Wirtschaft

Kurssturz nach Milliarden-Minus Britische Bank HSBC verschreckt Anleger

Die HSBC wird von Spätfolgen eines Zukaufs vor fast zwei Jahrzehnten eingeholt.

Die HSBC wird von Spätfolgen eines Zukaufs vor fast zwei Jahrzehnten eingeholt.

(Foto: REUTERS)

Der Skandal um den Schweizer Ableger der HSBC schlägt sich zwei Jahre nach den "Swissleaks" finanziell nieder. Der Umbau der Problem-Sparte beschert der Bank einen satten Quartalsverlust. Die Aktie bricht ein und zieht den Sektor mit.

Einen rabenschwarzen Handelstag erwischten die Anleger der britischen Großbank HSBC. Zuvor hatte das Geldhaus einen Verlust von 4,44 Milliarden Dollar (4,2 Milliarden Euro) verkündet, der sich allein in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres angesammelt hatte. An der Londoner Börse brach der Aktienkurs ein, das Papier verlor mehr als sechs Prozent an Wert. Es hatte in den vergangenen Monaten allerdings auch zu den stärksten Gewinnern an den europäischen Börsen gehört.

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HSBC 7,15

Der gesamte europäische Bankensektor wurde von der Verlustexplosion bei HSBC belastet. Der Stoxx-Sektor-Index fiel um 1,5 Prozent und stellte damit die schwächste Branche in Europa. "Die Probleme sind zwar nicht übertragbar, aber nach der Rally im Sektor nimmt man nach solchen Vorlagen lieber Gewinne mit", sagte ein Händler. Auch die im Dax vertretenen Bankenaktien der Commerzbank und Deutschen Bank gaben zu Handelsbeginn deutlich nach, erholten sich danach aber wieder leicht und verloren zuletzt noch 0,5 Prozent.

Die HSBC wird von Spätfolgen eines Zukaufs vor fast zwei Jahrzehnten eingeholt. Wegen Abschreibungen auf das europäische Privatkundengeschäft brach der Vorsteuergewinn im gesamten Jahr 2016 um fast zwei Drittel ein. Mit 7,1 Milliarden Dollar verdienten die Briten nach Angaben zudem gerade einmal halb so viel wie von Analysten vorhergesagt. Die Wertberichtigungen gehen auf einen Umbau einer Schweizer Problem-Tochter zurück.

"Swissleaks" kommen HSBC teuer

Insgesamt 3,2 Milliarden Dollar schrieben die Briten ab. Das habe vor allem mit den Folgen des Kaufs der Safra Republic Holding im Jahr 1999 zu tun, erklärte das Geldhaus. HSBC hatte die beiden von dem brasilianisch-libanesischen Milliardär Edmond Safra kontrollierten Institute Republic National Bank of New York und die Safra Republic Holdings für zehn Milliarden Dollar übernommen und daraus seine Schweizer Privatbank geschaffen.

Doch in der Schweiz kam es zu umfangreichen Regelverstößen, die mit den "Swissleaks" an die Öffentlichkeit kamen und den Ruf der Briten schwer beschädigten. Als Reaktion darauf wurde das Geschäft radikal umgebaut. "Wir haben die Privatbank restrukturiert, und das liegt nun alles hinter uns", sagte HSBC-Chef Stuart Gulliver. Ein Verkauf stehe nicht an. Auch der Verkauf der brasilianischen Tochter drückte auf das Ergebnis. HSBC hatte die Sparte 2015 für 5,2 Milliarden Dollar abgegeben.

Brexit ohne großen Einfluss?

Die Entscheidung Großbritanniens, die Europäische Union zu verlassen, habe hingegen bislang kaum Auswirkungen, sagte Gulliver. Die Bank halte dennoch an ihrer Entscheidung fest, nach dem Brexit 1000 Stellen von London nach Paris zu verlagern. Der Grund sei, dass diese Dienstleistungen nicht mehr legal von London aus angeboten werden dürften, wenn Großbritannien nicht mehr in der EU sei, erläuterte Gulliver.

Dennoch meinte HSBC-Verwaltungsratschef Douglas Flint, das Jahr 2016 "wird uns in Erinnerung bleiben wegen der durchschlagenden, weitgehend unerwarteten wirtschaftlichen und politischen Ereignisse". Investoren seien verunsichert gewesen. Aber: Vor diesem Hintergrund sei auch "die Leistung der HSBC 2016 weitgehend zufriedenstellend".

Quelle: ntv.de, kst/DJ/rts/dpa

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