Wirtschaft

"Schreibt Jeff Bezos eine E-Mail" Autoren protestieren gegen Preisdrückerei

Amazon-Chef Jeff Bezos mit dem E-Book-Reader Kindle. Der Konzern hat schon früh auf digitale Bücher gesetzt.

Amazon-Chef Jeff Bezos mit dem E-Book-Reader Kindle. Der Konzern hat schon früh auf digitale Bücher gesetzt.

(Foto: REUTERS)

900 Schriftsteller - darunter Bestseller-Autoren wie Stephen King oder John Grisham - machen mobil gegen die unfairen Geschäftspraktiken des Onlinehändlers Amazon. In einer Zeitungsanzeige fordern sie ihre Leser auf, im "Bücherkrieg" Stellung zu beziehen. Amazon antwortet.

909 Autoren haben einen Protestbrief gegen die aggressive Preispolitik des weltgrößten Onlinehändlers veröffentlicht. In dem Schreiben, das als ganzseitige Anzeige in der "New York Times" erschienen ist, prangern sie an, wie der Konzern mit Engpässen bei Büchern die Verlagspreise drückt. Sie appellieren dabei an ihre Leser, in diesem Streit Position zu beziehen.

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Hintergrund ihres Brandbriefes ist der Streit über E-Book-Preise, den sich Amazon mit dem Verlagshaus Hachette liefert. Dem amerikanischen Versandportal wird vorgeworfen, die Preise für digitale Bücher mit unfairen Geschäftspraktiken zu drücken, um Konkurrenten das Wasser abzugraben.

Nachdem der französische Verlag Hachette sich weigerte, seine E-Books zu günstigeren Preisen zu verkaufen und mehr Geld vom Verkaufspreis an Amazon abzutreten, griff Amazon zu rabiaten Mitteln: Titel des Verlags waren zeitweise nur mit langen Lieferzeiten zu ordern oder gar nicht mehr verfügbar. Der Button für Vorbestellungen wurde deaktiviert. Auf den Seiten der Autoren des Verlags erschienen Empfehlungen für Bücher anderer Verlage. Preisnachlässe für die Bücher von Hachette wurden nicht mehr angeboten. Alle diese Punkte werden in dem "Leserbrief" aufgezählt.

"Kein Buchhändler darf den Verkauf von Bücher blockieren, anderweitig verhindern oder Kunden davon abbringen, die Bücher zu bestellen oder zu erhalten, die sie möchten", heißt es in der Erklärung der Autoren, von denen die meisten nicht für den Verlag schreiben, wie aus dem Schreiben hervorgeht. Weiter heißt es, Amazon trage den Streit auf dem Rücken der Kunden aus. Amazon verstoße damit "gegen das Versprechen, das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein".

Autoren als "Geiseln" genutzt

Die 909 Schriftsteller, unter ihnen berühmte Namen wie Stephen King oder John Grisham, sehen sich als "Geiseln" dieses Streits. Die Autoren fordern den Konzern dringlich dazu auf, nicht ihren Lebensunterhalt zu gefährden. "Durch uns hat Amazon viele Millionen Dollar verdient. Das ist keine Art, Geschäftspartner zu behandeln." An ihre Leser appellieren sie, Unternehmenschef Jeff Bezos per Email die Meinung sagen.

Wie der Initiator der Aktion, der Bestsellerautor Douglas Preston der britischen Tageszeitung "Guardian" sagte, wurde  die Anzeige von einer kleinen Gruppe der Autoren bezahlt. Laut New York Times kostet sie 104.000 Dollar.

Die aggressive Preispolitik von Amazon ist nicht neu. Der Online-Händler versucht regelmäßig die Preise zu drücken, um günstiger als die Konkurrenz zu sein. Die Größe des Konzerns hilft dabei. Mit seinen Autoren um Preise streiten will der Konzern aber auch nicht. Er bietet ihnen zum Beispiel an, bei ihm zu publizieren und bietet dafür höhere Margen als bei anderen Verlagen. Amazon hat schon früh auf digitale Bücher gesetzt und die Branche mit seiner Preispolitik und den Kindle-Lesegeräten mitgeprägt.

Amazons Antwort

Amazon konterte den Vorstoß der Schriftsteller mit einem eigenen offenen Brief. Darin heißt es unter anderem, Literatur müsse günstiger werden, da sie mit vielen anderen Medien im Wettbewerb stehe. "Bücher konkurrieren mit mobilen Spielen, Fernsehen, Filmen, Facebook, Blogs, kostenlosen Nachrichten-Websites und mehr."

Das Unternehmen verwies auch erneut auf frühere Berechnungen, wonach mit niedrigeren E-Book-Preisen wie 9,99 Dollar viel mehr Bücher verkauft würden als etwa bei 14,99 Dollar, so dass Schriftsteller und Verlage am Ende sogar mehr verdienen würden. Amazon verteidigte auch den massiven Druck auf Hachette. Der Verlag habe in den Verhandlungen drei Monate lang gemauert und sich erst zähneknirschend mit den Amazon-Argumenten auseinandergesetzt, "als wir Maßnahmen ergriffen, den Verkauf ihrer Titel in unserem Store zu reduzieren". Amazon habe vorgeschlagen, für die Dauer des Streits gemeinsam die Einbußen der Autoren auszugleichen - Hachette habe dies aber abgelehnt.

Quelle: ntv.de, ddi

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