Wirtschaft

Kritik an Zetsches Doppelposten Daimler soll Nachfolger aufbauen

Dieter Zetsche würde offenbar gerne auch nach 2016 noch am Steuer von Daimler sitzen.

Dieter Zetsche würde offenbar gerne auch nach 2016 noch am Steuer von Daimler sitzen.

(Foto: imago/IPON)

Chef von Daimler und Chef von Mercedes-Benz. Die Doppelfunktion von Dieter Zetsche beim Stuttgarter Autobauer ist einigen Aktionären ein Dorn im Auge. Zetsche selbst bleibt gelassen. Für ihn sprechen die guten Mercedes-Zahlen und Aufsichtsratschef Bischoff.

Mit Absatzrekord und guten Gewinnaussichten im Rücken hält Daimler-Chef Dieter Zetsche das Steuer bei dem Stuttgarter Autobauer fest in der Hand. Die Diskussion über seine Nachfolge ist auf der Hauptversammlung in Berlin aber trotzdem nicht verstummt. Fondsgesellschaften und eine Aktionärsvereinigung kritisierten Zetsches Machtfülle als Chef des Konzerns und der Pkw-Sparte in Personalunion und forderten, einen Nachfolger aufzubauen. Aufsichtsratschef Manfred Bischoff verteidigte dagegen den 60-jährigen Manager mit dem markanten Schnauzbart, dessen Vertrag noch bis Ende 2016 läuft.

Zetsche selbst lächelte nur über die Kritik an seiner Doppelfunktion. Die Parade dagegen überließ er Bischoff, der ein vorbereitetes Statement vortrug. "Wir erachten es als außerordentlich wertvoll, wenn der Konzernchef auch operativ tätig ist und zugleich die Verantwortung für das Geschäftsfeld trägt, das gemessen an Umsatz, Ertrag und Beschäftigten das größte ist", sagte Bischoff. Bei Volkswagen, Renault oder Fiat sei das auch nicht anders. Im Übrigen beschäftige sich der Aufsichtsrat intensiv mit der Frage der Nachfolge, doch sie stehe derzeit nicht an. Dieser Hinweis sei als Indiz zu werten, dass Zetsche mit einer weiteren Verlängerung seines Vertrages ab 2017 rechnen könne, sagten zwei hochrangige Manager der Nachrichtenagentur Reuters.

"Zwei Jobs sind einer zuviel"

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Gegen Zetsches Doppelhut sprach sich vor den rund 5000 Aktionären in der Berliner Messe Ingo Speich aus, Fondsmanager von Union Investment. Die Anlagegesellschaft der Volksbanken- und Raiffeisenbanken gehört mit einem Anteil von 0,9 Prozent zu den zehn größten Besitzern der stark gestreuten Daimler-Aktien. Speich warnte davor, die aktuelle Glückssträhne könne abreißen, wenn ein starker Chef nicht früh genug die Weichen stelle. "Zwei Jobs sind auf Dauer auch für den besten Manager einer zu viel." Es müsse als Mister Mercedes im Vorstand jetzt ein Nachfolger für Zetsche aufgebaut werden, dessen Vertrag im vergangenen Jahr nur um drei Jahre bis Ende 2016 verlängert worden war.

Als Talentpool für die Zetsche-Nachfolge wird nach einem Bericht des "Handelsblatt" der Bereichsvorstand genutzt. Drei Manager in den Vierzigern sind seit Herbst vergangenen Jahres in das Gremium unter dem Vorstand eingezogen: Der neue Vertriebschef Ola Källenius (44), Produktionschef Markus Schäfer (48) und Chefeinkäufer Klaus Zehender (47). Es sei absehbar, dass einer von ihnen in den Vorstand aufrücken werde, sagte ein Insider. Ein anderer erklärt, wenn die jüngere Riege statt der fast zehn Jahre älteren Vorstandsmitglieder Wolfgang Bernhard, Bodo Uebber oder Hubertus Troska ins Blickfeld kämen, würde das Zetsches kolportierten Wunsch nach einer weiteren dreijährigen Amtszeit nach 2016 stützen.

Lob statt Tadel

Von den Aktionärsvereinigungen erntete Zetsche auf der Hauptversammlung unterdessen nicht nur Kritik, sondern auch Beifall. Er teile die Kritik an der Doppelfunktion nicht, sagte Lars Labriga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Bei Mercedes laufe es so gut, dass sich eher die Frage einer vorzeitigen Vertragsverlängerung für Zetsche stelle. "Es fängt an, Spaß zu machen, dieses Unternehmen zu begleiten." Das erste Quartal war beim Pkw-Absatz mit einem Zuwachs von 14 Prozent das stärkste der Geschichte. Die neuen Modelle sind gefragt - und bis 2020 soll ein Dutzend Neuheiten ohne Vorgänger folgen. Kritik übte Labriga wie andere Aktionäre aber an der Rendite, die bei Pkw mit 6,2 Prozent Gewinn vom Umsatz im vergangenen Jahr weit hinter der von BMW (9,4 Prozent) und der Volkswagen -Tochter Audi (10,1 Prozent) lag.

Mittelfristig soll sie auf zehn Prozent steigen, bekräftigte Zetsche. Dazu soll neben der größten Modelloffensive der Daimler-Geschichte auch eine Kostenbremse beitragen. Seine bestehenden Sparprogramme will der Konzern nach den Worten Zetsches ausweiten. "Über alle Geschäftsfelder hinweg zeigen unsere Effizienzmaßnahmen Wirkung: wir werden sie strukturell absichern und ausbauen", sagte er. "Wir halten an unserer Marschroute fest." Eine konkrete Summe nannte er nicht. Bis Ende 2014 sollen die Kosten in der Pkw-Sparte bisher schon um zwei Milliarden Euro und im Lkw-Geschäft um 1,6 Milliarden Euro gegenüber 2011 gedrückt werden. Davon ist bisher aber erst rund ein Drittel umgesetzt. "Das bloße Produzieren von Autos reicht nicht, die Kosten müssen sinken", forderte Fondsmanager Speich.

Neue Mitglieder im Aufsichtsrat

Neben dem früheren VW- und BMW-Chef Bernd Pischetsrieder und dem früheren Bosch-Manager Bernd Bohr wurde Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser auf der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt.

Es gab allerdings auch Kritik an der Wahl. Einige Aktionärsvertreter finden, dass Kaeser mit seinem Amt als Siemens-Chef bereits ausgelastet ist. Das sei mit einem weiteren Aufsichtsratmandat nicht vereinbar, monierte etwa die Fondsgesellschaft Union Investment. Kaeser ist unter anderem bereits im Aufsichtsrat der Allianz.

Quelle: ntv.de, sla/rts

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