Wirtschaft

Edellabels in der Kritik Boss-Zulieferer zahlen Hungerlöhne

Ein Bericht eines internationalen Textil-Netzwerkes wirft ein Schlaglicht auf das Label "Made in Europe". Niedriglöhne gibt es nicht nur in Asien. Auch Kleidung teurer Modehersteller, die in Osteuropa hergestellt wird, entsteht unter schockierenden Arbeitsbedingungen.

Das Label "Made in Europe", das oft teurer ist, bedeutet nicht automatisch faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen.

Das Label "Made in Europe", das oft teurer ist, bedeutet nicht automatisch faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zulieferer des Modekonzerns Hugo Boss stehen im Verdacht, ihren Mitarbeitern deutlich zu niedrige Löhne zu zahlen. Die durchschnittlichen Nettogehälter in der Türkei und in Kroatien liegen zwischen 308 und 440 Euro - pro Monat. Das schreibt der "Spiegel". Das Nachrichtenmagazin bezieht sich dabei auf Recherchen des internationalen Netzwerks "Clean Clothes Campaign" (CCC).

Eine Konzernsprecherin erklärte auf Anfrage, dass alle Zulieferer in den genannten Ländern stetig überprüft würden. Die genannten Zahlen könne sie weder bestätigen noch dementieren. Sie kündigte eine Prüfung der Vorwürfe an.

Laut Bericht fällt die Firma mit den Niedriglöhnen bei den Zulieferern weit hinter seine eigenen Sozialstandards zurück. Darin heiße es, dass die Vergütung "für den Lebensunterhalt der Beschäftigten und ihrer Familien ausreichend sein" müsse. In der Türkei etwa liege das festgelegte Existenzminimum pro Familie bei 1002 Euro, schreibt das Magazin.

Hugo Boss
Hugo Boss 49,69

CCC ist eine Nicht-Regierungsorganisation. Für ihren jüngsten Bericht befragte sie mehr als 300 Bekleidungsarbeitern und -arbeiterinnen in zehn osteuropäischen Ländern (Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Georgien, Mazedonien, Moldawien, Rumänien, Slowakei, Ukraine, Türkei). Dabei kam heraus, dass "fast alle Arbeiter, die Bekleidung für große europäische Einzelhändler wie Hugo Boss, Adidas, Zara, H&M und Benetton herstellen, unter dem Existenzminimum bezahlt werden, und viele sich auf die Landwirtschaft verlassen müssen, um zu überleben".

Ausbeutung vor der Haustür

Besonders schockierend ist die Tatsache, dass in vielen dieser Länder der gesetzliche Mindestlohn nur einen Bruchteil des niedrigsten Existenzlohns ausmacht - von 14 Prozent in Bulgarien, der Ukraine und Mazedonien bis zu 36 Prozent in Kroatien. Eine Situation, die mit der in den Hochburgen der Textilfertigung in Asien, wie Bangladesch, Pakistan und anderen vergleichbar ist, und auf die die europäische Modebranche gerne mit dem Finger zeigt.

Komplexe und undurchsichtige Lieferketten seien "keine Entschuldigung dafür, diesen Menschen ihr Grundrecht auf einen Existenzlohn zu versagen", stellte die Mitautorin des Berichts, Christa Luginbühl, fest.

Während Marken wie Zara und H&M auch in Krisenzeiten steigende Gewinne verzeichneten, zeige sich, dass sich die Arbeitsbedingungen in den herstellenden Ländern besonders seit 2008/2009 verschlechtert hätten.

Quelle: ntv.de, ddi/dpa

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