Wirtschaft

Deutsche Unternehmen begehrt Chinesen sind auf Einkaufstour

Gabelstapler-Modell Still RX 70 Hybrid des Gabelstapler-Herstellers Kion.

Gabelstapler-Modell Still RX 70 Hybrid des Gabelstapler-Herstellers Kion.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das 4,5 Milliarden Euro schwere Angebot von Midea für den Roboterbauer Kuka zeigt: Deutsche Unternehmen stehen als Ziel von Übernahmen in China hoch im Kurs.

Seit etwa fünf Jahren spielen Bieter aus China eine ernsthafte Rolle, wenn deutsche Mittelständler zum Verkauf stehen. Kamen sie auf ihrer Einkaufstour anfangs nur zum Zug, wenn sich sonst kein Bieter fand, haben sich die Fusionsberater inzwischen auf Käufer aus China eingestellt - und auch diese gehen professioneller vor. Vor allem der Maschinen- und Anlagenbau, Autozulieferer und Umwelttechnik stehen im Fokus der Chinesen.

Eine Übersicht über die wichtigsten Zukäufe chinesischer Unternehmen in Deutschland:

Kuka
Kuka ,61

Putzmeister: Der schwäbische Betonpumpenhersteller war der erste aufsehenerregende Verkauf eines deutschen Unternehmens nach China. Der Baumaschinen-Konzern Sany zahlte 2012 rund 360 Millionen Euro für das Familienunternehmen aus Aichtal bei Stuttgart. Als Firmengründer Karl Schlecht Putzmeister zum Verkauf stellte, hatten sich gleich fünf Bieter aus China gemeldet. Wenig später griff die chinesische XCMG beim Putzmeister-Konkurrenten Schwing zu.

Kion: Im Sommer 2012 nahmen die Eigentümer des Gabelstapler-Herstellers, die Finanzinvestoren Goldman Sachs und KKR, die chinesische Weichai Power als Miteigentümer mit 25 Prozent an Bord. Die Hydraulik-Sparte ging mehrheitlich an Weichai, die für ihr Engagement mehr als 700 Millionen Euro hinblätterte. Die ehemalige Linde-Tochter Kion war mit dem Nutzfahrzeughersteller bereits über ein Gemeinschaftsunternehmen verbunden. Nach dem Börsengang von Kion stockten die Chinesen in mehreren Schritten auf und kommen inzwischen auf 38 Prozent. Ihr Aktienpaket ist heute 1,8 Milliarden Euro wert.

Autozulieferer: Auch für Töchter börsennotierter Konzerne ist ein Käufer aus China kein Tabu mehr: Thyssenkrupp verkaufte die auf Blechplatinen spezialisierte Sparte "Tailored Blanks" 2012 an Wuhan Iron and Steel (Wisco). Der Türschloss-Hersteller Kiekert - damals ein Sanierungsfall - und die Zulieferer Preh, Schumag, KSM Castings sowie Saargummi sind ebenfalls in chinesischem Besitz.

Autohändler: Auch der größte Mercedes-Händler in Deutschland kommt aus China. Daimler verkaufte sieben eigene Niederlassungen in Ostdeutschland an die Hongkonger Lei Shing Hong (LSH), mit der der Autobauer auch in China und Australien zusammenarbeitet.

Müllverbrennungsanlagen: Erst Anfang dieses Jahres kam es zur ersten Milliarden-Übernahme eines chinesischen Käufers in Deutschland: Der schwedische Finanzinvestor EQT verkaufte die 18 ehemals zu Eon gehörenden Müllverbrennungsanlagen mit dem Namen "Energy from Waste" an Beijing Enterprise - für 1,8 Milliarden Euro. Der Bieter punktete mit dem Preis: Die finnische Fortum und die deutsche Steag zogen den Kürzeren. Die Übernahme zeigt den neuen Trend in China: Umwelttechnik ist gefragt. In das Bild passt auch das Buhlen der Hongkonger Chiho-Tiande um den angeschlagenen Schrott-Recycler Scholz aus Essingen bei Aalen. Sie könnte den Finanzinvestor KKR ausstechen.

KraussMaffei: Wenige Wochen vor dem Verkauf der Müllverbrennungsanlagen bekam ChemChina den Zuschlag für den Münchener Spezialmaschinenbauer KraussMaffei. Das Traditionsunternehmen stellt Spritzgießmaschinen für die Verarbeitung von Kunststoff und Gummi her. Der Chemieriese lässt sich die Übernahme 925 Millionen Euro kosten. Wenig später macht ChemChina mit einem weit teureren Zukauf weltweit Schlagzeilen: Der Schweizer Pflanzenschutz-Spezialist Syngenta kostet 43 Milliarden Dollar.

Banken: Der chinesische Finanzinvestor Fosun bietet 210 Millionen Euro für das Frankfurter Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Die Eigentümer, vor allem reiche Unternehmerfamilien, schlagen ein, doch die Finanzaufsicht BaFin prüft die Übernahme noch immer. Bei der BHF-Bank, die Fosun wenig später ins Visier nahm, beißen die Chinesen aber auf Granit. Sie verkauften ihre Beteiligung am Ende an die französische Privatbank Oddo. Fosun tummelt sich aber nicht nur in der Finanzbranche: Am Modehändler Tom Tailor hält der Investor knapp 30 Prozent.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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