Wirtschaft

"Außerordentlich zufrieden" Daimler trennt sich von Tesla-Scheinen

Daimler betont: Mit der Entwicklung beim Elektroautohersteller Tesla sei man "außerordentlich zufrieden". Und trotzdem stoßen die Schwaben ihre verbliebenen Anteile an dem Unternehmen ab.

Daimler hat seinen Anteil am amerikanischen Elektroauto-Hersteller Tesla versilbert und will den Gewinn in den Ausbau seiner Modellpalette stecken. Der Verkauf der Beteiligung von vier Prozent bringe rund 780 Millionen Dollar an Barmitteln ein, teilte Daimler mit. Unabhängig davon werde der Konzern aber bei laufenden Projekten mit Tesla in Sachen Elektroantrieb zusammenarbeiten.

Der unerwartete Ausstieg gab der Daimler-Aktie Auftrieb, der Dax-Wert lag mit bis zu 60,20 Euro gut ein Prozent im Plus. Nach Einschätzung von Analysten nutzt der seit 2009 an Tesla beteiligte Autobauer die Gunst der Stunde zu Gewinnmitnahmen.

Die Tesla-Aktie ist mit 233 Dollar hoch bewertet nach einem rasanten Anstieg seit Mitte letzten Jahres. Nach dem Allzeithoch Anfang September von 291 Dollar ging es jedoch bergab, was das Analysehaus Trefis zum einen mit dem sinkenden Ölpreis erklärt, der Elektroautos weniger interessant macht. Zum anderen herrsche wohl Enttäuschung, weil Tesla mit seinem jüngst angekündigten neuen Modell zu einem Preis von mindestens 89.000 Dollar im Luxussegment bleibt und keinen Massenmarkt bedienen kann. Doch auch die Nervosität an den Finanzmärkten wegen Krisen, Kriegen und Schwächezeichen der Weltkonjunktur dürfte zum Kursrückgang der Tesla-Aktien beigetragen haben.

Viel Phantasie in der Tesla-Aktie

In diesem Umfeld wolle Daimler ein gutes Kapitalpolster aufbauen, um sich gegen Turbulenzen an den Finanzmärkten zu wappnen, hieß es in Unternehmenskreisen. Eine Situation wie in der Schuldenkrise 2008/2009, als die Autowerte mit der Konjunktur in den Keller gingen und die Banken die Kredite drosselten, wolle man nicht nochmal erleben.

Daimler hatte vergangene Woche bereits einen unerwartet starken Anstieg der Barmittel auf 5,4 Milliarden Euro bekannt gegeben. Am Finanzmarkt kam der Schritt gut an. "Es ist im Sinne der Aktionäre, dass Daimler den hohen Kurs von Tesla nutzt und Gewinne einloggt", sagte Frank Biller, Autoexperte von der Landesbank Baden-Württemberg.

In der Tesla-Aktie stecke viel Phantasie, den Chancen eines weiteren Kursanstiegs stünden hohe Risiken gegenüber. Zudem sei die Kursabsicherung nicht kostenlos, und es musste nun entschieden werden, ob diese Versicherung verlängert werden soll. Die gut 600 Millionen Euro Mittelzufluss kann Daimler zudem für seine hohen Investitionen in neue Modelle mit emissionsärmeren Motoren oder zur Modernisierung seiner Werke gut gebrauchen. Das Geld werde zur Stärkung des operativen Geschäfts verwendet, erklärte der Konzern.

Zetsche: "Erfolgreiche Zusammenarbeit"

Gleichzeitig wolle Daimler die Rendite steigern und eine vernünftige Dividende zahlen, ergänzte Biller. "Da ist es besser, in guten Zeiten das Geld reinzuholen als später die Schulden hochfahren zu müssen." Daimler hatte 2009 knapp zehn Prozent an Tesla für 50 Millionen Dollar gekauft. Einen Teil davon verkaufte der Konzern an seinen Großaktionär, einen Staatsfonds von Abu Dhabi weiter. Zuletzt waren es noch vier Prozent.

Der Einstieg bei Tesla war vor fünf Jahren am Finanzmarkt auf Kritik gestoßen. Daimler wollte der noch kleinen Autofirma damals auf die Beine helfen, um die Technologie für Elektroautos weiter zu entwickeln. Tesla liefert die Batterie für die Elektroversion der B-Klasse und die erste Generation des Elektro-Smart. "Die Partnerschaft mit Tesla ist sehr erfolgreich und wird auch künftig fortgesetzt", sagte Konzernchef Dieter Zetsche.

Tesla steigert unterdessen die Verkaufszahlen seiner Luxuswagen mit Stromantrieb. Der Erfolg belaste das Verhältnis zu Daimler, vermutet Arndt Ellinghorst vom Analysehaus International Strategy & Investment. In den USA sei Tesla inzwischen ein harter Konkurrent für die neue Mercedes S-Klasse. "Die Bande zwischen den beiden Unternehmen haben sich mit der Zeit gelockert", ergänzte er. Tesla sei womöglich inzwischen stärker an einer Zusammenarbeit mit dem Daimler-Rivalen BMW interessiert.

Quelle: ntv.de, jog/rts

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