Wirtschaft

Machtkampf mit den Piloten Darum bleibt Lufthansa-Chef Spohr hart

Der Lufthansa drohen wieder Piloten-Streiks. Und das in einer Zeit, in der grundlegende Weichenstellungen für den Konzern anstehen. Es ist die Feuertaufe für Unternehmenschef Spohr, eine Wahl hat er nicht.

Auf den ersten Blick wirkt es bizarr: Trotz monatelanger Verhandlungen hat sich zwischen der Lufthansa und der Piloten-Gewerkschaft nichts verändert. Die Fronten sind verhärtet, der nächste Streik steht vor der Tür. Die Lufthansa riskiert nicht nur, dass ihr Image weiter leidet. Bei einem massiven Arbeitskampf der Piloten droht auch die nächste Gewinnwarnung. Warum geht Carsten Spohr dermaßen ins Risiko? Kurz gesagt: Der neue Lufthansa-Chef hat keine andere Wahl.

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Weicht er von der harten Linie seines Vorgängers Christoph Franz ab, könnte das als Signal an andere Arbeitnehmer verstanden werden: Wer lange und hart mit Spohr verhandelt, holt mehr heraus. Zudem würde ein Zugeständnis gerade an die Piloten von anderen Lufthanseaten kritisch gesehen werden. Denn die Flugzeuglenker verdienen im Konzern von allen Beschäftigten am besten und die betriebliche Rente, die sogenannte Übergangsversorgung, wird in ihrer derzeitigen Form oft als Relikt aus einer vergangenen Zeit bezeichnet.

Es spricht einiges dafür, dass der ehemalige Passage-Chef der Lufthansa den direkten Machtkampf mit den Piloten suchen wird. Die kurzfristigen Negativpunkte wie Belastungen aus Flugausfällen und ein erneut sinkender Aktienkurs dürften für ihn weniger ins Gewicht fallen als die langfristigen Einsparungen, die er mit den Gehaltskürzungen erzielen kann.

(Kosten)günstiger

Auch das harsche Vorgehen im Zusammenhang mit der neuen Billig-Airline spricht für das harte Durchgreifen Spohrs. Mitten in den sensiblen Verhandlungen mit den Piloten kündigte der Manager im Juli an, den Europaverkehr abseits wichtiger Drehkreuze unter der Marke Wings zu bündeln. Ab Winter soll der neue Billigableger dann auch den Interkontinental-Verkehr bedienen, zu deutlich geringen Kosten als die Lufthansa bisher.

Die Tochter Germanwings fliegt jetzt schon 20 Prozent günstiger als die Lufthansa - und Eurowings ist dann noch mal 20 Prozent günstiger als Germanwings. Der Grund: Die Piloten bei Eurowings verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen, da sie nicht nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden. Das stößt der Gewerkschaft sauer auf. Sie wirft der Lufthansa vor, gegen geltende Tarifverträge zu verstoßen. Lufthansa weist dies zurück.

Für Spohr ist der heftige Streit mit den Piloten daher mehr als nur eine Bewährungsprobe, es geht um grundlegende Weichenstellungen für den Luftfahrtkonzern. Der Lufthansa-Chef könnte nun eine Strategie verfolgen, mit der nicht nur die Lufthansa gut leben könnte: Bleibt Spohr hart und die Gewerkschaft unnachgiebig, könnten sich beide Seitenauf eine Schlichtung einigen. Dann müsste ein externe Schlichter vermitteln - und Spohr könnte sein Gesicht wahren.

Quelle: ntv.de, Markus Klausen, DJ

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