Wirtschaft

Gigantischer Kaufanreiz China halbiert Auto-Steuern

Dicke Luft in Peking: Die Abgasbelastung in Chinas jungen Millionenmetropolen zwingt die Partei zum Handeln.

Dicke Luft in Peking: Die Abgasbelastung in Chinas jungen Millionenmetropolen zwingt die Partei zum Handeln.

(Foto: AP)

Die Regierung in Peking legt einen mächtigen Hebel um: Ab Oktober treten im ganzen Land massive Steueranreize für Kleinwagen in Kraft. Die Maßnahme soll den chinesischen Autoabsatz ankurbeln. Können deutsche Autobauer wie VW davon profitieren?

Mit einer energischen Maßnahme wollen die Wirtschaftslenker in China den heimischen Automarkt aus der Stagnation reißen: Die kommunistische Regierung des Riesenreichs bringt dafür flächendeckende Steuererleichterungen zum Einsatz.

Die Maßnahme zielt darauf ab, insbesondere den Absatz kleinerer Fahrzeuge mit geringerem Schadstoffausstoß zu fördern. China halbiert dafür die Mehrwertsteuer auf Fahrzeuge, deren Motor nicht mehr als über 1,6-Liter-Hubraum verfügt.

Für die Staatskasse dürften sich daraus gravierende Einbußen ergeben: Das fragliche Segment steht in der Volksrepublik für mehr als zwei Drittel des Marktes. Die neuen Steueranreize gelten ab Oktober und sind zunächst bis Ende 2016 befristet.

An den Börsen sorgte der Schritt für gute Stimmung: Die Aktien der chinesischen Anbieter verteuerten sich deutlich. In Shanghai zum Beispiel zogen die Aktien von Great Wall Motor um gut 8 Prozent an. In Hongkong verteuerten sich die Anteilsscheine des BMW-Partners Brilliance um 7,5 Prozent. Ob die deutschen Autobauer von der Maßnahme profitieren können ist noch unklar: Große Erfolge feierten Hersteller wie die VW-Tochter Audi, Daimler oder BMW im chinesischen Markt vor allem mit ihren Modellen aus dem Premium-Segment.

Wichtigster Absatzmarkt

China ist seit 2009 der größte Automarkt der Welt. Seit Ende der 1990er-Jahre ging es mit den Absatzzahlen steil bergauf. Die Volksrepublik ist sowohl gemessen an seiner Bevölkerungsstärke als auch im Hinblick auf seine geografische Ausdehnung ein wahres Riesenreich: Die Kommunistische Partei in Peking pumpt seit Jahrzehnten Milliarden in den Ausbau der Infrastruktur - und setzt dabei auch auf den Bau von Straßen.

Vom Boom im chinesischen Pkw-Markt konnten bislang auch deutsche Hersteller wie Volkswagen oder BMW stark profitieren. In den ersten acht Monaten 2015 fiel der Markt allerdings in eine Phase der Stagnation zurück. Im August gab es sogar ein Minus von 3 Prozent.

Beobachter warnen seit langem, dass der chinesische Automarkt irgendwann an ein Ende seiner rapiden Wachstumsphase gelangen wird. Die schwächelnde Konjunktur und auch der Sommer-Crash am Aktienmarkt machen sich zunehmend auch in der chinesischen Autobranche bemerkbar. Im Mai waren die Verkaufszahlen noch um 1,2 Prozent und im April um 3,7 Prozent gestiegen. In der Zeit davor waren auch zweistellige Wachstumsraten keine Seltenheit.

Um welche Dimensionen es für die Hersteller geht, zeigt diese Zahl: Trotz der schwachen Juni-Zahlen reichte es im ersten Halbjahr 2015 noch für ein Wachstum von 4,8 Prozent auf 10 Millionen verkaufte Pkw. Das sind allein in China binnen sechs Monaten mehr Fahrzeuge als VW - immerhin Europas größter Automobilkonzern - im Gesamtjahr 2014 in allen VW-Märkten der Welt zusammen verkaufen konnte.

Das Ende des China-Booms?

In den zahlreichen Millionenstädten scheint das Limit teilweise längst überschritten. In der Hauptstadt Peking zum Beispiel leidet die Bevölkerung unter regelmäßigen Staus und einer drastischen Luftverschmutzung, die sich bei entsprechenden Wetterlagen insbesondere im Winter immer wieder zu einem Mega-Smog und zur massiven Gesundheitsbelastung für Millionen von Menschen auswächst.

In dicht bebauten Küstenstädten wie Hongkong oder Shanghai stößt der Autoabsatz dagegen an ganz andere Grenzen: Im Stadtzentrum ist dort schlicht zu wenig Platz, um eine Marktsättigung mit Pkw pro Einwohner wie in westlichen Industriestaaten zu erreichen.

(Hinweis: In den ersten Berichten war von einer Steuergrenze von maximal 1,9 Liter Hubraum die Rede. Die Angaben wurde auf eine Obergrenze von 1,6 Liter korrigiert.)

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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