Wirtschaft

Haben Händler Pornos geschaut? Credit Suisse entdeckt Anstößiges

Angeblich haben Händler während der Arbeitszeit nicht nur Börsenkurse betrachtet.

Angeblich haben Händler während der Arbeitszeit nicht nur Börsenkurse betrachtet.

Ermittler der Credit Suisse gehen Vorwürfen gegen eine langjährige Mitarbeiterin nach. Dabei durchforsten sie monatelang deren Kommunikation - und stoßen auf Unerfreuliches.

Eine interne Untersuchung der Credit Suisse bringt Anschuldigungen ans Licht, die dem Management der Schweizer Großbank überhaupt nicht passen dürften: Angeblich haben Händler in London während der Arbeitszeit Porno-Videos geschaut.

Darauf stießen die Ermittler der Bank, als sie etwas ganz anderes untersuchten. Dem "Wall Street Journal" zufolge ging es eigentlich um die altgediente Aktienhändlerin Zoe Henderson. Die Credit Suisse wirft Henderson demnach vor, sie habe ihre Kommunikation mit Kunden über elektronische Chaträume unzulässigerweise mit ihrem Mann geteilt. Dieser sei ebenfalls Händler in London, allerdings bei der Royal Bank of Canada. Bei der Kommunikation seien beispielsweise das Interesse von Credit-Suisse-Kunden am Kauf oder Verkauf von Aktien, Preisspannen bei bevorstehenden Börsengängen oder Entwicklungen bei Unternehmensfusionen oder andere Deals geschildert worden, hieß es weiter. Henderson sei daraufhin suspendiert worden.

Als die Ermittler der Credit Suisse die Chaträume durchforsteten, entdeckten sie, dass sich Henderson über das von ihr als unpassend und unanständig bezeichnete Verhalten ihrer Kollegen am Aktienhandelstisch beschwerte - sie hätten eine ordinäre, sexistische und rassistische Sprache verwendet. Henderson habe wiederholt höhere Stellen darauf hingewiesen, dass das Verhalten der Händler von den Managern geduldet und manchmal sogar gefördert werde, so die Zeitung.

Behörden lesen Protokolle

Die Bank ließ daraufhin mehrere Mitarbeiter befragen. Dabei ging es auch um Vorfälle, bei denen sich männliche Mitarbeiter im Büro versammelt haben sollen, um Sex-Videos auf ihren mobilen Telefonen anzuschauen. Der Leiter des Handelstisches sei auf unbestimmte Zeit beurlaubt worden. Sein Anwalt teilte mit, die Vorwürfe seien "höchst diffamierend, unwahr und werden energisch bestritten".

Die Chaträume dienen dazu, die schnelle Kommunikation zwischen Bankmitarbeitern und ihren Kunden und Handelspartnern zu vereinfachen. In letzter Zeit allerdings liefern die archivierten Transkriptionen den ermittelnden Behörden massenhaft Beweise für die versuchte Manipulation von Referenzzinssätzen und Devisenkursen sowie anderes mutmaßliches Fehlverhalten.

Angesichts des Drucks der Behörden auf die Compliance-Abteilungen der Banken - die Insidergeschäfte verhindern sollen - würden interne Chatraum-Jadgen "immer üblicher", sagte Andrew Oldland, ein Partner bei der Londoner Kanzlei Michelmores LLP. An der Wall Street und in London deckt die verstärkte Prüfung eine Vielfalt anstößiger Kommunikation auf und führt zu weiteren internen Untersuchungen. Einige Banken, darunter auch die Credit Suisse, beschränken deshalb die Nutzung von Chaträumen durch ihre Mitarbeiter. Das betrifft vor allem jene Chaträume, die von mehreren Banken frequentiert werden.

Quelle: ntv.de, jga/DJ

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