Wirtschaft

Von wem stammt die Studie? Börsenkrimi um Wirecard

Fragwürdige Studie aus fragwürdiger Quelle: "... inklusive der Risiken von Finanzverlusten, Betrug und Falschdarstellung."

Fragwürdige Studie aus fragwürdiger Quelle: "... inklusive der Risiken von Finanzverlusten, Betrug und Falschdarstellung."

(Foto: REUTERS)

Mit schweren Anschuldigungen reißt eine Studie von Zatarra Research die Wirecard-Aktie nach unten. Der Fall schlägt hohe Wellen - nicht nur bei der Börsenaufsicht. Doch wer steckt dahinter, und was hat ein Blog der "FT "damit zu tun?

Der Kursrutsch erwischte viele Anleger auf dem falschen Fuß: Um bis zu 25 Prozent auf 32 Euro war die Wirecard-Aktie am vergangenen Mittwoch aufgrund einer Studie eines angeblichen Researchhauses "Zatarra Research" eingebrochen - das niedrigste Niveau seit November 2014.

Doch das ist nicht alles. Der oder die Verfasser der Studie werfen - zusammengefasst - dem Zahlungsabwickler Geldwäsche sowie Betrug der US-Kreditkartenfirma Mastercard und Visa vor und senken das Kursziel auf null Euro. Das Kursziel ist allerdings nicht das einzig Unseriöse in der Studie. Wirecard wehrt sich und hat sämtliche Vorwürfe scharf zurückgewiesen. Die Behauptungen seien "kompletter Schwachsinn." Der Konzern werde dagegen mit juristischen Mitteln vorgehen.

Merkwürdiger Disclaimer

Allein die Umstände der Studie sind dubios. Sie hatte keinen Autor und die Internetseite, auf der die Studie veröffentlicht wurde, funktioniert nicht mehr. Damit ist völlig unklar, wer der Verfasser ist. Zudem ist völlig unklar, wer hinter Zatarra Research steht. Wir haben die Studie glücklicherweise besorgen können.

Ein paar Sätze aus dem Disclaimer vom Anfang der Studie sollten Anleger aufhorchen lassen. "Indem Sie diese Studie herunterladen, stimmen Sie ausdrücklich dem Disclaimer zu, inklusive der Risiken von Finanzverlusten, Betrug und Falschdarstellung." Es sollte klar sein, dass etwas Derartiges in einer "normalen" Studie nicht steht. Ein paar Absätze weiter steht dann, dass Anleger davon ausgehen sollten, dass Zatarra Research Positionen eingegangen sei, wie über Aktien oder andere Finanzprodukte, die von der Bewegung der Aktie profitieren würden. Der Verdacht drängt sich auf, dass Zatarra Research samt Internetauftritt nur für die Verbreitung der Studie geschaffen worden ist.

FT-Blog verleiht der Studie Seriösität

Die Homepage von Zatarra hat kaum Reichweite, und vermutlich wäre die Analyse dort auch verstaubt, wenn der Blog der "Financial Times" (FT) namens "Alphaville" das Thema nicht aufgegriffen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hätte. Der Blog der "FT" spielt in der Causa Wirecard seit längerem eine größere Rolle.

Vor knapp einem Jahr veröffentlichte man unter dem Titel "The House of Wirecard" einen ausführlichen Beitrag zu Wircard. Auch die Anschuldigungen daraus wies Wirecard entschieden zurück. Allerdings ist der Zahlungsabwickler einer der am meisten geshorteten Aktien, Anleger setzen also auf fallende Kurse. Das bestätigen die Positionierungen im Bundesanzeiger. Im großen Stil wird auf fallende Kurse gesetzt. Mitgemischt hat auch der Hedgefonds-Manager Crispin Odey. Spannend ist der Eintrag, der 2,3 Prozent der Positionen hält. Dahinter verbirgt sich eine kanadische Pensionskasse.

Aktuell scheint der Spuk vorbei, und die Aktie stabilisiert sich um Kurse von 36 Euro. Anleger, die weiterhin eine stabile Entwicklung bei Wirecard erwarten, können mit Aktienanleihen (WKN PB2TY7) beziehungsweise Discountzertifikaten (WKN XM0Y6P) davon profitieren. Außerdem sorgt die hohe Volatilität für bessere Konditionen – aber nur für Mutige.

Bei etlichen Investoren dürfte der Verdacht aufkeimen, dass es sich erneut um einen Versuch gehandelt haben dürfte, den Aktienkurs von Wirecard nach unten zu manipulieren. Heftige Vorwürfe gegen Wirecard sind nicht neu. Im Sommer 2008 hatte die Schutzgemeinschaft der Kapitalanlager (SdK) und ihr damaliger Vizechef Markus Straub Wirecard falsche beziehungsweise irreführende Bilanzierung vorgeworfen. Später wurde bekannt, dass Mitglieder der SdK auf fallende Kurse bei Wirecard gewettet hatten. Am 6. April 2010 ist der nächste Angriff auf Wirecard gestartet worden: Aufgrund einer Falschmeldung des Nachrichtendienstes "Goldman, Morgenstern & Partners" (GoMoPa) brach das Papier ein.

Die Folgen der Studie von Zatarra Research sind zweifellos massiv: Am Mittwoch ist das Handelsvolumen auf dem Xetra-Handelssystem der Deutschen Börse auf 341,3 Millionen Euro nach oben geschnellt. In den vergangenen zwölf Monaten hatte der Schnitt bei lediglich 24,1 Millionen Euro gelegen, in den vergangenen fünf Tagen war er aber auf 88,7 Mllionen geklettert. Nun liegt es an der deutschen Börsenaufsicht schnellstmöglich zu untersuchen, ob es in den vergangenen Tagen und Monaten verdächtige Handelsbewegungen in der Aktie, oder bei entsprechenden Put-Optionen, mit denen man von einem Kursrückgang der Aktie profitiert, gegeben hat. In der Zwischenzeit könnte sich die Wirecard-Aktie weiter deutlich erholen.

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Quelle: ntv.de

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