Wirtschaft

Gewinn sackt um ein Drittel ab Commerzbank irritiert Anleger

Deutlich niedrigere Gewinne als 2015: Commerzbank

Deutlich niedrigere Gewinne als 2015: Commerzbank

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Gegenwind für die Commerzbank wird immer stärker: Die historisch niedrige Zinslage sowie die anhaltende Unruhe an den Kapitalmärkten bremsen den Erholungskurs des Finanzinstituts und sorgen für Groll bei den Anlegern.

Deutschlands zweitgrößter Bank ist angesichts von anhaltenden Niedrigzinsen der Gewinn einbegrochen. Im zweiten Jahresviertel blieben der Commerzbank unter dem Strich mit 209 Millionen Euro gut ein Drittel weniger als noch vor einem Jahr. Für wesentlich mehr Unbehagen bei Anlegern sorgt in des der Rückgang des Kapitalpuffers - Kapitalquote genannt - von 12 auf 11,5 Prozent. Anleger warfen daraufhin das Papier in hohem Bogen aus den Depots: Für die Aktie heißt dies ein Minus von sechs Prozent - und im Sog verlieren Deutsche Bank gleich mit.

Commerzbank
Commerzbank 14,05

Seit Jahresbeginn hat das Papier inzwischen knapp 40 Prozent an Wert verloren und notiert damit nahe Rekord-Tiefstständen. Mehr bedrohlicher ist die 12-Monats-Sicht: In diesem Zeitraum hat sich der Wert Aktie mittlerweile halbiert. Sorgen machen den Anlegern dabei weniger das Zahlenwerk als vielmehr die Aussichten auf die künftige Kapitalquote. "Die Commerzbank hält sich selber alle Türen offen, indem sie auf die Marktvolatilität verweist, die auch die Quote beeinflussen könnte", sagt ein anderer Händler. Dies sei aber kritisch: "Eine weiter sinkende Quote dürfte vom Markt als steigendes Risiko für eine Kapitalerhöhung interpretiert werden und die Aktie ziemlich belasten". Dieses Risiko sei "nicht vernachlässigbar". Immerhin hätten Analysten, wie die von Morgan Stanley, darauf hingewiesen, dass die Commerzbank unter den europäischen Banken am stärksten unter der Niedrigzins-Umgebung leide.

Jahresziele ambitioniert

Operativ verdiente das Geldhaus zwischen April und Ende mit 342 Millionen Euro gut ein Fünftel weniger. Grund ist der Anstieg der risikogewichteten Aktiva (RWA) - etwa höhere Pensionsverpflichtungen und gestiegene Neubwertungsrücklagen aufgrund höherer Kreditausfallrisiken für italienische Staatsanleihen. Noch gravierender wirkten sich aber externe Risikofaktoren aus, die im RWA-Modell abgebildet werden.

Bis 2019 muss die Commerzbank unter vollständiger Anwendung aller künftigen Regeln auf eine harte Kernkapitalquote von 11,75 Prozent kommen. Der Konzern wiederholte die Einschätzung, dass es bei der Kapitalquote angesichts des derzeit unsicheren Marktumfelds öfter zu Schwankungen kommen könnte. Zuletzt hatte die Bank mit ihren Kapitalpuffern des Öfteren positiv überrascht. Unter anderem hatte sie vor gut einem Jahr mit einer Kapitalerhöhung zusätzlich Luft verschafft. Eigenkapital gilt als wichtiger Puffer gegen neue Schieflagen.

In der Kapitalquote bereits enthalten ist eine Abgrenzung für die geplante Dividende. Im ersten Halbjahr legte die Bank dafür 10 Cent pro Anteilsschein zurück. Damit steuert die Bank auf eine Gesamtausschüttung von erneut 20 Cent zu. Im Frühjahr hatte sie erstmals seit der Finanzkrise wieder eine Dividende gezahlt. Damals hatte der Steuerzahler die Bank mit Milliarden gerettet. Bis heute ist die Summe nicht ganz zurückgezahlt, der Bund ist mit gut 15 Prozent weiter größter Aktionär.

Die Prognose für 2016 wackelt bereits seit dem schwachen ersten Quartal. Es werde "deutlich ambitionierter", im Gesamtjahr das Ergebnis von gut einer Milliarde Euro aus dem Vorjahr zu erreichen, hatte die Commerzbank Anfang Mai erklärt. Dennoch legte die Bank für das erste Halbjahr bereits 10 Cent je Aktie für eine erneute Gewinnausschüttung zurück.

Quelle: ntv.de, jve/jwu/dpa/AFP/DJ

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