Wirtschaft

Investieren in Öl-Aktien? Buffett wirft Exxon aus dem Depot

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(Foto: REUTERS)

Öl-Aktien sind eine Verlockung. Die Titel haben sich zuletzt mit dem Ölpreis deutlich erholt. Doch bevor Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen, sollten sie sich die Bewertung genau anschauen.

Wer gedacht hat, dass die Öl-Aktien nach dem Ölpreiseinbruch nun günstig zu haben sind, sieht sich getäuscht. Die Bewertung der Ölaktien hat sich seit Jahresanfang verdoppelt: Der Bewertungsmaßstab "Kurs-Gewinn-Verhältnis", der die Gewinne (bzw. Gewinnerwartungen) in Relation zum Aktienkurs setzt, ist für die nächsten zwölf Monate für die Unternehmen aus dem amerikanischen S&P 500 Energy-Index auf horrende 28,2 gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Januar 2000 und liegt meilenweit über dem Zehnjahres-Schnitt von 12.

Grund für die hohe Bewertung ist, dass die Gewinnschätzungen für den Ölsektor aktuell kollabieren, während sich die Aktien zuletzt stark erholt haben. Laut einer Studie der Researchfirma FactSet prognostiziert der Analystenkonsens, dass die Gewinne der US-Energiefirmen im Jahr 2015 um 51,8 Prozent einbrechen werden. Im nächsten Jahr sollen die Ergebnisse sich zwar wieder um 41 Prozent deutlich erholen, doch lägen sie dann immer noch um rund 32 Prozent unter dem 2013er-Niveau.

Wie schwierig das Umfeld derzeit selbst für die Schwergewichte in der Branche ist, zeigen die Zahlen des US-Branchenprimus Exxon Mobil. Im vergangenen Quartal war der Gewinn von 8,35 Milliarden Dollar auf 6,57 Milliarden eingebrochen. Die Öl- und Gasproduktion war in dem Zeitraum um insgesamt 3,8 Prozent gesunken. Der niedrigere Profit zwingt den Konzern zum Handeln. Das Aktienkaufprogramm, das in den vergangenen Quartalen den Aktienkurs massiv gestützt hat, wird im laufenden Quartal um 70 Prozent auf nur mehr eine Milliarde Dollar eingedampft. Das ist das niedrigste Niveau seit dem dritten Quartal 2000.

Buffett flüchtet aus Ölaktien

Das Investitionsbudget für das laufende Jahr wird Exxon erst bei dem Investorentag am 4. März bekanntgeben. Die Investmentlegende Warren Buffett wird das allerdings nicht mehr interessieren. Seine Investmentfirma Berkshire Hathaway hat im vierten Quartal 2014 ihr gesamtes Paket an Exxon-Aktien verkauft und damit einen Schlussstrich unter das 3,7 Milliarden Dollar schwere Investment aus dem Jahr 2013 gezogen. Zudem hat sich Berkshire im abgelaufenen Quartal von seiner Position an der Öl- und Gasfirma ConocoPhillips getrennt. Die Perspektiven für die Schwergewichte sieht Buffett offensichtlich nicht besonders rosig.

Die europäischen Ölmultis, wie der hiesige Branchenprimus Royal Dutch Shell, reagieren ebenfalls energisch, um die Dividende zu retten. "Wir haben eine sehr langjährige Dividendenpolitik, und ich habe nicht vor, sie zu ändern", sagte Royal-Dutch-Chef Ben von Beurden. Er kürzt die Investitionen in den nächsten drei Jahren um 15 Milliarden Dollar. Immerhin sind die Ölmultis aus Europa nicht ganz so teuer wie die US-Konkurrenten. So liegt das 2015er-KGV für Total bei 15,2 und bei Royal Dutch bei 12,2.

Auch wenn die Öl-Aktien sich zuletzt rasant erholt haben, sollten Anleger sich derzeit an Warren Buffet halten und erst einmal von der Seitenlinie zuschauen, ob sich die Lage am Ölmarkt weiter stabilisiert.

Quelle: ntv.de

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