Wirtschaft

Lkw-Geschäft bereitet Probleme Daimler-Warnung verpufft

Brasiliens Wirtschaft liegt am Boden. Das bekommt auch Daimler mehr und mehr zu spüren - in der Lkw-Sparte. Nun reagiert der Konzern und kassiert den Ausblick für die Sparte.

Nach dem Rekordergebnis im vergangenen Jahr wird Daimler für das Lkw-Geschäft zunehmend pessimistischer. Das weltweit bereits schwierige Geschäft habe sich in den vergangenen Wochen noch verschärft, warnte der Dax-Konzern und kassierte den Ausblick für die Lkw-Sparte. Am Aktienmarkt überraschte das allerdings kaum einen Beobachter. Viele hatten bereits damit gerechnet, dass Daimler das Rekordniveau des vergangenen Jahres nicht erneut erreichen wird.

Zum Handelsstart in einem positiven Marktumfeld verloren Daimler-Aktien 0,7 Prozent, konnten diese Verluste aber schnell wieder abbauen. Die Titel notierten am Vormittag nahezu unverändert.

Analyst Gerhard Wolf von der LBBW betonte, die Gewinnwarnung komme nicht überraschend und sei bereits in den Aktienkurs eingepreist. Die Auftragseingänge zeigten schon seit einiger Zeit abwärts. "Positiv in beiden Fällen ist die Nachricht, dass die Prognose für das operative Konzernergebnis unverändert bleibt", schrieb Wolf in einem Kurzkommentar. Es sei davon auszugehen, dass das Pkw-Geschäft so gut laufe, dass es die Schwächen der Lkw-Sparte und den Rückruf kompensieren könne.

n-tv.de-Autoexperte Helmut Becker warnt aber: "Die gute Pkw-Konjunktur bei Daimler sagt aber noch nichts über die Ergebnisse aus." Vor allem die teuren Autos verkauften sich zäh, untertstreicht er.

Auch für das Analysehaus Evercore ist die Prognosesenkung nicht unerwartet. "Wir sind von dem neuen Ausblick nicht wirklich überrascht", kommentierte Arndt Ellinghorst. Vielmehr stelle sich für ihn die Frage, warum das Management so lange gebraucht habe, das aktuelle Umfeld in den Ausblick zu implementieren.

Jobabbau in Brasilien

Die Stuttgarter begründen den schlechteren Ausblick mit der andauernd rückläufigen Entwicklung in wichtigen Märkten. Das operative Ergebnis (EBIT) aus dem laufenden Geschäft und den Absatz sieht Daimler Trucks deshalb nun deutlich unter Vorjahr. Bisher wurde ein EBIT auf Vorjahresniveau und ein Absatz leicht unter Vorjahr angepeilt. Auf die Konzernprognose habe der düsterere Ausblick keinen Einfluss.

2015 erzielte die Lkw-Sparte mit 2,7 Milliarden Euro das beste Ergebnis ihrer Geschichte und einen Absatz von 502.500 Einheiten. In Reaktion auf die schwierige Lage sollen bei Daimler Trucks nun die bereits laufenden Effizienzmaßnahmen verstärkt werden. In Brasilien müssten zudem Stellen abgebaut werden, dazu habe Daimler Trucks den Mitarbeitern ein freiwilliges Abfindungsangebot gemacht. Dafür dürften 2016 Sonderbelastungen von bis zu 100 Millionen Euro anfallen.

Truck-Geschäft läuft nicht rund

Die Aufträge im ersten Quartal hätten diese Entwicklung schon aufgezeigt, so Ellinghorst von Evercore. So seien die Aufträge in den USA um mehr als die Hälfte eingebrochen. Aber das ganze Truck-Geschäft in Amerika laufe nicht rund, die Nachfrage aus der Nafta-Region sei im ersten Quartal um 43,9 Prozent rückläufig gewesen, aus Lateinamerika habe es 21 Prozent weniger Bestellungen gegeben.

Evercore erwartet für 2016 ein Ebit für die Truck-Sparte von 2,26 Milliarden Euro. Damit liegen die Analysten bereits deutlich unterhalb der Markterwartung von 2,5 Milliarden Euro. Somit hat an der Börse kaum noch jemand damit gerechnet, dass Daimler das alte Ziel eines Ebits in Höhe des Vorjahres erzielen wird.

Autoexperte Becker ist sicher: "Das wird auch vorerst so bleiben, solange Brasilien  und Russland schwächeln und der US-Markt vorerst nicht mehr wächst sondern partiell ausfällt."

Weiterer Airbag-Rückruf

Daimler kündigte zudem an, dass ein erweiterter Rückruf des skandalgeschüttelten Airbag-Herstellers Takata auf den Konzern auswirkt. Zwar seien weltweit keine Fälle der fehlerhaften Takata-Airbags in Daimler-Fahrzeugen bekannt, es würden aber vorsorglich Rückrufe von Autos durchgeführt, so das Unternehmen. Die damit verbundene Rückstellung eines mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrages werde den Cashflow des laufenden Jahres geringfügig belasten. An der Ebit-Prognose für 2016 halte Daimler fest.

Takata habe sich verpflichtet, 35 Millionen bis 40 Millionen Module von Beifahrer-Front-Airbags ohne Trocknungsmittel in den USA für defekt zu erklären und über den Zeitraum von Mai 2016 bis Dezember 2019 in mehreren Schritten zurückzurufen. Bestimmte Beifahrer-Airbags seien auch in Fahrzeugen verbaut, die von Daimler-Tochtergesellschaften in den USA und Kanada vertrieben werden. Einige Modelle würden nun zurückgerufen.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts

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