Wirtschaft

Gewinnerwartungen sinken Daimler vor Bremsmanöver

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(Foto: REUTERS)

Nachdem Daimler Investoren etliche Quartale in Folge mit guten Ergebnissen überrascht hat, scheint der Höhepunkt nun überschritten zu sein. Die Gewinnperspektiven sind nicht mehr ganz so rosig. Was bedeutet das für die Aktie?

Daimler ist einer der beliebtesten Aktien der Deutschen, und so dürften sich viele über die jüngste Performance freuen. Die Daimler-Aktie hat in den vergangenen vier Wochen rund 24 Prozent zugelegt und ist damit der viertstärkste Wert im Dax hinter den Versorgern RWE und Eon, auf Platz drei liegt SAP. Positiv wurde die Entwicklung in China bewertet, wo Daimler überraschend stark war. "Vor allem in China koppelte sich Daimler von der verhaltenen Marktentwicklung ab", sagte Finanzchef Bodo Ueber. Der Konzern will im laufenden Jahr dort mehr als 300.000 Fahrzeuge verkaufen und im nächsten Jahr den Erfolgskurs fortsetzen. "Im Grundsatz denken wir, dass wir auch 2016 wachsen können", sagte Ueber. Überzeugt hat Investoren, dass die Auto-Sparte eine operative Marge von 10,4 Prozent erwirtschaftet hat und damit das zweite Quartal in Folge oberhalb der wichtigen 10-Prozent-Marke lag.

Daimler
Mercedes-Benz 73,81

Bei Daimler dürften sich "die nächsten zwei Geschäftsjahre als relativ ertragreich darstellen", schreibt Frank Schwope, Analyst bei der NordLB. Wegen sich wiederholender Krisen und wachsender Konkurrenz im Premiumsegment sei allerdings nicht damit zu rechnen, dass die Pkw-Sparte dauerhaft eine Marge von zehn Prozent einfahren könne. Etliche Analysten und Investoren gehen vielmehr davon aus, dass beim Gewinn der Höhepunkt zusehends näher kommt oder sogar schon überschritten sein könnte.

So haben die Analysten ihre Schätzungen für den Gewinn je Aktie für 2016 seit Mitte August von 8,88 Euro leicht gesenkt auf aktuell 8,76 Euro. Daher ist Christian Henke, Senior-Analyst beim Online-Broker IG, für die weitere Gewinnentwicklung skeptisch: "Das Ergebnis je Aktie von 2,23 Euro für das dritte Quartal 2015 – aufs Jahr hochgerechnet 8,92 Euro - zeigt unmissverständlich, dass die Profitabilität im ganz oberen Drehzahlbereich dreht und die Möglichkeiten für eine weitere Steigerung ziemlich begrenzt erscheinen."

Der Euro hilft

Problematisch ist außerdem, dass das Management die weltweite Pkw-Nachfrage weniger zuversichtlich sieht als bislang. Bisher hatte Daimler ein Plus von zwei Prozent vorhergesagt. Trotz des Gegenwinds bekräftigt Daimler aber den eigenen Ausblick für das Gesamtjahr. So sollen der Konzernumsatz und der operative Gewinn aus dem laufenden Geschäft jeweils deutlich steigen. Gemeint ist damit ein Plus von mindestens zehn Prozent. Die Prognose ist allerdings nicht besonders ambitioniert, stehen nach drei Quartalen beim Umsatz doch ein Plus von 16 Prozent (währungsbereinigt 9 Prozent) und beim operativen Gewinn von 19 Prozent zu Buche.

Der Einbruch des Euro wiederum stützt die Daimler-Aktie. Denn im dritten Quartal erzielte die Pkw-Tochter Mercedes 17,3 Prozent ihres Absatzes in den USA. 21 Prozent stammen aus China, wobei der Renminbi weitgehend an den Dollar gekoppelt ist. Insofern ist der schwache Euro sehr positiv für Daimler. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 8,7 ist die Aktie zwar nicht billig, zumal angesichts des Risikos, dass der Gewinn allmählich den Höhepunkt erreicht haben könnte. Daher könnte die Aktie nach dem Zwischenspurt nun wieder eine ruhigere Fahrt hinlegen. Das signalisiert auch die gesunkene Volatilitätsbewertung für Optionsscheine auf Daimler.

"Inzwischen ist die implizite Volatilität gemessen an den Preisen für Call- und Put-Optionsscheine unter das Niveau gefallen, das noch vor dem Abgas-Skandal bei VW herrschte. Die Unsicherheit ist gesunken, ganz im Gegensatz zu VW, wo die implizite Volatilität noch doppelt so hoch ist wie vor dem Skandal.", sagt Matthias Hüppe, Derivateexperte von HSBC, die aktuelle Risikobewertung bei Daimler. Die implizite Volatilität wird aus den Optionsscheinpreisen heraus gerechnet und spiegelt die erwartete Schwankungsbreite, etwa in einer Aktie, wider.

Quelle: ntv.de

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