Wirtschaft

In den USA droht Ärger Daimler hat ein Problem

Daimler ist Medienberichten zufolge  stärker in die Abgasaffäre bei Diesel-Fahrzeugen verstrickt  als bislang bekannt,

Daimler ist Medienberichten zufolge stärker in die Abgasaffäre bei Diesel-Fahrzeugen verstrickt als bislang bekannt,

(Foto: picture alliance / dpa)

Eine Million Fahrzeuge soll Daimler mit manipulativer Software ausgestattet haben. Am Finanzmarkt überrascht das kaum, doch mögliche Strafen könnten auf Daimler ebenso lasten wie auf VW. Zudem schwächelt der US-Markt.

Vor Verkehrsminister Alexander Dobrindt zittert in Untertürkheim wohl niemand. Deshalb reagierten Aktionäre auf die Beteiligung Daimlers am Abgasskandal in Deutschland bisher relativ entspannt. Dass nun aber rund eine Millionen Dieselfahrzeuge seit 2008 manipuliert waren und womöglich falsch beworben wurden, könnte aus Daimler eine VW 2.0 machen:  Das US-Justizministerium beißt sich gerade an Daimler fest, und wer eine Idee zu möglichen Strafen haben möchte, muss nur bei Volkswagen oder Deutsche Bank einmal nachfragen.

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Mercedes-Benz 71,54

Der Abgasskandal allein könnte also schon genügen, um die Aktie, die beispielsweise bei der Börsenplattform Gettex zu den liebsten Basiswerten der Kunden gehört, nachhaltig unter Druck zu setzen. Doch damit nicht genug. Nach der Rekordfahrt der vergangenen Jahre zeigt auch der US-Automarkt deutliche Abkühlungstendenzen. Zwar versucht der dortige Branchenprimus General Motors weiter Hoffnung zu verbreiten. Ein Blick auf die Fakten lässt aber eine ganz andere Entwicklung erwarten.

Im Juni sank der Absatz um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf eine Jahresrate von 16,51 Millionen Fahrzeuge und lag damit erneut unter den Erwartungen der Volkswirte. Das waren der niedrigste Wert seit Februar 2015 und gleichzeitig der sechste Monat in Folge mit einem Minus.

Die Aktien der US-Autohersteller General Motors und Ford haben sich zuletzt dennoch etwas erholt. Einerseits war der Absatz von Trucks und Pick-Ups bei GM etwas besser als erwartet, was die Profitabilität stützt, weil Trucks höhere Verkaufspreise als Limousinen erzielen. Zudem gab sich die dortige Nummer eins zuversichtlich, dass die Verkäufe an Privatkunden auf absehbare Zeit gut bleiben würden, und damit den Rückgang bei den Flottenverkäufen teilweise kompensieren könnten.

Woher die Zuversicht von GM kommt, bleibt beim Blick auf deren Zahlen allerdings das Geheimnis des Managements. So war der Lagerbestand des US-Branchenprimus Ende Juni auf 980.454 Fahrzeuge gestiegen - das ist ein Zehn-Jahres-Hoch. Im Vergleich zum Absatz beläuft sich der Bestand auf herbe 105 Tage. Experten gehen davon aus, dass ein Wert von 60 bis 70 Tagen ein gesunder Wert ist.

Gleichzeitig muss die Branche mit immer höheren Preisnachlässen die Verkäufe stützen. Laut der Researchfirma ALG sind die Rabatte im Juni um 9,7 Prozent auf den Rekord von 3550 Dollar pro Fahrzeug gestiegen. Somit machen die Nachlässe knapp zehn Prozent des Listenpreises aus. Damit sich viele Amerikaner trotz der sehr niedrigen Zinsen ihre Autos weiter leisten können, ist die durchschnittliche Laufzeit von Krediten für neue Autos auf den Rekord von 69,3 Monaten gestiegen.

Hoffnung unberechtigt?

Die Hoffnung etlicher Experten, dass es im zweiten Halbjahr zu einer Belebung des Automarkts kommen könnte, dürfte sich in Luft auflösen. Denn vielen Investoren wird zusehends klar, dass es US-Präsident Donald Trump kaum gelingen könnte, eine billionenschwere Steuersenkung durch den Kongress zu bringen. Damit würden der ohnehin schwächelnden Konjunktur wichtige Impulse weiterhin fehlen. Zudem erhöht Fed-Chefin Janet Yellen die Zinsen weiter, was Autokredite verteuern und damit den Absatz bremsen würde.

Gleichzeitig kommt eine Schwemme gebrauchter Fahrzeuge auf den Markt, nachdem es in den vergangenen Jahren einen Leasing-Boom gegeben hatte. Daher sinken die Preise für Gebrauchtwagen deutlich, weshalb der Kauf neuer Fahrzeuge weniger attraktiv wird und damit auf die Verkäufe drückt. Daimler ist nicht zu beneiden mit Blickrichtung westliche Atlantikküste.

Quelle: ntv.de

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