Wirtschaft

Ermittlungen wegen Insiderhandel Chef der Deutschen Börse tritt zurück

Carsten Kengeter tritt von seinem Posten als Chef der Deutschen Börse zurück. Grund sind Ermittlungen gegen den 50-Jährigen, die das Unternehmen nicht belasten sollen, heißt es. Nachfolger könnte der "Mann der Zahlen" aus dem eigenen Haus werden.

Nach der Schlappe diese Woche vor Gericht zieht der Vorstandschef der Deutschen Börse die Reißleine: Carsten Kengeter wolle als Vorstandsvorsitzender zum Ende des Jahres zurücktreten, teilte die Deutsche Börse AG mit. Er wolle dem Unternehmen ermöglichen, seine Energie wieder voll auf Kunden, Geschäft und Wachstum zu fokussieren und den Börsenbetreiber nicht weiter Belastungen durch das laufende Ermittlungsverfahren auszusetzen.

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Der Aufsichtsrat nahm den Rücktritt "mit großem Bedauern" an. Die Details der Übergabe sollen in Kürze bekannt gegeben werden, sobald die Entscheidungen getroffen wurden. Auch wer Nachfolger werden soll, werde dann bekanntgegeben. Beobachter sehen in Finanzvorstand Gregor Pottmeyer eine Übergangslösung. Er gilt in Finanzkreisen als "Mann der Zahlen" - mit allerdings nur geringen Ambitionen auf den Chefsessel. Kengeter werde die Gesellschaft bis zu einer Entscheidung weiter führen und habe dafür das volle Vertrauen des Aufsichtsrats.

Ermittlungen wegen eines lukrativen Aktiengeschäfts

Seit neun Monaten ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft gegen Kengeter wegen eines lukrativen Aktiengeschäfts in Millionenhöhe aus dem Dezember 2015 - gut zwei Monate vor dem Bekanntwerden der Fusionspläne mit der Londoner Börse LSE. Der Versuch, mit der Zahlung von Geldbußen eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens zu erreichen, war Anfang der Woche am Widerstand des Frankfurter Amtsgerichts gescheitert.

Die Ermittler werfen Kengeter vor, schon im Sommer 2015 mit der LSE-Führung Gespräche über einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen geführt und das Aktiengeschäft in diesem Wissen getätigt zu haben. Aufsichtsrat, Vorstand und Kengeter persönlich hatten die Vorwürfe zurückgewiesen. Nun jedoch gehen die Ermittlungen weiter.

Den Verantwortlichen bei der Deutschen Börse lief die Zeit davon: Der Aufsichtsrat hatte sich darauf festgelegt, erst nach dem Abschluss aller Verfahren über eine Verlängerung von Kengeters Ende März 2018 auslaufendem Vertrag zu entscheiden. Die Hängepartie verärgerte sowohl Mitarbeiter als auch Investoren des Dax-Konzerns. Denn schließlich hatten die Finanzaufsicht Bafin und die hessische Börsenaufsicht angekündigt, die Causa Kengeter nach Abschluss des strafrechtlichen Verfahrens auch noch genauer unter die Lupe nehmen zu wollen.

Aktie wird kaum beeinflusst

Der Rücktritt führt zu nur leichten Aufschlägen in der Aktie der Deutschen Börse. Spätestens seit der Entscheidung des Amtsgerichts Frankfurt, eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens gegen Kengeter abzulehnen und die Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft zurückzuverweisen, gilt Kengeter unter Beobachtern als nicht mehr haltbar. Im Handel heißt es, dass sich Kengeter von einem positiven Asset in der Zwischenzeit zum Belastungsfaktor für die Deutsche Börse gewandelt habe. Die Unsicherheiten um seine Zukunft bestimmte in den vergangenen Wochen die Schlagzeilen in den Medien, lasteten auf der Stimmung der Mitarbeiter und lenkten vom Kerngeschäft ab.

Quelle: ntv.de, ara/rts/dpa/DJ

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