübergehend hatte der Index fast 200 Punkte eingebüßt. Danach zeigte sich der Dax mal im Plus, mal im Minus, aber immer nah am Vortages-Schlusskurs bei 11.083 Punkten. Am Ende stand jedoch ein Verlust von 1,2 Prozent, der Dax schloss bei 10.945 Punkten.

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Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte Griechenland auf "CCC-" von "CCC" gesenkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Land die Eurozone verlässt, schätzt die Agentur bislang jedoch nur auf 50 Prozent. Griechenland hatte am Vorabend verkündet, dass es die am heutigen Dienstag fällige Zahlung an den Internationalen Währungsfonds von rund 1,5 Milliarden Euro nicht leisten wird. Dennoch ist das Land deswegen nicht automatisch bankrott.

Die Enttäuschung über das Ausbleiben einer Lösung sei nun eingearbeitet, hieß es am Markt. "Damit wird es an den Märkten bis zum Wochenende seitwärts gehen", meinte ein Händler.

Deutschland: K+S einsam an der Spitze

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Der Dax schloss am Ende 1,2 Prozent tiefer auf 10.945 Punkten. Beim Nebenwerte-Index MDax zeigte sich ein Minus von 0,9 Prozent auf 19.622 Zähler. Verluste gab es auch beim TecDax, der 0,3 Prozent auf 1642 Punkte nachgab. Der Eurozonen-Index Euro-Stoxx-50 notierte mit einem Minus von 0,8 Prozent auf 3469 Zählern.

Stärkster Dax-Wert war auch am Ende mit großem Abstand die Aktie von K+S, die 3,9 Prozent auf 37,79 Euro zulegen konnte. Der kanadische Düngemittelkonzern Potash hatte jüngst ein Übernahme-Angebot für K+S vorgelegt. Das Handelsblatt berichtet nun unter Berufung auf Kreise, das Management von K+S werte einen Kaufpreis von 41 Euro je Aktie als zu niedrig. "Damit würde K+S zwar nur offiziell machen, was die meisten Analysten bereits gesagt haben, aber es macht eine Erhöhung des Angebots eben noch wahrscheinlicher", sagte ein Händler.

In einem schwachen Marktumfeld behaupteten sich die Aktien der Lufthansa angesichts der Streikabsage der Flugbegleiter lange Zeit gut, musste am Ende aber auch 0,4 Prozent einbüßen. Zu den größten Dax-Verlierern zählten hingegen die Aktien von Infineon und ThyssenKrupp, die sich um 2,2 bis 2,9 Prozent verbilligten.

Papiere von Hugo Boss litten im MDax darunter, dass die Bank of America Merrill Lynch laut Händlern die Aktie von "Kaufen" auf "Neutral" gesenkt hatte. Aktienkurs: minus 1,7 Prozent. Ebenfalls im MDax ging es für Gerresheimer 3,5 Prozent bergauf. Der für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierende Verpackungshersteller verkauft für 196 Millionen Euro sein Röhrenglasgeschäft.

Der Aktienkurs von Nemetschek - ein Anbieter von Software für Architekten - gewinnt bis zu 5 Prozent, nachdem die Aktionäre für eine alte vier neue Aktien erhalten hatten. Damit soll sich die Handelbarkeit der Aktien erhöhen.

USA: Wall Street erholt sich nach Verlust-Tag

Die US-Aktienmärkte schlossen mit einem leichten Plus - allerdings ist dieses bereits wieder zusammengeschrumpft. Nach dem stärksten Tagesminus des Jahres zu Wochenbeginn in Reaktion auf die Zuspitzung der Lage in Griechenland legte der Dow-Jones-Index der Standardwerte 0,1 Prozent auf 17.618 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg 0,3 Prozent auf 2063 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 4986 Punkte vor.

"Wir befinden uns in einer Situation, die sich schnell ändern kann, und weiter ist unklar, wie das alles ausgehen wird", warnt Kreditstratege Gary Jenkins von LNG Capital. "Alles ist im Fluss, Schlagzeilen bestimmen das Geschehen und können jederzeit für Richtungswechsel sorgen", schlägt auch Tom Levinson, Stratege bei der Sberbank, einen vorsichtigen Ton an.

