Wirtschaft

Wer steigt auf, wer fliegt raus? Börse mischt Aktien-Indizes neu

Anleger sollten - wie immer - einen klaren Kopf behalten.

Anleger sollten - wie immer - einen klaren Kopf behalten.

(Foto: REUTERS)

In Kürze entscheidet es sich: Wer spielt künftig in welcher Börsenliga? Viele Namen werden gehandelt. Im Dax könnte es eine Überraschung geben.

Im Fußball gibt es die Erste Bundesliga, an der Börse den Dax. Gemeinsam ist in den ersten Ligen, dass nichts für die Ewigkeit ist. Der eine gewinnt und steigt auf, der andere verliert und steigt ab. Wen es trifft, darüber entscheidet an der Deutschen Börse der Arbeitskreis Indizes. Am 3. September wird er die neuen Umstellungen in Dax, MDax und TecDax bekanntgeben.

Über Auf- und Abstieg an der Börse entscheiden zwei Kriterien: der Börsenwert des Streubesitzes und die Handelsumsätze. Finden die Experten bei ihrer Dax-Überprüfung einen Kandidaten, der bei beiden Kriterien auf Rang 35 oder höher liegt, qualifiziert dieser sich für den Aufstieg. Im Gegenzug  muss ein Titel aus der ersten Liga weichen, der bei mindestens einem Kriterium nur auf Rang 40 oder noch schlechter liegt.

Ritterschlag für ProSieben?

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Mutmaßungen darüber, was sich ändern könnte, lassen sich zurzeit nur anhand der Juli-Liste anstellen - die August-Liste liegt erst Anfang September vor. Wie es aussieht, könnte es diesmal zu einer wirklich spannenden Neuerung kommen. Aufstiegs-Aspirant Nummer 1 für den Dax ist mit ProSiebenSat1 erstmals ein Medienkonzern. Den Daten zufolge liegt das Unternehmen beim Börsenwert des Streubesitzes auf Platz 29 und beim Handelsumsatz der Aktie auf Platz 32. Die Voraussetzungen für einen Aufstieg wären damit erfüllt. Auf der Kippe steht dafür K+S mit Platz 36 beim Börsenwert. Bis die August-Rangliste veröffentlicht ist, kann hier aber noch einiges passieren.

Steigt das Medienunternehmen auf, wäre das für Thomas Ebeling, Chef von ProSiebenSat1 Media, die zweite frohe Botschaft mitten im Jahr. Zuletzt durfte er sich über eine freiwillige Sonderzahlung von 23,4 Millionen Euro freuen, die die ehemaligen Eigner des im MDax gelisteten Medienkonzerns, die Finanzinvestoren KKR und Permira, an den Manager überwiesen haben. Bei einem Ranking von jeweils 30 wäre der Aufstieg auch noch gesichert. Aber dafür müssten die Handelsumsätze anziehen. Es verspricht, spannend zu werden.

Neupositionierungen bewegen Kurse

Umgesetzt werden die Entscheidungen des Arbeitskreises zwar erst am 22. September. Aber die heiße Phase hat schon vor der "neuen Spielzeit" begonnen. Wie immer bewegen sich bereits die Kurse, weil die Anleger sich positionieren. Mit der Ankündigung am 3. September beginnen auch aktiv gemanagte Fonds, die sich am Dax orientieren, Aufstiegskandidaten zu kaufen und Abstiegskandidaten zu verkaufen. Zum eigentlichen Umstellungstermin gesellen sich dann auch noch die passiv gemanagten Exchange Traded Funds (ETFs) dazu, die den Index exakt abbilden.

Anleger, die jetzt in Kursfantasien schwelgen, geben sich falschen Hoffnungen hin. Die erwarteten offensichtlichen Kursbewegungen im Dax gab es zwar in der Vergangenheit immer. Sie hielten aber nie lange vor. Eine Betrachtung von acht Jahren von "Börse Online" ergab, dass Anleger nur dann signifikante Gewinne erzielten, wenn sie rechtzeitig auf die späteren Aufsteiger setzten. Finanzmarktexperten zufolge wurde das größte Plus bei einem Einstieg von sechs Monaten vor der Ankündigung des Wechsels erzielt. Einen Monat vor dem Wechsel war das Plus schon auf wenige Prozent geschrumpft.  Optimal war das Gewinnergebnis auch nur, wenn Anleger gleich nach dem Wechsel wieder verkauft haben. Neun der zurückliegenden zwölf Dax-Aufsteiger haben sich in den ersten vier Wochen nach der Umstellung schlechter entwickelt.

Annington startet durch

Vonovia SE
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Mehr Bewegung als in der Oberliga wird es voraussichtlich in der zweiten Börsenliga geben. In den MDax dürften die Aktien der Immobiliengruppe Deutsche Annington und des Gabelstaplerherstellers Kion aus dem SDax aufsteigen. Nachdem sich im Mai die Beteiligungsfirmen Terra Firma und CPI Capital Partners bei Annington weiter zurückgezogen haben, ist der Streubesitz in die Höhe geschnellt. Damit dürfte sich die Aktie sofort im oberen Tabellen-Dittel des MDax wiederfinden. Der Index wird damit immer mehr zum Sammelbecken von Immobilienwerten: Deutsche Euroshop, Deutsche Wohnen, Gagfah, LEG Immobilien und TAG Immobilien sind bereits dort notiert.

Kion
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Auch bei Kion ziehen sich die Großaktionäre schrittweise zurück und unterstützen so indirekt einen Indexaufstieg. Erst im Juni hatte die Superlift Holding, ein Investmentvehikel von Goldman Sachs Capital Partners und KKR, 7,5 Millionen Aktien an der Börse platziert. Am Tabellenendes des Mittelstandsindex steht die Aktie des Großküchenherstellers Rational aufgrund ihrer geringen Liquidität. Weitere Abstiegskandidaten sind SGL Carbon und der Autozulieferer ElringKlinger.

Viele neue Namen dürfte es nach Handelsschluss am 19. September eine Börsenliga tiefer, im SDax, geben. Eine gute Ausgangsposition für die Aufnahme in den Small-Cap-Index wird den jüngsten Börsengängern Braas Monier, einem Bedachungsspezialisten, und auch dem Autozulieferer Stabilus zugetraut. Entscheidend dafür ist allerdings, wie für alle Wechselkandidaten, die August-Rangliste der Deutschen Börse, die erst ab Anfang September vorliegt. Bei den potenziellen Abstiegskandidaten aus dem SDax hat der Arbeitskreis Indizes die große Auswahl unter den Leichtgewichten Balda, Bauer, Hawesko, Centrotec Sustainable oder Zooplus.

RIB Software gilt als gesetzt

Überschaubarer dürfte das Stühlerücken im TecDax ausfallen. Ein Schattendasein führen, wie die Umsatzstatistik zeigt, die Aktien des Software-Unternehmens PSI und von Stratec Biomedical. Schon seit längerem wird die Aktie des Stuttgarter Bausoftwareanbieters RIB als Kaufkandidat gehandelt, künftig eine Liga höher zu spielen. Nach dem Börsengang 2011 war der Börsenkurs von RIB allerdings erst einmal abgetaucht. Doch seit einem Jahr hat sich der Wert verdreifacht. Als zweiter Aufstiegskandidat bietet sich mit SLM Solutions ein Hersteller von 3D-Druckern an. SLM ist erst seit dem 9. Mai diesen Jahres im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet. Der Aufstieg gelänge damit ähnlich rasant wie der von RB Leipzig in die Zweite Bundesliga.

Quelle: ntv.de, mit DJ

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