Wirtschaft

Modelloffensive und Sparprogramm Daimler kommt in Fahrt

Beim Autohersteller Daimler läuft es rund. Alle wichtigen Kennziffern legen zu. Vor allem operativ überrascht der Konzern. Und in den kommenden Monaten soll es weiter aufwärts gehen.

Beim Autohersteller Daimler schlägt sich die Produktauffrischung zunehmend in den Zahlen nieder. Im abgelaufenen Quartal steigerten die Schwaben einmal mehr Absatz, Umsatz und den Gewinn aus dem laufenden Geschäft. Im zweiten Halbjahr soll es ergebnisseitig noch weiter bergauf gehen, kündigte Finanzchef Bodo Uebber an. Die Prognose bestätigte der Dax-Konzern deshalb.

Daimler
Mercedes-Benz 73,94

"Wir wachsen profitabel, unsere Strategie trägt Früchte", sagte Vorstandschef Dieter Zetsche angesichts von Zahlen, die über den Erwartungen an der Börse lagen. "Mit dem zweiten Quartal sind wir zufrieden, wir arbeiten weiter konsequent an strukturellen Verbesserungen. Absatz, Umsatz und das Ebit aus dem laufenden Geschäft werden im Jahr 2014 deutlich zulegen."

Daimler wird profitabler

Getrieben vom Absatzzuwachs legte der Umsatz zwischen April und Ende Juni um sechs Prozent auf 31,5 Milliarden Euro zu, wie das Unternehmen mitteilte. Bereinigt um Wechselkursveränderungen lag das Plus auf Jahressicht sogar bei elf Prozent. Noch größer fiel das Plus bei dem um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) aus, das sich im laufenden Geschäft um zwölf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro verbesserte. Dabei spielte auch eine Rolle, dass Daimler seine Tesla-Anteile neu bewertete, was sich mit einem Plus von 650 Millionen Euro niederschlug.

Unter dem Strich verdiente der Dax-Konzern in den drei Monaten 2,2 Milliarden Euro. Das war zwar weniger als die Hälfte des Vorjahresüberschusses - allerdings hatte damals auch der Verkauf von EADS-Anteilen den Gewinn auf 4,6 Milliarden Euro gebläht. Analysten hatten Daimler einen geringeren Gewinn zugetraut. Insgesamt wurden den Angaben zufolge weltweit 628.900 Pkw und Nutzfahrzeuge an die Kunden übergeben - ein Plus von vier Prozent.

Pkw-Sparte zieht den Konzern

Die größte Sparte des Konzerns - Mercedes-Benz Cars - brachte wie erwartet den Löwenanteil ein. Mit 418.700 verkauften Autos erwirtschaftete die Pkw-Sparte einen Umsatz von 17,8 Milliarden Euro, ein Plus von neun Prozent. Neben den Kompaktwagen der A- und B-Klasse sowie dem Coupé CLA und dem SUV GLA fanden auch die margenträchtigeren Modelle wie die S-Klasse zunehmend Anklang beim Kunden. Das wirkte sich positiv auf den Gewinn aus. Vor Zinsen und Steuern verdiente die Pkw-Sparte 1,41 Milliarden Euro, ein Anstieg um mehr als ein Drittel.

Dass sich die Schwaben zugleich der Zielrendite von zehn Prozent in der Pkw-Sparte nähern, liegt auch an den konzernweiten Spar- und Effizienzprogrammen: Allein in der Pkw-Sparte will Daimler das Ergebnis um rund zwei Milliarden Euro verbessern. Konzernweit sollen es sogar vier Milliarden Euro sein. Bei der Umsetzung der Programme sieht sich der Konzern auf einem guten Weg.

"Wir werden bis zum Jahresende die angekündigten Zwischenziele erreichen", sagte Zetsche. Die Programme zeigten über alle Geschäftsfelder hinweg Wirkung. "Wir werden sie strukturell absichern und konsequent ausbauen. Darüber hinaus arbeiten wir an allen Standorten daran, die Flexibilität zu erhöhen", sagte der Vorstandschef weiter.

Im Gegenzug für Zugeständnisse der Mitarbeiter plant Daimler nach Zeitungsinformationen offenbar Milliarden-Investitionen in drei deutsche Standorte. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Konzernkreise berichtete, sollen in den kommenden Jahren drei Milliarden Euro in die Standorte Sindelfingen, Stuttgart-Untertürkheim und Gaggenau fließen. Dafür verlange das Unternehmen aber ein Entgegenkommen der Beschäftigten, wie etwa längere Arbeitszeiten.

