Wirtschaft

Heikles Umfeld an der Börse Covestro dampft Börsengang ein

Hauptquartier in Leverkusen: Das Logo des Kunststoffkonzerns Covestro.

Hauptquartier in Leverkusen: Das Logo des Kunststoffkonzerns Covestro.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Schritt aufs Parkett ist riskant, besonders in unsicheren Zeiten: Die Kunststoffsparte von Bayer kommt potenziellen Investoren sicherheitshalber beim Preis entgegen. Das erwartete Volumen sinkt um eine volle Milliarde.

Covestro reagiert auf das schwierige Marktumfeld: Die an die Börse strebende Bayer-Kunststoffsparte zollt der unsicheren Stimmung mit massiven Zugeständnissen Tribut. Covestro senkte nicht nur die Preisspanne der angebotenen Aktien drastisch, sondern auch das angestrebte Volumen um eine Milliarde Euro.

Bayer
Bayer 26,29

Das angepeilte Emissionsvolumen werde von ursprünglich 2,5 Milliarden auf 1,5 Milliarden Euro gesenkt, teilte Covestro am Morgen mit. Die Preisspanne verschiebt sich auf 21,50 bis 24,50 Euro. Bis zuletzt hatte Covestro eine Spanne von 26,50 bis 35,50 Euro je Aktie angesetzt.

Zudem wird die Angebotsfrist für potenzielle Investoren bis Freitag verlängert. Der für Ende der Woche geplante Börsengang wird auf kommenden Dienstag. Covestro begründete die Maßnahmen mit dem derzeit eingetrübten und volatilen Kapitalmarktumfeld.

Dämmung, Lack, Matratzenschaum

Den niedrigeren Emissionserlös will Covestro durch eine um 1 Milliarde Euro angehobene Kapitaleinlage ausgleichen. Damit werde die Nettofinanzverschuldung zusammen mit den Pensionsverpflichtungen von Covestro unverändert bei 4 Milliarden Euro liegen.

Der Covestro-Börsengang ist Teil eines großangelegten Umbaus bei Bayer. Der Dax-Konzern will sich künftig vor allem auf das Pharma- und Agrarchemiegeschäft konzentrieren. Die Kunststoffsparte Covestro beschäftigt mehr als 16.000 Mitarbeiter. Der aus der Bayer-Sparte "Material Science" hervorgegangene Kunststoffkonzern stellt unter anderem Dämm-Material, Lacke, Beschichtungen, Klebstoffe und Schaumstoffe wie etwa für Polster oder Matratzen her.

Der Rekord ist dahin

Für die begleitenden Banken sind die neuen Konditionen eine herbe Enttäuschung: Mit dem ursprünglich anvisierten Volumen von 2,5 Milliarden Euro wäre Covestro der größte Börsengang in Deutschland seit dem Boom-Jahr 2000 gewesen.

Zuletzt jedoch erwies sich die Stimmung an den Märkten als schwierig: In der zweiten Septemberhälfte waren die Sorgen um eine Abschwächung der Weltkonjunktur neu aufgeflammt. Der deutsche Leitindex hatte daraufhin kräftig an Höhe verloren.

In den vergangenen Tagen habe sich das Kapitalmarktumfeld deutlich verschlechtert, begründeten Bayer und Covestro die kurzfristige "Anpassung" der Börsenpläne. Externe Faktoren wie zum Beispiel die Unsicherheit über das künftige Wirtschaftswachstum Chinas oder die Zinspolitik der US-Notenbank hätten zu stärkeren Kursschwankungen an den Börsen geführt. Auch die negativen Schlagzeilen aus dem Automobilsektor belasteten die Aktienmärkte.

VW-Skandal sorgt für Unruhe

Der Börsengang von Covestro ist nicht das einzige Debüt, das derzeit am deutschen Aktienmarkt ansteht: Abgesehen von den Plänen bei Scout24 sind Analysten vor allem gespannt auf die Entwicklungen bei Schaeffler. Dort könnten sich die Börsenpläne offenbar verzögern.

"Das Problem ist, dass sich potenzielle Investoren anderen Themen zugewandt haben", hatte ein Insider vor zwei Tagen erklärt und dabei auf den Abgas-Skandal bei Volkswagen verwiesen. Dieser belaste nicht nur die Autobauer im Leitindex, sondern ließ auch die Aktienkurse einiger Autozulieferer einbrechen. "Die VW-Geschichte belastet den Börsengang", hieß es.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen