Wirtschaft

Hedgefonds ändern ihre Strategie Börsianer werden zu Trumps Freunden

Der Dow-Jones-Index tendiert auf Rekordniveau.

Der Dow-Jones-Index tendiert auf Rekordniveau.

(Foto: REUTERS)

Nachdem der US-Aktienmarkt nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haussiert, folgen ihm zahlreiche einflussreiche Investoren. Sie haben gute Gründe.

Neues Rekordhoch beim marktbreiten US-Index S&P 500: Nachdem viele Finanzprofis vor der US-Wahl für den Fall eines Siegs von Donald Trump einen kräftigen Kursrückschlag an den US-Börsen vorhergesagt hatten, ist die Stimmung trotz Trumps Sieg blendend. Investoren setzen darauf, dass er ein Programm von einer Billion Dollar zur Modernisierung der Infrastruktur auflegen und die Steuern massiv senken wird. Die Annahme: Dieses billionenschwere Konjunkturprogramm würde die Wirtschaft kräftig ankurbeln und damit die Inflation anheizen. Das beflügelt die Kurse der US-Aktien, bekämen die Unternehmen doch von zwei Seiten Rückenwind - nämlich von steigenden Absatzmengen und höheren Preisen für ihre Güter und Dienstleistungen.

Wegen dieser Aussichten ändern etliche Finanzprofis ihre ehemals skeptische Meinung und sehen nun die Börsenampel auf grün springen. Für Fantasie sorgen nicht zuletzt auch die geplanten Steuersenkungen für Unternehmen, die für kräftig steigende Gewinne sorgen würden. "Der Markt unterschätzt den wahrscheinlich starken Schub für den Gewinn je Aktie der S&P 500-Unternehmen durch niedrigere Unternehmenssteuern … und die aktuelle Chance, auf einen langjährigen wirtschaftlichen Aufschwung, der dem Zehn-Jahres-Rekord Konkurrenz macht", schreiben die Analysten der Deutschen Bank. Der aktuelle Aufschwung begann Mitte 2009 und ist damit 7,3 Jahre alt. Damit ist er der viertlängste aller Zeiten. Der längste lief von April 1991 bis März 2001 - und damit genau zehn Jahre.

Die Analysten der Deutschen Bank gehörten in den vergangenen Monaten allerdings zu den größten Skeptikern. Sie machen nun folgende neue Rechnung auf: "Eine Senkung der Steuerquote um jeweils fünf Prozentpunkte gegenüber (aktuell) 35 Prozent würde den Gewinn je Aktie des S&P 500 um fünf Dollar erhöhen. Angenommen die USA führen einen neuen Steuersatz zwischen 20 und 30 Prozent ein, gehen wir für 2017 von einem Gewinn je Aktie von 130 bis 140 Dollar aus", so die Analysten der Deutschen Bank. "Wir erhöhen unsere 2017er-Gewinnschätzung auf 130 Dollar." Sie sehen das Kursziel für den S&P 500 für Ende 2017 daher bei 2.350 Punkten. Das entspräche einem Kurspotenzial von sieben Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau.

Goldman eingeschränkt optimistisch

Die Kollegen von Goldman Sachs gehen von einem nicht ganz so starken Zuschlag auf die Unternehmensgewinne aus, zumal der effektive Steuersatz der Unternehmen, also der Satz, denn sie tatsächlich bezahlen, derzeit deutlich niedriger ist als der Höchststeuersatz von 35 Prozent. "Jede Veränderung der effektiven Steuerquote um einen Prozentpunkt erhöht den Gewinn je Aktie des S&P 500 um 1,50 Dollar für 2017", so die Analysten von Goldman. "Eine Veränderung des effektiven Steuersatzes auf 20 Prozent von aktuell 26 Prozent würde unsere Gewinnschätzung um acht Prozent auf 125 Dollar steigern." Das entspräche einem Ergebnisplus von 19 Prozent gegenüber den 105 Punkten, die Goldman für 2016 vorhersagt. Sollte die Prognose eintreffen, läge das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der 2017er-Schätzungen zwar bei hohen 17,5. Wegen der Aussicht, dass nach der schwachen Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre, die Profite im nächsten Jahr kräftig steigen könnten, dürften die Investoren aber über die hohe Bewertung hinwegsehen und weiter auf den fahrenden Zug bei US-Aktien aufspringen.

Vor der Deutschen Bank hatte bereits der berühmte US-Hedgefondsmanager Stanley Druckenmiller seine Einschätzung zum Aktienmarkt völlig auf den Kopf gestellt. In den vergangenen Monaten hatte der Finanzprofi wiederholt gewarnt, dass am Markt allmählich das Endspiel laufe und Investoren deswegen ihre Aktien zügig verkaufen sollten. Nach Trumps Erfolg sieht die Welt für Druckenmiller aber jetzt völlig anders aus.

Er sei nun "ziemlich optimistisch" für die US-Wirtschaft. "Ich bin so hoffnungsvoll wie schon lange nicht mehr", sagte Druckenmiller bereits am 10. November, also zwei Tage nach Trumps Wahlsieg. Druckenmiller geht davon aus, dass Trumps Politik dafür sorgen wird, dass die Inflation nach oben schießen werde. Er favorisiert "am Aktienmarkt Sektoren, die auf das Wirtschaftswachstum reagieren" – sprich Unternehmen aus zyklischen Branchen, die stark von einer Konjunkturbelebung profitieren. Auch Druckenmillers Kollege Carl Icahn hatte reagiert und noch in der Wahlnacht Trumps Wahlparty verlassen, um eine Milliarde Dollar auf Aktien zu setzen.

Was macht der Anleihenmarkt?

Ob die Hausse beim S&P 500 tatsächlich weitergeht, wird nicht zuletzt von einem Faktor abhängen: dem Anleihenmarkt. Wenn die Zinsen zu schnell zu stark steigen, werden Anleihen allmählich zu einer Alternative für Aktien, zumal die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nach dem rasanten Anstieg seit der Wahl mit 2,3 Prozent inzwischen deutlich über der Dividendenrendite des S&P 500 von 2,14 Prozent liegen. "Das Tempo des Zinsanstiegs ist ebenso wichtig wie dessen Zielpunkt, da jeder starke Zinsanstieg für einen Schock am Immobilien- und Anleihenmarkt sorgen und damit das Wirtschaftswachstum belasten könnte", schreiben die Analysten der Deutschen Bank. "Deswegen muss der Kongress versuchen, beim Konjunkturprogramm die richtige Balance zu finden und es ist wichtig, dass die Notenbank die Zinsen (nur) in moderatem Tempo anhebt, um den Anstieg der langfristigen Zinsen zu verlangsamen." Die Experten sehen keine Gefahr für das Kursziel von 2.350 Punkten für den S&P 500 für Ende 2017, solange die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen nicht über die Marke von drei Prozent klettern.

Die Stimmung für den S&P 500 hat sich trotz Trumps Wahlsieg also verbessert. Daher dürfte die Hausse am Aktienmarkt erst einmal weitergehen. Dazu muss Trump allerdings liefern und zwar in Form eines massiven Konjunkturprogramms.

Quelle: ntv.de

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