Wirtschaft

Google wird nie "Autos selbst bauen" Conti will Tech-Konzerne beliefern

Technologieaffin: Degenhart präsentierte den letzten Conti-Geschäftsbericht mit Hilfe einer Datenbrille.

Technologieaffin: Degenhart präsentierte den letzten Conti-Geschäftsbericht mit Hilfe einer Datenbrille.

(Foto: dpa)

Die Pläne von Google und Apple für selbstfahrende Pkw machen vielen in der Autobranche Angst - nicht so Continental. Der Chef des Autozulieferers sieht vielmehr Chancen und präsentiert seine eigene Theorie zum Engagement der Technologiekonzerne.

Autozulieferer Continental hat keine Angst vor den automobilen Ambitionen des Technologieriesen Google. Der US-Konzern wird nach Einschätzung von Continental-Chef Elmar Degenhart kein Autobauer im großen Stil. "Ich glaube nicht, dass Google ernsthaft die Intention hat, jemals Autos selbst zu bauen", sagte der Vorstandschef des Autozulieferers und Reifenherstellers. Vielmehr sehe er bei dem US-Konzern einen anderen Antrieb. "Google versucht, auf andere Geschäftsfelder zu expandieren - auch, weil sie weiteres Wachstumspotenzial aufzeigen müssen", sagte Degenhart. "Und Google ist interessiert daran, das Auto als zusätzliche Informations- und Datenquelle zu erschließen."

Continental
Continental 62,56

"Der größte weiße Fleck der Internetnutzung heute ist das Auto", sagte Degenhart. Da wolle Google hinein. Der Conti-Chef rechnete vor, dass es heute weltweit etwa 3 Milliarden Internetnutzer gebe. Sie seien pro Tag im Schnitt 3 Stunden online. "Macht also pro Tag circa 9 Milliarden Internetnutzerstunden. Für die Internetindustrie stellt eine Nutzerstunde - durch Werbung und Ähnliches - einen Gegenwert dar. Es geht hier für alle Anbieter, die das Internet nutzen, um einen Multimilliarden-Markt."

Dem gegenüber stünden eine Milliarde Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, die im Schnitt eine Stunde pro Tag in Betrieb seien. "Das ergibt also ein theoretisches Zusatzpotenzial in der Internetnutzung von einer weiteren Milliarde Nutzerstunden pro Tag - wenn alle automatisch fahren und in der Zeit auch das Internet nutzen. Doch schon ein Bruchteil davon wäre interessant für die Internetindustrie."

Roboterautos "ferne Zukunftsmusik"

Vor diesem Hintergrund ergibt es für Degenhart Sinn, dass Google an Roboterautos arbeitet und das Thema vernetzte Mobilität hoch hängt. "Das ist auch einer der wesentlichen Gründe für Google, die Automobilindustrie zu drängen, endlich mehr automatische Fahrfunktionen zu realisieren. Das tun sie sehr geschickt und bauen dabei gleichzeitig Image und Reputation auf als Technologieunternehmen", argumentierte Degenhart.

Conti beliefert Google bereits für deren Roboterautos, die der Internetgigant in den USA schon länger testet. Sie fahren nicht nur automatisiert mit einem Autopiloten, sondern gänzlich autonom, das heißt ohne Fahrer. Degenhart hält Roboterfahrzeuge aber für ferne Zukunftsmusik. "In den nächsten 10 oder 15 Jahren werden wir in New York keine Roboter-Taxis ohne Lenkrad und Pedalerie sehen. Das ist Science Fiction, das ist Träumerei. Denn das dortige Verkehrsgeschehen wäre dafür viel zu komplex und unberechenbar."

Neben Google werden auch Apple Ambitionen rund ums Auto nachgesagt - und hartnäckig halten sich Gerüchte, es gebe eine Geheimkooperation mit Conti. Degenhart sagte dazu aber nur: "Wenn sich Firmen wie Apple entschließen würden, Autos zu bauen, wären wir von Continental als Systemlieferant interessiert, mit ihnen Geschäfte zu machen." Es gäbe dann aber eine Bedingung: Das Kunden-Lieferantenverhältnis gelänge nur dort, wo "wir nicht im Wettbewerb miteinander stünden".

Quelle: ntv.de, mbo/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen