Wirtschaft

Anlass zur Sorge? Chinas Exporte brechen ein

Kann sich die Welt auf das chinesische Wachstum verlassen? Die Volksrepublik kämpft mit vielen Baustellen.

Kann sich die Welt auf das chinesische Wachstum verlassen? Die Volksrepublik kämpft mit vielen Baustellen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wenn die Konjunkturlokomotive China pfeift, horcht die Welt hin. Warum wird im Februar annähernd ein Fünftel weniger exportiert? Die chinesischen Behörden haben zwar eine Erklärung parat, scharfe Beobachter sind aber nur zum Teil überzeugt.

China hat im Februar einen überraschenden Einbruch der Exporte verzeichnet und ein hohes Außenhandelsdefizit eingefahren. Damit kommen erneut Sorgen über die tatsächliche Stärke der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt auf.

Die Exporte sanken um 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ökonomen hatten dagegen mit einem Plus von 5 Prozent gerechnet. Der Absturz im Februar folgt nach einem starken Zuwachs von 10,6 Prozent im Januar - und ist der erste Rückgang seit September 2013.

Im Gegensatz zu den Ausfuhren legten die Importe wie schon im Januar um rund 10 Prozent zu. Aus diesem Grund fuhr China ein hohes Außenhandelsdefizit von 22,98 Milliarden US-Dollar ein. Das ist das erste Defizit seit knapp einem Jahr und das höchste seit zwei Jahren.

Betriebsferien wegen Neujahrsfeiern

Die chinesischen Behörden nannten das Neujahrsfest als Grund für die Entwicklung. Das Fest begann am 31. Januar und fiel in die ersten Februar-Tage hinein. Viele Fabriken hatten geschlossen. 

Internationale Beobachter warnten davor, zu viel in die Daten hinein zu interpretieren. Allerdings ging der Export auch für die Monate Januar und Februar zusammengenommen um 1,6 Prozent zurück. "Ich habe schwache Zahlen für Februar erwartet", sagte Conference-Board-Ökonom Andrew Polk. "Ich habe aber absolut nicht mit diesem schwachen Ergebnis gerechnet", zeigte sich der Experte überrascht. Insgesamt hieß es, es bleibe abzuwarten, ob die weltweite Nachfrage nach chinesischen Gütern in den nächsten Monaten schwach bleibe.

Viele Produzenten haben Auslieferungen vor die Neujahrsferien vorgezogen, da Gastarbeiter nach Hause zurückkehren und viele Produktionen während der Ferien stillstehen. Sollten die Exporte aber auch in den kommenden Monaten schwächeln, dürfte das Ziel der chinesischen Regierung, dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent zu erzielen, schwieriger zu erreichen sein.

Wachstumsziel mit Interpretationsspielraum

Chinas Ministerpräsident Li Keqiang hatte diese Woche die Wachstumsvorgabe verkündet, woraufhin einige Ökonomen das Ziel schon als zu ehrgeizig bezeichnet hatten. Bislang hat das Wachstum in China die Prognosen der Regierung zumeist übertroffen. Im vergangenen Jahr, für das ein Wachstumsziel von ebenfalls 7,5 Prozent ausgegeben worden war, legte das Wachstum um 7,7 Prozent zu.

Im laufenden Jahr habe die chinesische Wirtschaft allerdings mit stärkeren Schwierigkeiten wie einer Abschwächung am Immobilienmarkt und steigenden Verschuldungsrisiken zu kämpfen, hatte Wei Yao, Volkswirtin bei Société Générale, jüngst gesagt.

Insgesamt sei die Lage derzeit trotz der enttäuschenden Februar-Daten aber alles andere als dramatisch. "Wenn wir uns die Ergebnisse vom Januar und Februar zusammen ansehen, ist das Resultat gar nicht so schlecht", sagte Li Wei, Ökonom bei der Standard Chartered Bank. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir in diesem Jahr weitere Exportrückgänge sehen werden."

Quelle: ntv.de, ddi/DJ

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