Bis 2020 will Daimler den vor zehn Jahren verlorenen Thron als größter Premium-Hersteller von BMW zurückerobern. Die Volkswagen-Tochter Audi hat allerdings den selben Plan und liegt derzeit knapp vor den Schwaben auf Platz zwei.

N-tv.de Helmut Becker verwies darauf, dass Daimler im Kampf der Premiummarken unverkennbar Fortschritte mache und 2014/15 an Audi vorbei auf Platz zwei vorstoßen dürfte. Dabei werde zwar der Abstand zu BMW geringer - doch die Münchener sollten - auch ohne Formel 1 - die Pool-Position halten.

Experte: Daimler nähert sich BMW

Daimler habe im Vergleich zu BMW und Audi "das größte Nachholpotenzial  auf dem chinesischen Markt, weil hier in der Vergangenheit vieles schief gelaufen ist". Zugleich habe sich bei den Stuttgartern die Ergebnissituation erheblich gebessert. "Daimler ist wieder im Kommen", sagte Becker und erinnerte vor allem an die "erheblichen Einsparungen von zwei Milliarden Euro bei den Zulieferern", was nicht anderes als eine Senkung der Materialkosten sei. "Diese Einsparungen gingen also voll zu Lasten der Margen der Zulieferer, das heißt, es war der Griff nicht in die eigene Tasche sondern in fremde Taschen."

Alles, was Zetsche ab 2015 und den folgenden Jahren an zusätzlichen Einsparungen verkündet habe, "muss im eigenen Haus stattfinden, also auf Kosten der eigenen Belegschaften". Denn alles, was sich der Konzern an Umstrukturierungen vornehme, "mündet letztlich in einem Abbau der Lohnkosten, sei es über weniger Köpfe, sei es über weniger Lohn je Kopf". Und das werde ohne Zustimmung und Einsicht des Betriebsrates nicht abgehen!

Südamerika-Geschäft mit Lkw lahmt

In der zweitgrößten Sparte Daimler Trucks entwickelte sich das Geschäft regional sehr unterschiedlich. Das war allerdings auch so erwartet worden. Denn die Lkw-Sparte kann zwar von satten Verkäufen in den USA profitieren. In Südamerika ging der Absatz aber wie auch bei anderen Herstellern der Branche drastisch zurück. Mit 126.100 verkauften Fahrzeugen erzielten die Schwaben deshalb mit 8 Milliarden Euro nur einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Vor Zinsen und Steuern stieg das Ergebnis jedoch um fünf Prozent auf 455 Millionen Euro.

Ende Juni beschäftigte das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit mehr als 280.800 Mitarbeiter - 170.649 von ihnen in Deutschland.

AM Markt kamen die Zahlen in einer ersten Einschätzung gut an: Das Papier legt im frühen Handel mehr als zwei Prozent zu und setzt sich damit an die Spitze im Dax. Auf den ersten Blick liege das zweite Quartal von Daimler nur leicht um drei Prozent über den Erwartungen, meint die Commerzbank. Betrachte man hingegen den Spartenmix, falle die Betrachtung überzeugender aus. Die Gruppe habe die Ziele insgesamt unverändert belassen, allerdings den Bereich Lkw Brasilien und Europa leicht nach unten angepasst. Alles in allem sollten die Resultate positiv stimmen, insbesondere da die Erwartungen für das zweite Quartal in den letzten Wochen nicht optimistisch gewesen seien.

"Die neuen Modelle zahlen sich aus", sagt Heino Ruland von Ruland Research. Die modernisierte E-Klasse komme gut an, die S-Klasse ebenso. Erstaunlich stark sei die Nachfrage nach dem "CLK". Weitere positive Impulse dürften von der Erneuerung der C-Klasse ausgehen, sagt der Analyst. Er empfiehlt die Aktien mit einem Kursziel von 75 Euro zum Kaufen. 

Die DZ Bank ändert ihre "Halten"-Empfehlung nach den Halbjahreszahlen von Daimler nicht. Im zweiten Quartal habe Daimler von einem Einmalertrag wegen der Neubewertung von Tesla profitiert. Im zweiten Halbjahr erwartet die DZ Bank ein "One-Off" wegen des Verkaufs von Rolls-Royce Power Systems. Darüber hinaus meint Analyst Michael Punzet, der Autobereich habe die Markterwartungen im zweiten Quartal leicht geschlagen. Die DZ Bank nennt für die Aktie ein Ziel von 66 Euro.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen