Wirtschaft

"Enorm viele Dinge geändert" Burger King zieht Wallraff-Fazit

Großkonzern mit Sitz in Miami, Florida: Weltweit gib es rund 13.700 Burger-King-Filialen.

Großkonzern mit Sitz in Miami, Florida: Weltweit gib es rund 13.700 Burger-King-Filialen.

(Foto: REUTERS)

Die Recherchen des "Team Wallraff" zeigen Wirkung: Der Deutschland-Chef der US-Schnellrestaurantkette führt Tarifverträge ein und bemüht sich, arbeitsrechtliche Streitfragen schnellstmöglich beizulegen. Branchenkenner sind noch nicht zufrieden.

Der US-Fast-Food-Konzern Burger King sieht sich gut drei Monate nach der Affäre um Hygienemängel und schlechte Arbeitsbedingungen auf dem richtigen Weg. "Wir haben in den vergangenen Monaten enorm viele Dinge geändert", erklärte Deutschland-Chef Andreas Bork der "Bild"-Zeitung. Zuvor hatte sich Bork bereits im Mai bei RTL ausführlich zu den Vorwürfen geäußert.

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"Bei dem betroffenen Franchise-Unternehmer haben wir viele Verbesserungen vorgenommen", hob Bork nun mit Blick auf die gezogenen Konsequenzen hervor. "Ein Tarifvertrag wurde eingeführt, über 80 Prozent der laufenden Gerichtsverfahren wurden in Rekordzeit beigelegt." Mit diesen Veränderungen reagiert Burger King Deutschland auf Missstände, die ein RTL-Reporterteam rund um den Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff im Frühjahr aufgedeckt hatte.

Wie es hinter den Kulissen einzelner Burger-King-Lizenznehmers zuvor tatsächlich zuging, erfuhr die Öffentlichkeit durch die Recherchen zur RTL-Sendung "Team Wallraff - Reporter Undercover". Der Burger-King-Beitrag ging Ende April auf Sendung. Darin war von Befunden wie abgelaufenen Lebensmitteln, bedenklichen Hygienezuständen und zum Teil auch katastrophalen Arbeitsbedingungen die Rede - und von gravierenden Verstößen gegen konzerninterne Richtlinien und die deutsche Lebensmittelverordnung.

Die Kritik richtete sich gegen den Franchisenehmer Ergün Yildiz und seine Firma Yi-Ko Holding, wie die Reporter betonten. Yildiz war zeitweise Geschäftsführer von zirka 90 Burger-King-Filialen. In einzelnen Restaurants waren die RTL-Reporter mit versteckter Kamera im Einsatz - eingeschleust als einfacher Arbeitnehmer mit einem Stundenlohn von 7,71 Euro brutto.

Rechtlich gesehen steht Burger King als Franchise-Geber nur indirekt in der Verantwortung. In der öffentlichen Wahrnehmung jedoch fallen die Missstände bei einzelnen Geschäftspartnern zwangsläufig voll auf den Markennamen zurück. Eine Woche nach der Sendung teilte Burger King mit, dass Yildiz als Geschäftsführer der Yi-Ko-Holding "zurückgetreten" sei.

"Normaler Arbeitgeber"?

"Nicht nur dieses Beispiel zeigt: Burger King bemüht sich um Wiedergutmachung", fasste das "Team Wallraff" zusammen. Günter Wallraff zählt zu den bekanntesten deutschen Investigativjournalisten. Bekannt wurde er vor allem durch sozial- und gesellschaftskritische Reportagen, für die er auch vor teils spektakulären Undercover-Einsätzen nicht zurückschreckt.

Für Burger King ließen sich die Recherchen der RTL-Reporter tatsächlich nicht einfach vom Tisch wischen: Angesichts der aufgedeckten Praktiken und Umgangsformen aus dem Arbeitsalltag der Fast-Food-Kette sah sich der US-Konzern hierzulande mit einem enormen Imageschaden konfrontiert. Die Konzernleitung musste dringend reagieren. Mehrere Filialen wurden zeitweise geschlossen.

Die daraufhin eingesetzten Veränderungen bei Burger King Deutschland scheinen allerdings nicht alle Beobachter zu überzeugen. Von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kommt weiterhin Kritik. Eine NGG-Sprecherin erklärte am Wochenende auf Anfrage, Burger King sei noch weit vom Verhalten eines "normalen Arbeitgebers" entfernt.

"Trügerischen Schein"

Ihren Darstellungen zufolge weicht ein neuer Muster-Arbeitsvertrag bei Burger King in wichtigen Punkten noch immer vom Manteltarifvertrag ab. Außerdem gebe immer noch Klagen, bei denen es um Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall gehe. Die Sprecherin wiederholte damit die Kritik von Guido Zeitler, NGG-Referatsleiter Gastgewerbe, der kürzlich in der "Wirtschaftswoche" von einem "trügerischen Schein" bei Burger King gesprochen hatte.

Im Gespräch mit der "Bild" sagte Bork mit Blick auf diese Vorwürfe: "Wenn wir von solchen Fällen hören, sprechen wir diese Themen sofort an. (...) Wann immer wir von einem Fall erfahren haben, wurde er innerhalb kürzester Zeit gelöst."

In der Zwischenzeit bemüht sich Burger King in der Öffentlichkeit um mehr Transparenz und Offenheit: Teil der neuen Image-Offensive ist unter anderem ein "Tag der offenen Küche", den Burger King im August erstmals in Deutschland veranstaltete. Die Schnellrestaurantkette machte dabei die Arbeitsbereiche von 250 Fast-Food-Restaurants für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich.

Im Rahmen der Aktion konnten sich Gäste laut Pressetext "ein Bild von der Arbeit hinter dem Counter und in der Küche machen sowie spannende Einblicke in die Arbeit des Fachmanns/der Fachfrau für Systemgastronomie erhalten".

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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