Wirtschaft

Adidas-Zulieferer im Streik Chinesen legen Schuhfabrik lahm

Andere Sozialstandards: Chinas werktätige Bevölkerung entwickelt ein neues Selbstbewusstsein (Archivbild).

Andere Sozialstandards: Chinas werktätige Bevölkerung entwickelt ein neues Selbstbewusstsein (Archivbild).

(Foto: REUTERS)

Aufruhr in der chinesischen Schuhindustrie: Die Arbeiter bei Yue Yuen Industrial streiken für höhere Löhne und eine bessere soziale Absicherung. Der Arbeitskampf schlägt mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus hohe Wellen.

"Made in China": Mit Wachstum und Fortschritt beginnt sich das Lohngefälle anzugleichen.

"Made in China": Mit Wachstum und Fortschritt beginnt sich das Lohngefälle anzugleichen.

(Foto: picture alliance / dpa)

In China sorgt ein Streik bei Yue Yuen Industrial für Aufsehen: Am Standort Gaobu nördlich von Hongkong haben tausende Beschäftigte des südchinesischen Schuherstellers ihre Arbeit niedergelegt, um ihren Forderungen nach höheren Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnerhöhungen mehr Nachdruck zu verleihen.

Der für chinesische Verhältnisse ungewöhnliche Arbeitskampf dauert bereits seit zehn Tagen an und lähmt den Betrieb bei einem der wichtigsten chinesischen Zulieferer großer Sportartikelkonzerne wie Adidas und Nike. Ein Angebot von Yue Yuen Industrial schlugen die Streikenden aus. Ihren Ausstand wollen sie nun zunächst unbefristet fortsetzen.

Für Yue Yuen dürfte die Lage damit schwierig werden: Der 1988 gegründete, börsennotierte Konzern bezeichnet sich selbst als "Hersteller für den Weltmarkt" und beliefert unter anderem Nike, Adidas, Reebok, Asics, New Balance, Puma, Under Armour, Converse, Merrell, Salomon und Timberland.

Die Werkbank des Westens

Schon jetzt sprechen Beobachter vom bislang größten Arbeitskampf in Chinas jüngerer Vergangenheit. Der Konflikt zeige das zunehmende Selbstbewusstsein der Arbeitnehmer in China, hieß es, die sich immer besser informierten.

Zur Organisation nutzen die Arbeiter demnach auch moderne Mittel wie soziale Netzwerke und das Internet. Der im Dax notierte deutsche Sportartikelriese Adidas teilte vorsorglich mit, dass durch den Streik bei Adidas keine Lieferengpässe zu erwarten seien. Das Unternehmen lässt - ähnlich wie seine Wettbewerber - den Großteil seiner Sportartikel bei weltweit über 1000 Zulieferern produzieren.

Ein Sprecher von Yue Yuen erklärte, die Firma habe den Streikenden bessere Sozialleistungen angeboten. Die neuen Konditionen sollten am 1. Mai in Kraft treten. Die streikenden Arbeiter lehnten das Angebot jedoch ab.

Bei Adidas hieß es, man beobachte den Konflikt. Ein Sprecher bestätigte, der Mutterkonzern von Yue Yuen, Pou Chen Group, sei auch in Gesprächen mit der örtlichen Regierung über die Arbeitsbedingungen.

Aufgestaute Wut

"Die Firma betrügt uns schon seit zehn Jahren", sagte eine Arbeiterin in der Stadt Gaobu, die sich mit ihren riesigen Industriegebieten über das Delta des Perlenflusses erstreckt. Als Standort exportorientierter Unternehmen ist die Region ideal gelegen: Gaobu befindet sich in direkter Nachbarschaft der südchinesischen Millionenmetropole Guanzhou und der Sonderverwaltungszone Hongkong mit ihren stark frequentierten Seehäfen.

"Die Verwaltung von Gaobu, das Arbeitsamt und die Sozialversicherung betrügen uns alle zusammen", lautet einer der Vorwürfe der Yue-Yueng-Arbeiter. Die Behörden haben hunderte zusätzliche Polizisten in dem Industriegebiet stationiert, einige davon ausgerüstet mit Schilden und Schäferhunden.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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