Zum Abschluss des ersten Halbjahres gilt es für die US-Anleger neben den Nachrichten aus Griechenland auch Konjunkturdaten zu verarbeiten. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen stieg stärker als erwartet, auch die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago hat sich im Juni aufgehellt, wenn auch nicht so deutlich wie erwartet. Schon vor Handelsbeginn wurden Daten aus dem Immobiliensektor veröffentlicht, die enttäuschend ausfielen. Gemessen am Case-Shiller-Index sind die Preise für Eigenheime in den USA im April weniger stark gestiegen als erwartet.

Unter den Einzelwerten litten Boeing wider Erwarten kaum darunter, dass der Konkurrent Airbus den 1,33 Milliarden-Dollar-Auftrag aus Südkorea für vier Tankflugzeuge erhalten hat. Die Boeing-Aktie verlor nur minimal.

Die Microsoft-Aktie verlor 0,5 Prozent. Der Konzern gibt sein Anzeigengeschäft an AOL ab. Daneben legte ConAgra Foods Zahlen zum vierten Geschäftsquartal vor und kündigte aggressive Kostensenkungen an. Die Aktie stieg nach anfänglichen Verlusten um 0,7 Prozent.

Asien: Nikkei erholt sich etwas von Hellas-Schock

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Die Aktienmärkte in Fernost haben sich nach dem Ausverkauf zu Wochenbeginn leicht erholt. In Tokio kletterte der Nikkei-Index um 0,6 Prozent auf 20.235 Punkte. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte rund 1,4 Prozent zu. In Shanghai machte der Leitindex anfängliche Verluste wieder wett und lag sogar mehr als vier Prozent im Plus.

Dennoch blieb die Stimmung bei vielen Anlegern verhalten. "Es gibt immer noch eine zu große Unsicherheit an den Märkten und Investoren schauen sich die Entwicklungen in Griechenland und China sehr genau an, bevor sie sich wieder was trauen", sagte Karine Hirn von der Fondsgesellschaft East Capital.

Japans Wirtschaftsminister Akira Amari sagte, das griechische Schuldendrama werde aber keine größeren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben. Auch die konjunkturelle Abkühlung Chinas hatte zum Wochenbeginn die Kurse gedrückt. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, öffnet die Zentralbank in Peking die Geldschleusen weiter.

Rohstoffe: Ölpreise zeigen sich mit Tendenz nach oben

Rohöl (Brent)
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Der Ölpreis macht etwas Boden gut. Heute läuft die Frist für eine Einigung im Atomstreit mit Iran aus. Es wird weithin erwartet, dass es nicht rechtzeitig zu einer Einigung kommt und die Verhandlungen verlängert werden müssen. Damit dürfte es noch länger dauern, bis iranisches Öl auf den Markt kommt und die Preise drücken wird.

Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verteuerte sich um 2 Prozent auf 59,47 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent legte um 2,6 Prozent auf 63,59 Dollar zu. Da Brent globaler gehandelt wird, reagiert der Preis sensibler auf Schlagzeilen über das iranische Atomprogramm. In den ersten sechs Monaten schnellte der Erdölpreis übergeordnet um über 11 Prozent nach oben.

Devisen: Euro gibt leicht nach

Am Devisenmarkt sank der Euro mit 1,1146 Dollar im späten Geschäft wieder deutlicher unter die Marke von 1,12 Dollar, die er am Vortag im Sturm genommen hatte. Das überzeugende Verbrauchervertrauen habe den Greenback gestützt, hieß es mit Blick auf die anstehende Zinswende in den USA. Nach der Euro-Rally des Vortages seien angesichts der weiterhin herrschenden Unsicherheit um Griechenland Gewinne eingefahren worden. Jedoch habe das Griechenlanddrama die Euro-Wechselkurse nur am Rande beeinflusst, hieß es weiter.

Insgesamt hat die dramatische Entwicklung in Griechenland am Wochenende den Eurokurs nicht nachhaltig belastet. Der Kurs liegt aktuell sogar etwas über dem Niveau vom Freitagabend. "Während sich die Lage in Griechenland zuspitzt, zeigt sich der Devisenmarkt weiterhin gelassen", schreibt die Commerzbank in einem Kommentar. "Die Lorbeeren gehören der EZB, die mit ihrem Versprechen, dass sie all ihre Instrumente nutzen würde, um Ansteckungseffekte einzudämmen, Spekulationen binnen kurzer Zeit den Garaus gemacht hat." Im weiteren Handelsverlauf könnten noch die Verbraucherpreise aus der Eurozone für Juni den Devisenmarkt bewegen.

Quelle: ntv.de, kst/ppo/DJ/rts

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