Wirtschaft

"Markt würde Verkauf honorieren" Danone-Sparte stößt auf Interesse

Danone will sich künftig auf das Geschäft mit Konsumgütern konzentrieren.

Danone will sich künftig auf das Geschäft mit Konsumgütern konzentrieren.

(Foto: REUTERS)

Der französische Lebensmittelkonzern Danone will seine Sparte zur medizinischen Ernährung loswerden. Zwei andere Branchengiganten bekunden offenbar ihr Interesse. Der Deal bewegt sich im Milliardenbereich. Ein deutsches Unternehmen mischt mit.

Der Schweizer Lebensmittelgigant Nestle und der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius wollen sich möglicherweise mit dem Erwerb einer Danone-Sparte verstärken. Beide haben dem französischen Lebensmittelkonzern unabhängig voneinander Interesse an dem Danone-Geschäft mit medizinischer Ernährung bekundet, sagte ein Insider. Die zum Verkauf stehende Sparte mit dem Namen "Medical Nutrition" könnte den Franzosen Analysten zufolge mehr als 3 Milliarden Euro einbringen.

Danone möchte das Geschäft loswerden, weil sich der Konzern auf Konsumgüter wie Joghurt und Babymilch konzentrieren will. "Mehrere Firmen haben seit Ende vergangenen Jahres Interesse an dem Geschäft bekundet", sagte die informierte Person. Bislang sei aber noch keine Entscheidung darüber getroffen worden, ob der Verkauf der Sparte als Ganzes oder in Teilen durchgezogen wird. "Gemäß mehreren Quellen haben vier Kandidaten Interesse an einem Kauf der Division gezeigt, die die französische Gruppe verkauft", hieß es in einem Bericht der Tageszeitung "Les Echos".

Sprecher für Nestle und Fresenius wollten die Informationen nicht kommentieren. Von Danone war kein Kommentar zu bekommen.

Für Fresenius wäre der Zukauf die vierte Milliarden-Übernahme innerhalb von drei Jahren. Durch die zahlreichen Zukäufe hat Konzernchef Ulf Schneider das Unternehmen aus dem hessischen Bad Homburg zu einem weltweit tätigen Gesundheits-Konglomerat ausgebaut. Die Schweizer Nestle will von einem reinen Anbieter von Nahrungsmitteln wie Suppen, Kaffee und Schokolade zu einem Hersteller werden, der auch Produkte mit gesundheitlichem Zusatznutzen in Programm hat.

Sparte nie Teil des Kerngeschäfts

Für die Franzosen gehörte die medizinische Ernährung nie zum Kerngeschäft. Der Hersteller von Activia-Joghurt und Evian-Wasser hatte sich 2007 in diesen Markt mit der Übernahme der niederländischen Numico, einem Hersteller von medizinischer Ernährung und Babynahrung, für 12,3 Milliarden Euro eingekauft. Danone ging es dabei aber hauptsächlich um das Geschäft mit Babynahrung, weshalb das Unternehmen das Geschäft mit medizinischen Produkten wie Fortimel-Trinknahrung bei Mangelernährung nie aggressiv ausweitete.

"Das Geschäft passt nicht so wirklich zum Rest", sagte Analyst Fintan Ryan von Berenberg. "Ich glaube, der Markt würde es honorieren, wenn Danone es verkaufen würde." Ryan schätzt, dass ein Verkauf Danone zwischen 3 Milliarden und 4,5 Milliarden Euro einbringen könnte. Der Erlös könnte in die übrigen Bereiche investiert werden.

Ein Verkauf in Teilen an unterschiedliche Interessenten sei eines der diskutierten Szenarien, sagte die informierte Person. Einige der in Frage kommenden Käufer könnten sich bei einer Komplettübernahme nämlich Ärger mit den Kartellbehörden einhandeln.

Margenstarke Sparte mit geringem Umsatzanteil

Medizinnahrung ist Danones kleinstes Geschäftsfeld, es macht lediglich sechs Prozent der Gesamterlöse aus. Allerdings erzielt es die zweithöchste Marge nach der Babynahrung. In den vergangenen Jahren ist der Bereich solide gewachsen - 2013 organisch um 5,8 Prozent. Die Franzosen produzieren unter anderem Lebensmittel für Menschen mit schweren Allergien und Nahrung für Patienten mit Magensonden. Danone ist in diesem Bereich in Europa Marktführer

Der Gesamtkonzern hat zu kämpfen, nicht nur Europa, sondern auch in China. Das Unternehmen muss das Vertrauen der chinesischen Eltern in seine Milchpulver-Marken zurückgewinnen, nachdem 2013 Tausende Dosen Milchpulver zurückgerufen werden mussten. Zur selben Zeit versucht Danone mit neuen Produkten in Europa wieder Fahrt aufzunehmen.

Einige Analysten halten Nestle für den wahrscheinlichsten Käufer, da die Schweizer in den letzten Jahren massiv in den Bereich Gesundheitsnahrung investiert haben. So wurde 2007 die Medizinnahrungs-Sparte von Novartis übernommen. Auch in den USA kaufte die Nestle SA letztes Jahr zu.

"Es ergäbe Sinn", sagte Analyst Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank. "Medizinische Nahrung ist ein stark fragmentierter Markt und ein Zukauf würde Nestle Größenvorteile in einem Sektor bescheren, der wächst und langfristig noch profitabler werden wird."

Fresenius: Sind keine "Deal-Maschine"

Die Übernahme der gesamten Sparte durch Fresenius ist nach Einschätzung von Branchenbeobachtern dagegen eher fraglich. Fresenius-Chef Ulf Schneider hat schon mehrmals betont, dass Fresenius keine "Deal-Maschine" sei, die sofort nach Abschluss eines Milliardenzukaufs schon wieder Ausschau nach einem neuen Milliardenprojekt halte. Fresenius hat erst unlängst die Finanzierung des Drei-Milliarden-Zukaufs der meisten Krankenhäuser von Rhön-Klinikum mit der erfolgreichen Platzierung einer Wandelanleihe abgeschlossen.

Eine neue Finanzierung zu stemmen, wäre für Fresenius zwar kein Problem. Allerdings hat der Konzern noch andere Baustellen abzuarbeiten. Fresenius hat alle Hände voll damit zu tun, die zugekauften Krankenhäuser in der Kliniksparte Helios zu integrieren. Mit Problemen kämpft derzeit zudem die Dialysesparte Fresenius Medical Care, die derzeit restrukturiert wird.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ

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