Wirtschaft

Welches Potenzial hat die Aktie? Das können Anleger von Netflix erwarten

Netflix hat die Preise erhöht, hilft das der Gewinnseite?

Netflix hat die Preise erhöht, hilft das der Gewinnseite?

(Foto: dpa)

Nach US-Börsenschluss öffnet der Streaminganbieter Netflix seine Bücher. Investoren dürften vor allem die Daten zum Kundenwachstum im Auge haben. Die könnte enttäuschen - wegen jüngster Preiserhöhungen. Und wie schaut es beim Gewinn aus?

Wenn Netflix nach Börsenschluss in den USA seine Quartalsergebnisse vorlegt, bleibt die große Frage für die Investoren: Wird das Kundenwachstum erneut enttäuschen? Und kann der Streaminganbieter Gewinne schreiben, während er Unmengen von Geld für Inhalte und die globale Expansion ausgibt? Das können Investoren erwarten:  

Gewinn

Netflix
Netflix 519,30

Netflix dürfte einen Gewinn von 6 US-Cent je Aktie ausweisen, wenn man den von Factset befragten Analysten glaubt. Das wäre ein Rückgang um mehr als 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und fast 67 Prozent weniger als im vorangegangenen zweiten Quartal.

Aber: Netflix hat die Schätzungen in acht der vergangenen zehn Quartale übertroffen. Die Plattform Estimize, die Schätzungen von "Sell-side"- und "Buy-side"-Analysten, Hedge-Fonds-Managern und anderen sammelt, prognostiziert daher auch einen Ertrag von 8 Cent je Anteil. 

Umsatz

Der Umsatz dürfte im dritten Quartal 2,28 Milliarden Dollar erreichen, wie befragte Analysten erwarten. Davon dürften 1,31 Milliarden Dollar auf Streamingeinnahmen auf dem Heimatmarkt USA entfallen, 842 Millionen Dollar auf Streamingumsätze im Ausland und 133 Millionen Dollar auf den Verkauf von DVDs.

In den vergangenen fünf Quartalen hat Netflix Einnahmen unter den Erwartungen ausgewiesen. Estimize rechnet aber ebenfalls mit Einnahmen von 2,28 Milliarden Dollar. 

Aktienkurs

Analysten, die sich mit dem Unternehmen beschäftigen, haben laut Factset ein durchschnittliches zwölfmonatiges Preisziel von 104,39 Dollar und empfehlen eine Übergewichtung. Die Netflix-Aktie handelt aktuell bei etwa 104,50 Dollar und hat in diesem Jahr mehr als 13 Prozent ihres Wertes abgegeben.

Zum Vergleich: Der S&P-500-Index hat seit Jahresbeginn etwa 3,7 Prozent zugelegt, der Dow Jones Industrial Average liegt 3,2 Prozent im Plus und der technologielastige Nasdaq Composite Index hat im gleichen Zeitraum 3,6 Prozent gewonnen.

Spekulationen an der Wall Street über das Wachstum von Netflix in den USA und im Ausland und darüber, ob das Unternehmen ein Akquisitionsziel sein könnte, haben die ohnehin volatile Netflix-Aktie zuletzt auf eine Achterbahnfahrt geschickt. 

Andere Themen

Wie schon in den vergangenen Quartalen werden Investoren besonders auf die Zahlen für das Kundenwachstum achten. Es wird erwartet, dass wegen der jüngsten Preiserhöhungen Kunden abgewandert sind. Zudem dürfte Netflix wegen der Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro, die auf anderen Programmen gezeigt wurde, im vergangen Quartal weniger Zuschauer gehabt haben.

Allerdings sahen in diesem Jahr im Durchschnitt deutlich weniger Menschen die Berichterstattung über die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro als noch vier Jahre zuvor. Von diesen "lethargischen Zuschauern" könnte Netflix laut Analysten bei Cantor Fitzgerald profitiert haben.

Laut Nomura-Analyst Anthony DiClemente dürfte der Vergleich der Netflix-Zahlen mit dem Vorjahreszeitraum schwer werden, weil das Unternehmen im vergangenen Jahr in Südeuropa an den Start ging. Das Quartal dürfe aber von der Veröffentlichung neuer Serien, der Verfügbarkeit von Netflix auf der Set-Top-Box Xfinity X1 von Comcast und von neuen Disney-Filmen auf der Plattform profitiert haben.

Im zweiten Quartal hatte Netflix 1,68 Millionen Neukunden hinzugewonnen und damit sein eigenes Ziel von 2,50 Millionen weit verfehlt. Die Aktie war daraufhin eingebrochen. Für das dritte Quartal hat das Unternehmen aus Los Gatos in Kalifornien 2,30 Millionen Neukunden in Aussicht gestellt. Der Factset-Konsens liegt sogar bei 2,55 Millionen.

Erster Anbieter am Markt

Die Verlangsamung des Kundenwachstums in den USA unterstreicht für Bryan Kraft von der Deutschen Bank, dass Netflix mehr investieren muss. Und genau das versucht Netflix: Der Streamingkonzern gibt weiterhin beispiellose Summen aus, um die Qualität und Quantität seiner Inhalte zu steigern.

"Mit einer Durchdringung von mehr als 50 Prozent der Breitband-Haushalte in den USA sind weitere Kunden nur schwer zu gewinnen", schrieb Kraft, der die Coverage der Netflix-Aktie mit einer Verkaufsempfehlung und einem Preisziel von 90 Dollar aufnahm. "Wir sehen die Eingliederung von Netflix in Kabel- und Satellitenfernseh-Set-Top-Boxen und anhaltende Ausgaben für Inhalte und Nutzererlebnisse als Treiber für anhaltendes Kundenwachstum, wenn auch mit einem langsamer werdenden Tempo."

Investoren sehen also möglicherweise keine sofortigen Ergebnisse beim Kundenwachstum. Aber Analysten glauben, dass Netflix gut positioniert ist, um langfristig erfolgreich zu sein. Zum Teil liegt das auch daran, dass das Unternehmen den Vorteil hat, der erste Anbieter im Markt zu sein.

Quelle: ntv.de, Trey Williams, DJ

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